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© Sergiu Valena / unsplash.com

14.01.2021 / ERF Global Hope / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Sonja Kilian

„Mein Baby ist drogenabhängig“

Hana ist heroinsüchtig, als sie schwanger wird. Doch sie will ihr Leben ändern – für ihr Kind.

Die Kroatin Hana sieht als Teenager keine Zukunftsperspektiven. Heute ist sie sozial engagiert, verheiratet und Mutter von fünf Kindern. Dieses Leben hätte sie sich als junges Mädchen nie erträumt.

 

Der Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens hatte einige Kriege zur Folge. Dazu gehört auch der Kroatienkrieg zwischen 1991 und 1995. In dieser Zeit war die Kroatin Hana ein Teenager. Für sie scheint es in ihrem kriegsgebeutelten Land keine Hoffnung auf eine gute Zukunft zu geben. Weder politisch-gesellschaftlich noch privat sieht Hana Chancen auf Glück.

Niemals will das junge Mädchen heiraten. „Kein Mann wird mich jemals besitzen“, ist ihre Devise. Schon als Kind hatte sie einen Freund, der sie jahrelang körperlich missbraucht hat. Das hat ihre Einstellung zu Männern geprägt.

Mit 15 drogenabhängig, mit 19 Jahren im Knast

Aus Perspektivlosigkeit und weil Hana sich lebensmüde fühlt, beginnt sie im Alter von 15 Jahren, Drogen zu nehmen. Sie denkt sich nichts dabei. Ein bisschen Spaß im grauen Alltag wird doch erlaubt sein! Auch als es ihr körperlich sehr schlecht geht, ahnt sie nicht, woran das liegen könnte. Erst als ein Drogenhändler sie über die Symptome einer Abhängigkeit aufklärt, versteht Hana, was passiert ist: Sie ist heroinabhängig.

Erst als ein Drogenhändler sie über die Symptome einer Abhängigkeit aufklärt, versteht Hana, was passiert ist: Sie ist heroinabhängig.

Im Leben des jungen Mädchens geht es nur noch abwärts. Ihr Körper verlangt nach dem gefährlichen Stoff und sie tut alles, um ihre Sucht befriedigen zu können: Lügen, Stehlen, Drogen verkaufen. Eines Tages wird sie von der Polizei dabei erwischt. Hana kommt ins Gefängnis. Da ist sie gerade einmal 19 Jahre alt.

Sie weiß, dass sie aus gutem Grund im Knast sitzt. Deshalb kann sie kaum glauben, als eine Polizistin sie zwei Tage später aus der Zelle entlässt und nach Hause schickt. Es stellt sich heraus, dass die gesamte Dokumentation ihres Falles verloren gegangen ist.

Hoffnung durch einen Entzug

Ein Anwalt, der die Familie berät, und Hanas Mutter empfehlen ihr, eine Entzugsklinik zu besuchen. In Kroatien gibt es keine passende Einrichtung, aber sie finden eine Adresse in Spanien. Dort ist ein christliches Zentrum für Drogenabhängige bereit, Hana aufzunehmen.

Als Hana in der von Christen geführten spanischen Einrichtung ankommt, wird sie sofort von fürsorglichen Mitarbeiterinnen empfangen. Liebevoll sorgen sich die Betreuer um sie und lassen sie ihre Wertschätzung spüren. So wurde Hana noch nie in ihrem Leben behandelt. Sie fürchtet deshalb, sie sei womöglich in einer Sekte gelandet. Vielleicht waren die Mitarbeiter nur so freundlich, um sie einer Gehirnwäsche zu unterziehen?

Doch nach und nach schwinden Hanas Zweifel. Sie wird zu einem Gottesdienst mitgenommen und spürt, dass die Liebe der Christen, die sie hier kennenlernt, echt ist. Zum ersten Mal hört sie von Gott und von Jesus, seinem Sohn.

Hana merkt, dass sie Vergebung braucht und bittet Jesus, ihr Herz heil zu machen. Bald darauf fühlt sie sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich wieder richtig fit und fährt zurück in ihre Heimat.

Drogenabhängig und schwanger

Ihr Leben will sie allerdings nicht auf den Kopf stellen, nur weil sie an die heilende Kraft von Jesus glaubt. Sie will weiterhin Spaß haben und ausgehen – wie vorher auch. Am Tag ihrer Rückkehr trifft sie einen jungen Mann, mit dem sie sich gut versteht. Allerdings ist er drogenabhängig und schon nach drei Tagen ist Hana auch wieder süchtig. Drei Monate später ist sie schwanger – von dem Mann, den sie eigentlich noch kaum kennt. Jeder in ihrem Bekanntenkreis rät ihr zu einer Abtreibung.

