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© Priscilla du Preez / unsplash.com

02.08.2024 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Sarah-Melissa Loewen

„Wir lassen uns scheiden“

Wie können Eltern ihren Kindern gut mitteilen, dass sie sich trennen? 7 praktische Hilfestellungen.

„Wir lassen uns scheiden“ – das ist für Kinderohren wohl einer der schlimmsten Sätze, den Eltern sagen können. Denn die Familie ist ihr Lebensmittelpunkt. Wenn diese auseinanderbricht, sind Kinder mit zwei existenziellen Ängsten konfrontiert:
1. Dass mit dem Liebesaus der Eltern auch das Kind nicht mehr geliebt wird oder es sogar schuld daran ist.
2. Dass wenn der Elternteil, der nun die Familie verlässt, auch das Kind verlässt.

Daher ist es im Falle einer Trennung enorm wichtig, Kindern diese Ängste so gut wie möglich zu nehmen. Das beginnt schon beim ersten Gespräch. Informationen und Hinweise, wie Kinder auf die Trennung der Eltern reagieren und was sie in dieser Situation brauchen, findet ihr in dem Artikel „Wenn Eltern sich trennen“.

Wenn ein Elternpaar eine Scheidung beschlossen hat, sollte es ihren Kindern diese Entscheidung möglichst zeitnah mitteilen. Denn Kinder haben feine Antennen und spüren schnell, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Eine Trennung kommt in der Regel nicht aus heiterem Himmel, daher sind sie über die Nachricht möglicherweise nicht so überrascht, wie Eltern dies zunächst dachten.

Das bedeutet aber auch: Wenn die Eltern noch lange so tun, als wäre alles in Ordnung, schadet das eher der emotionalen Entwicklung der Kinder, als dass es Leid von ihnen fernhält. Denn dadurch, dass sie etwas anderes spüren als kommuniziert wird, stellen Kinder ihre eigene Wahrnehmung in Frage.

Wie kommunizieren wir unserem Kind die Trennung am besten?

Die Entscheidung ist getroffen, ihr werdet euch trennen. Was gilt es in der Kommunikation mit den Kindern zu beachten? Was ist wichtig und hilfreich für ein Kind, um diese Entscheidung möglichst gut aufzunehmen und zu verarbeiten?

Hier kommen sieben Hilfestellungen, anhand derer ihr euch auf das Gespräch vorbereiten könnt.

1. Bereitet euch gut auf das Gespräch vor

Als Eltern solltet ihr eurem Kind die Entscheidung, euch zu trennen, im Idealfall zusammen mitteilen. Am besten ist sogar, wenn ihr euch gemeinsam auf das Gespräch vorbereitet und dafür eine feste Zeit und einen festen Ort vereinbart.

Schafft eine ruhige Atmosphäre, nehmt euch Zeit und bleibt auch nach dem Gespräch für euer Kind ansprechbar. Folgende Fragen könnte euer Kind stellen und es ist gut, wenn ihr darauf bereits Antworten parat habt: Bin ich schuld daran? Liebt ihr mich nicht mehr? Wo werde ich wohnen?

Es kann hilfreich sein und euch selbst Sicherheit geben, wenn ihr euch für dieses Gespräch Unterstützung und Begleitung dazuholt, zum Beispiel eine Familientherapeutin.

2. Seid ehrlich

Ihr solltet eurem Kind gegenüber so ehrlich wie möglich sein, ohne dabei zu sehr in Einzelheiten zu gehen oder Anklagen gegen den anderen Elternteil zu äußern. Denn euer Kind hat die Konflikte ohnehin wahrscheinlich längst mitbekommen, kann sie meist aber nicht einordnen. Daher braucht euer Kind nun so viel Klarheit wie möglich; das heißt möglichst wenige und konkrete Informationen.

Achtet hierbei auch auf das Alter eures Kindes. Ältere Kinder haben gegebenenfalls mehr Rückfragen und können manche Erklärungen für die Trennung eher nachvollziehen als jüngere. Vielleicht fordern sie diese sogar ein. Wenn ihr Kinder in verschiedenen Altersstufen habt, achtet darauf, dass ihr im Hauptgespräch so kommuniziert, dass ihr damit keines eurer Kinder überfordert.

3. Nehmt eurem Kind mögliche Schuldgefühle

Kinder beziehen das Verhalten der Eltern in der Regel immer auf sich. Daher ist es sehr wichtig, euer Kind von Schuldgefühlen zu entlasten und aktiv aus der Verantwortung zu nehmen, zum Beispiel durch folgende Sätze:
1. Du kannst nichts dafür.
2. Du kannst nichts dagegen machen.

