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Abhängigkeiten

/ Wochenration / Lesezeit: ~ 3 min

Abhängigkeiten

Gesund oder ungesund?

Insbesondere in den letzten Jahren hat mich immer wieder die Sorge begleitet, dass ich von bestimmten Dingen abhängig werden könnte. Zum Beispiel von Menschen und deren Zuwendung oder von Umständen. Dabei möchte ich von einem wirklich abhängig sein: von Jesus. Vielleicht auch aus dem Motiv heraus, dass ich dann von nichts anderem abhängig sein muss. Und ja, eigentlich ist man immer von etwas abhängig.

Toxische Beziehungen

Vielleicht wird es klarer, wenn ich dich mal kurz mit in meine Vergangenheit mitnehme. Mit 16 Jahren hatte ich meinen ersten Freund. Rückblickend kann ich sagen, dass das eine toxische Beziehung war, von der ich sehr ungesund abhängig war.

In der Zeit sank mein Selbstwertgefühl und ich isolierte mich von meinen Freunden und meiner Umwelt. Nicht falsch verstehen, ich bin noch weiterhin zur Schule gegangen, in meinen Sportverein und war auch Teil von Jugendgruppen. Aber dort war ich überall nur eher körperlich anwesend. Mir ging es physisch und psychisch schlecht, wenn mein Freund nicht in meiner Nähe war.

Wie auf kaltem Entzug

Aber auch wenn wir dann zusammen waren, habe ich mich oft einsam gefühlt. Es gab auch schöne Momente, besonders am Anfang der Beziehung, aber größtenteils war ich einfach nur traurig und ängstlich.

Als die Beziehung zu Ende war, begann die eigentlich schlimme Zeit für mich, denn ich war ein Jahr lang wie auf einem kalten Entzug. Seitdem ich in Halle wohne, habe ich begonnen, das alles ganz langsam zu verarbeiten. Zum Beispiel habe ich erstmals mit Menschen über das geredet, was passiert ist. Je mehr Zeit vergangen ist, desto mehr merke ich, wie wenig davon ich wirklich verarbeitet habe. Da ich gerade geheiratet habe, wird das wahrscheinlich auch noch mal mehr getriggert. Aber so viel erst mal dazu.

Angst vor Abhängigkeit

Seitdem ist es so, dass ich Abhängigkeit als gefährlich empfinde. Das hat dazu geführt, dass ich Menschen nur schwer vertrauen kann. Auch Freundschaften zu schließen fiel mir sehr schwer, da ich Angst davor hatte, manipuliert zu werden und die Kontrolle über mich und die Situation zu verlieren. Dabei gibt es ja auch Abhängigkeiten, die gar nicht schlecht oder ungesund sind. Aber es fällt mir schwer, dazwischen zu unterscheiden.

Triggerpunkte

Ein kleines Beispiel: Mir geht es gerade nicht gut und mein Mann versucht mich zu trösten. Von außen betrachtet eine gute Sache. Wahrscheinlich würde auch niemand bestreiten, dass in dem Moment eine Abhängigkeit da ist.

Ich erkenne die Abhängigkeit auch, nehme sie aber erst mal als „gefährlich“ war. Vielleicht denke ich, dass es nicht gut ist, da es sich um eine ungesunde Abhängigkeit handeln könnte. Versteh mich nicht falsch: Von außen betrachtet weiß ich meistens auch, dass das eine falsche Perspektive ist. Aber in dem Moment, wo mein Mann mich tröstet, kommen die alten Emotionen und damit einhergehenden Assoziationen hoch. Und eigentlich hatte ich mir doch damals geschworen, nie wieder in so etwas hineinzugeraten.

Leben in gesunden Abhängigkeiten

Das Ding ist, das bin ich ja auch nicht. Ich lebe in keiner ungesunden Abhängigkeit. In den nächsten Monaten möchte ich mehr lernen, gesunde und ungesunde Abhängigkeiten noch weiter unterscheiden zu lernen und die gesunden Abhängigkeiten für mich anzunehmen. Und wen wundert es, seitdem ich angefangen habe mit Menschen darüber zu reden, fällt mir das auch immer leichter, denn sie verstehen mich mehr und können mir helfen, einen gesunden Umgang damit zu finden.

Von Jesus möchte ich immer noch abhängig sein, doch auch da fällt es mir immer wieder schwer, ihm einen Vorschuss an Vertrauen entgegenzubringen, dass er das Beste für mich möchte. Aber ein „Hoch“ auf ihn, dass er treu ist und bleibt und dass er meinem Mann diese Ruhe und Geduld für all die Situationen und langen Gespräche gibt.

Dieser Text von Juliane Dupont wurde zuvor auf www.keineinsamerbaum.org veröffentlicht.

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