Einige Tage nachdem Hana von der Schwangerschaft erfahren hat, sitzt sie mit Heroin im Blut in einer Bar, raucht und wartet auf einen Kaffee und den Erzeuger des Kindes. Sie will mit ihm in eine Klink fahren, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Plötzlich hört sie eine innere Stimme, die ihr sagt: „Du hast alle Sünden begangen, die du begehen konntest. Nur eine nicht: Du hast noch nicht getötet. Wenn du jetzt tötest, tötest du dich selbst.“

Hana hat das Gefühl, als würde Gott selbst zu ihr sprechen und ihr versichern: „Habe Glauben! Vertrau mir dieses Baby an! Du wirst mit dem Kind keine Probleme haben.“ Als Hanas Freund in der Bar eintrifft, teilt sie ihm mit: „Ich werde das Baby behalten. Gott hat mir gesagt, dass er für das Kind sorgen wird. Von dir als Vater erwarte ich nichts.“ Hanas Freund fällt aus allen Wolken, als sie ihm erzählt, Gott hätte mit ihr gesprochen. Doch er meint: „Da stecken wir jetzt beide drin. Wenn dein Gott dir das so gesagt hat, dann vertrauen wir darauf.“

Hana hat das Gefühl, als würde Gott selbst zu ihr sprechen und ihr versichern: „Habe Glauben! Vertrau mir dieses Baby an! Du wirst mit dem Kind keine Probleme haben.“

Ein Baby rüttelt wach

Bis dahin hat das junge Paar auf der Straße gelebt; doch sie finden eine Unterkunft, wo Hana nach der Entbindung mit dem Baby wohnen kann. Seltsamerweise wird Hana mit dem neugeborenen Mädchen aus dem Krankenhaus entlassen, ohne dass jemandem ihre Drogenabhängigkeit auffällt. Zumindest begleitet sie niemand und kein Sozialarbeiter kümmert sich um Mutter und Baby.

Die erste Woche verläuft problemlos. Hanas Tochter schläft friedlich in ihrem Bettchen. Sie ist sehr unkompliziert. Doch plötzlich kapiert Hana: Das Kind ist so ruhig, weil es unter Drogeneinfluss steht. Diese Erkenntnis schockiert sie. Sie schämt sich, doch Hilfe will sie keine holen. Schließlich besteht die Gefahr, dass man ihr dann das Baby wegnimmt.

Sie besorgt Säuglingsnahrung statt dem kleinen Mädchen weiterhin Muttermilch zu geben. Sofort gerät das Neugeborene unter Drogenentzug. Sieben Tage lang durchleiden Mutter und Tochter einen absoluten Albtraum. Das Kind weint Tag und Nacht und zittert am ganzen Leib, während Hana es besorgt beobachtet. Nach sieben schrecklichen Tagen wird das Baby tatsächlich gesund – ohne medizinische Hilfe. Auch in den Folgejahren zeigen sich keinerlei bleibende gesundheitliche Schäden.

Jesus befreit

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Nachdem ihr Baby gesund geworden ist, schlägt Hana dem Vater vor, gemeinsam in die christliche Entzugsklinik nach Spanien zu gehen, die Hana schon einmal besucht hat. Das Paar reist mit dem Säugling zu dem christlichen Zentrum. Hier werden sie beide physisch und psychisch gesund. Sie heiraten und lernen Jesus immer besser kennen. Sie beschließen, anderen dabei zu helfen, von Drogen loszukommen und an Jesus festzuhalten. Das tun sie mehr als 15 Jahre lang.

Hana und ihr Ehemann bekommen weitere vier Kinder. Die intensive Arbeit unter Drogensüchtigen müssen sie aufgeben, um ihre eigene Familie nicht zu gefährden, doch sie sind weiterhin in sozialen Projekten aktiv. Zurzeit engagieren sie sich in Hilfsprojekten in Mittelkroatien, wo seit Dezember 2020 tausende Menschen durch schwere Erdbeben mittellos geworden sind. Hana ist auch aktiv bei der Initiative „Women of Hope“.

Sie sagt: „Es geht nicht um uns. Es geht um Jesus. So wie es in Johannes 15,16 steht, haben wir nicht ihn gewählt, sondern er hat uns erwählt – nicht, weil er uns braucht, sondern weil er uns segnen will. Das habe ich erlebt und das möchte ich weitergeben – auch mit „Women of Hope“, einem Projekt, bei dem weltweit Frauen füreinander beten.“

Es geht nicht um uns. Es geht um Jesus. Wir haben nicht ihn gewählt, sondern er hat uns erwählt – nicht, weil er uns braucht, sondern weil er uns segnen will. Das habe ich erlebt und das möchte ich weitergeben. – Hana aus Kroatien

 

 Sonja Kilian

Sonja Kilian

  |  Redakteurin

Die verheiratete Mutter zweier Töchter liebt inspirierende Biografien. Deshalb liest sie gern, was Menschen mit Gott erlebt haben, schreibt als Autorin darüber und befragt ihre Gäste in Interviews auf ERF Plus.

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Kommentare (2)

Magdalena M. /

Dieser Bericht von Hana hat mich sehr angerührt.
Ich bin von Beruf Kinderkrankenschwester und habe schon in einem Heim für suchtkranke Mütter und deren Kinder hier in Deutschland gearbeitet.
Ich mehr

Ulrich H. /

Danke für diesen Bericht, der mich sehr berührt hat!

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