Navigation überspringen
© wallace769 / pixabay.com

12.06.2020 / Corona-Erfahrungsbericht / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Eeva Vähäsarja

Halt im freien Fall

Gottes Versprechen machen Eeva Vähäsarja Mut, als sie schwer an COVID-19 erkrankt.

Eeva Vähäsarja arbeitet als europäische Projektkoordinatorin für TWR Women of Hope. Mit ihrer Erlaubnis haben wir ihren englischen Bericht über ihre COVID-19-Erkrankung ins Deutsche übersetzt:
 

Bild Eeva mit Mann Jari
Eeva Vähäsarja ist die europäische Koordinatorin von TWR Women of Hope. Eeva und ihr Ehemann Jari stammen aus Finnland und sind seit Jahren weltweit für verschiedene Missionsgesellschaften unterwegs. (Bild: privat)

Jahrelang habe ich mich mit der Not von Frauen weltweit befasst. Als europäische Koordinatorin der weltweiten Gebetsbewegung „Women of Hope“ habe ich täglich Frauen vor Augen, die sich in einer scheinbar ausweglosen Lage befinden. Auch wenn jeder Mensch einen ganz individuellen Lebensweg hat, gibt es eine Gemeinsamkeit: Niemand bleibt auf seiner Lebensreise von leidvollen Erfahrungen verschont. Wer kennt sie nicht, die dunklen Zeiten, den Kampf gegen Depressionen, Beziehungsprobleme, Krebs oder andere bedrohliche Krankheiten?

Nicht nur schleichende Krisen können uns aus dem Gleichgewicht bringen, sondern auch plötzliche Ereignisse wie ein Unfall oder der Verlust geliebter Menschen. Wir alle können unsere persönlichen Geschichten von Leid erzählen. Mein Ehemann Jari und ich standen vor einer völlig unerwarteten Situation in unserem Leben, als wir am 7. März 2020 von einem unsichtbaren Feind befallen wurden – COVID-19.

Bohrender Schmerz bis in die Knochen

 

An diesem Tag wachte ich morgens mit unerträglichen Kopfschmerzen und Fieber auf. Es war mir, als würde ein starker Schmerz sich in meinem gesamten Körper gnadenlos bis in meine Knochen bohren. Jari erkrankte am darauffolgenden Tag an ähnlichen Symptomen. Zu allem Übel wurden die furchtbaren Schmerzen auch noch von Durchfall und Appetitlosigkeit begleitet. An den folgenden Tagen war ich nicht einmal in der Lage, Flüssigkeiten bei mir zu behalten, was zu meiner völligen Entkräftung führte.

Da sich mein Zustand in einer stetigen Abwärtsspirale befand, beschlossen wir, Hilfe bei unserem österreichischen Hausarzt zu suchen. Wir wurden gebeten, draußen bei einer frischen Brise im Wiener Frühlingswetter zu warten, nur um einige Stunden später abgewiesen und nach Hause geschickt zu werden. Der Arzt war zwar überzeugt davon, dass unsere Symptome nicht zum Coronavirus passen. Trotzdem wollte er uns sicherheitshalber nicht in seine Praxis lassen. Wir hatten keine Wahl. Wohl oder übel mussten wir zurück nach Hause gehen und beten, dass der Schmerz abklingen würde.

Selbst im Krankenhaus abgewiesen

Mein Zustand verschlechterte sich in den nächsten Tagen so sehr, dass ich zu nichts anderem mehr fähig war, als zu schlafen. Mein Ehemann Jari war zum Glück noch in der Lage, sich um praktische Dinge im Haus zu kümmern. Als der Coronavirus in meinem Inneren verheerenden Schaden anrichtete und eine Dehydrierung drohte, wussten wir uns nicht anders zu helfen, als einen Krankenwagen zu rufen.

Trotz unserer offensichtlich massiven Symptome wurden wir aber bald wieder nach Hause geschickt. Man empfahl uns Kohletabletten und gekochte Karotten. Zusätzlich zu unserer körperlichen Kraftlosigkeit mussten wir jetzt auch noch damit klarkommen, dass wir komplett auf uns selbst gestellt waren. Es machte uns psychisch zu schaffen, dass wir keine medizinische Behandlung erwarten konnten.

Zusätzlich zu unserer körperlichen Kraftlosigkeit mussten wir damit klarkommen, dass wir komplett auf uns selbst gestellt waren. Es machte uns psychisch zu schaffen, dass wir keine medizinische Behandlung erwarten konnten.