Der zweite Satz ist ebenso wichtig wie der erste, denn sonst bemühen sich Kinder sehr darum, die Eltern wieder zusammenzubringen. Sie versuchen eventuell besonders brav zu sein oder sie werden krank, verschlechtern sich in der Schule oder bauen Mist. Nur damit, die Eltern einen Grund haben sich zusammenzuraufen.

Enttäuscht hier euer Kind im positiven Sinne, indem ihr ihm klar signalisiert: Egal, was du jetzt tust, diese Entscheidung ist unsere und sie steht fest. Aber gebt ihm auch den Halt, dass es in dieser Veränderung von euch geliebt und geschützt wird.

4. Versichert eurem Kind, dass ihr es liebt

Das ist auch schon der nächste wichtige Punkt: Versichert eurem Kind, dass ihr es liebt. Und versichert es ihm in der Phase eurer Trennung immer wieder.

Dazu ist auch notwendig, dem Kind zu erklären, dass es Unterschiede in der Liebe zwischen euch Erwachsenen und zwischen Eltern und Kindern gibt. Euer Kind muss hören, aber auch immer wieder praktisch erfahren, dass die Eltern-Kind-Beziehung bestehen bleibt und es weiterhin geliebt wird – egal was passiert, auch wenn man sich streitet.

So nehmt ihr dem Kind die Angst, dass es ebenfalls verlassen werden könnte. Wertvoll und hilfreich sind klare Sätze wie: „Wir haben dich unendlich lieb, daran wird sich niemals etwas ändern.“

5. Gebt eurem Kind Orientierung

Die Veränderung in eurem Familienleben verunsichert euer Kind wahrscheinlich und es braucht jetzt Klarheit darüber, wie es weitergeht. Ihr solltet eurem Kind in dieser Situation daher Orientierung geben und ihm erklären, was sich verändern wird, aber vor allem auch betonen, was bleibt, wie es bisher war.

Das ist in der Anfangsphase vor allem für kleinere Kinder sehr wichtig. Außerdem solltet ihr eurem Kind versichern, dass es trotz der schmerzhaften Veränderung eine schöne Zukunft haben wird und ihr euch zusammen bemüht, gute Lösungen für alle zu finden. Denn das Kind muss auf seine Zukunft vertrauen können und darauf, dass ihr beide ihm erhalten bleibt.

6. Plant gemeinsam die Zukunft

Sobald ihr euer Kind über bereits getroffene Entscheidungen informiert habt, ist es wichtig, dass ihr das Kind in die nächsten Vorhaben altersgerecht mit einbezieht. Sprecht mit eurem Kind über die Planung des neuen Alltags, wie zum Beispiel die Gestaltung des neuen Zimmers und Besuchszeiten.

Hört euch dabei seine Wünsche, Vorstellungen und Sorgen an und berücksichtigt diese, so weit es möglich ist. Dadurch bekommt das Kind das Gefühl, seiner neuen Zukunft nicht hilflos ausgeliefert und vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Je mehr das Kind die neue Zukunft mitgestalten kann, desto leichter wird ihm die Umgewöhnung voraussichtlich fallen. Auch hier spielt das Alter des Kindes eine wichtige Rolle. Ein Kind mit 10 oder 12 Jahren kann seine Wünsche viel klarer äußern als ein Kind von 4-5 Jahren. Bedenkt dies vor allem dann, wenn ihr Kinder in verschiedenen Altersstufen habt.

7. Betet zusammen

Um das Gespräch vorerst abzuschließen, könnt ihr gemeinsam mit eurem Kind beten. Gemeinsames Beten vermittelt das Gefühl von Zusammenhalt trotz dieser schwierigen Situation.

Außerdem öffnet das Gebet für das Kind einen Raum, um Jesus seine Ängste und Sorgen anzuvertrauen, und stärkt die Gewissheit, dass es nicht allein ist. Gebet spendet Trost und Zuversicht und kann dem Kind – und auch euch – helfen, den Glauben als Quelle der Hoffnung und des Friedens zu sehen, selbst wenn sich eure familiäre Situation ändert.

 

Verwendete Quellen: 

Tipps: Wie Kindern Trennung erklären | SOS-Kinderdorf

 Sarah-Melissa Loewen

Sarah-Melissa Loewen

  |  Redakteurin

Sie hat Literatur- und Kulturwissenschaften studiert und war schon immer von guten Geschichten in Buch und Film begeistert. Doch sie findet, die besten Geschichten schreibt Gott im Leben von Menschen. Als Redakteurin erzählt sie diese inspirierenden Lebens- und Glaubensgeschichten. Sie lebt mit ihrem Mann in der schönsten Stadt am Rhein.

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