Unerwartete Hilfe

Doch Hoffnung war bald in Aussicht. Gott sei Dank war es uns möglich, Sitzplätze für einen der letzten Flüge zu bekommen, die noch Passagiere von Wien nach Helsinki beförderten. Mitten in unserer unbeschreiblichen Schwäche durften wir Gottes Güte ganz praktisch erfahren, indem wir wie durch ein Wunder in unsere Heimat Finnland reisen konnten. Eine ehemalige Arbeitskollegin half uns sogar noch beim Kofferpacken und begleitete uns bis zum Sicherheits-Check am Flughafen, obwohl sie damit ihre eigene Gesundheit gefährdete.

Mitten in unserer unbeschreiblichen Schwäche durften wir Gottes Güte ganz praktisch erfahren, indem wir wie durch ein Wunder in unsere Heimat Finnland reisen konnten.

Die Pandemie, die uns im frühen März an unserem aktuellen Wohnort in Österreich erwischt hatte, wurde für uns zu einem Albtraum. Inzwischen hat sich die Lage in Europa entspannt und auch ich erhole mich langsam von den Folgen der Erkrankung. In Finnland bekamen wir dann auch endlich Hilfe von Ärzten, Freunden und Verwandten. Wir konnten uns dort nun auch auf Corona testen lassen und erfuhren, dass es – wie bereits vermutet – dieser Virus war, der uns so krank gemacht hatte.

Gebet anderer als Kraftquelle

Es war ein großer Segen, dass viele Menschen in dieser schweren Zeit für uns gebetet haben. Eine liebe Freundin hat uns wissen lassen, dass sie mitten in der Nacht aufgewacht ist und für uns gebetet hat. Ein anderer Freund erzählte uns, wie Gott ihm deutlich gemacht hätte, dass er einen ganzen Tag lang für uns beten solle. Das war genau an dem Tag, als wir in unserem furchtbaren Zustand nach Finnland gereist sind. Eine Kurznachricht von ihm war sehr ermutigend für uns: „Die Hand des Herrn schützt euch.“

Es macht mich demütig, wenn ich daran denke, wie Menschen für mich gebetet haben. Man sagt: Bescheidenheit ist die realistische Erkenntnis darüber, dass alles ein Geschenk ist. Genau das bedeutet es auch für mich. Demütig sein heißt dankbar sein und die Geschenke wahrnehmen und zu schätzen wissen, die ich bekommen habe – ohne sie mit den Gaben zu vergleichen, die andere Menschen erhalten haben.

Demütig sein heißt dankbar sein und die Geschenke wahrnehmen und zu schätzen wissen, die ich bekommen habe – ohne sie mit den Gaben zu vergleichen, die andere Menschen erhalten haben.

Trost im Leid

Zurzeit durchlebt die ganze Welt eine herausfordernde Zeit, die irgendwie unwirklich erscheint. Doch die Bibel versichert uns, dass Gott allmächtig ist. Ein finnischer Bischof im Ruhestand schreibt in seinem Buch Pieni kirja kärsimyksestä (Ein kleines Buch über das Leid): „Gott ist mittendrin in der Gegenwart des menschlichen Lebens, in seiner Schwachheit und in allem Leid. Gott ist uns dann am nächsten, wenn wir das Gefühl haben, er sei am weitesten entfernt. Die Dunkelheit, in welche er mich führt, ist in Wirklichkeit Licht, in welchem ich die Bedeutung des Lebens klarer sehe, meinen Wert und meinen Auftrag. Nur in der Theologie des Kreuzes kann ein leidender Mensch Hoffnung und Trost finden, weil sie uns näher zu unserem gütigen Gott zieht.“

Daher will auch ich mich weiter an Gottes Versprechen festhalten: „Der Herr, euer Gott, wird selbst mit euch gehen. Er wird euch nicht verlassen und euch nicht im Stich lassen.“ (5. Mose 31,6).

 

Banner und Link Women of Hope

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

E.M.O. /

Sehr geehrte Eheleute Vähäsarja,
Gott möge Sie segnen, was für ein "wundervolles" Zeugnis! Diese Geschichte stärkt das felsenfeste Vertrauen und vermehrt die Hoffnung .... Weiterhin alles Gute.

A. R. /

Sehr geehrte Eheleute Vähäsarja,
ganz herzlichen Dank für Ihr ergreifendes Zeugnis, das mir zur Botschaft wurde!
Sie werden weiterhin in Seinem Auftrag Ihr Leben für viele Menschen einsetzen können. Das ist das Wertvollste.
Beste Grüße an Sie,
A. R.

Das könnte Sie auch interessieren