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© Dan Gold / unsplash.com

06.10.2021 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Micaela Kassen

Weniger haben – mehr leben!

6 Tipps, wie man seinen Alltag minimalistischer gestaltet.

Laut des Statistischen Bundesamtes sind es etwa 10.000 Gegenstände, die einen deutschen Haushalt durchschnittlich füllen. Vor etwa 100 Jahren waren es noch 100 Gegenstände. In dieser Entwicklung steckt eine gute wie eine schlechte Nachricht.

Die Gute: Für viele Menschen in Deutschland reicht das Gehalt nicht nur für Essen und Miete, sondern es bleibt auch was übrig für Bücher, Einrichtungsgegenstände, Technik, manchmal neue Kleidung – ein bisschen zusätzliche Lebensqualität eben. Die schlechte Nachricht: Wir besitzen immer mehr, was wir eigentlich nicht wirklich nutzen – und kaufen trotzdem weiter munter ein.

Den Hausrat zu reduzieren oder auf Minimum zu beschränken kann positive Auswirkungen haben, denn laut psychologischen Forschungserkenntnissen leben genügsame Menschen oftmals gesünder. Mit Minimalismus ist laut Duden die „bewusste Beschränkung auf das Nötigste“ gemeint und der Begriff ist zu einem Trendthema geworden, auch wenn es schon ein altes Grundprinzip ausdrückt. Schon Paulus stellte fest:

Wahrer Glaube und die Fähigkeit, mit wenigem zufrieden zu sein, sind tatsächlich ein großer Reichtum. Schließlich haben wir bei unserer Geburt nichts in die Welt mitgebracht und wir können auch nichts mitnehmen, wenn wir sterben. Deshalb wollen wir zufrieden sein, solange wir nur genug Nahrung und Kleidung haben (1. Timotheus 6,6-8).

Hier kommen 6 Tipps, wie man minimalistisch lebt.

1. Mir bewusst machen: Weniger Besitz = weniger Stress

Der erste Schritt, um zu einem minimalistischen Lebensstil zu gelangen, ist es, dass man sich bewusst macht: Minimalismus tut mir gut. Weniger Besitz bedeutet weniger Stress. Wenn ich weniger besitze, muss ich folglich weniger putzen, weniger reparieren und habe daher mehr Zeit.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag tut es mir gut, wenn ich mich entspannen kann, weil meine Wohnung wesentlich schneller aufgeräumt und ordentlich erscheint.

Ausmisten kann sich lohnen, da ich dann Ballast loslasse.

2. Auf Qualität achten

Ich kann darauf achten, Dinge von hoher Qualität zu kaufen, anstatt viel Billigware, die nicht lange hält. Was den Bereich Mode angeht: Auch da kann ich auf Nachhaltigkeit – Slow Fashion – achten. Hochwertige Kleidung hält länger, spart daher Geld und vor allen Dingen auch Zeit. Meine Gewohnheit, möglichst viel für möglichst wenig Geld zu bekommen, sollte ich ablegen.

Bei teurer Markenware denke ich ein wenig mehr darüber nach, ob mir ein bestimmtes Teil wirklich gefällt, ich es gebrauchen kann und daher mitnehme. Passt ein Teil irgendwann doch nicht mehr zu meinem Geschmack, kann ich es auf einer Plattform verkaufen oder tauschen.

Ein weiterer Vorteil, wenn ich auf hochwertige Materialien setze, ist: Ich belaste meine Gesundheit nicht mit giftigen Chemikalien.

3. Leihen und Teilen anstatt Besitzen

Bevor ich etwas kaufe, kann ich mir die Frage stellen, ob ich diesen Gegenstand wirklich kaufen muss. Wenn ich der Typ bin, der Bücher nicht mehr als einmal liest, lässt sich das Buch vielleicht ausleihen. Bücher, die sich schon zwei Jahre oder länger auf meinem Dachboden angesammelt haben oder im Schrank schon jahrelang verstauben und wahrscheinlich nicht mehr zum Einsatz kommen, lassen sich verkaufen oder verschenken. Das spart Platz.

Wenn Handwerken nicht gerade mein Hobby ist, muss ich nicht viel Geld für Werkzeug investieren. Im Baumarkt lässt sich teures Werkzeug für eine kleine Gebühr ausleihen. Vielleicht hat mein Nachbar aber auch einmal eine gute Bohrmaschine, die ich gelegentlich benutzen darf.

Wenn ich Dinge, die ich nur gelegentlich brauche, ausleihe, spare ich Geld und werfe im Endeffekt auch weniger weg.

4. Eine capsule wardrobe besitzen

Eine capsule wardrobe ist eine reduzierte Garderobe. In meinem Kleiderschrank befindet sich dann nur das, was ich wirklich brauche. Vor allem hängt dort dann auch überwiegend qualitative Kleidung. Beim Ausmisten kann ich mir folgende Fragen stellen: Was sieht noch gut aus? Was sitzt gut und kann bleiben? Welche Farben stehen mir? Was ist verwaschen und muss weg?

Ich behalte möglichst Kleidungsstücke, die sich gut miteinander kombinieren lassen und zeitlos sind. Kleidungsstücke, die für mich persönlich von Wert sind, sollte ich natürlich auch behalten. Beim Reduzieren meiner Garderobe kann es mir helfen, wenn ich mich auf meine Lieblingsfarben konzentriere oder mir zwei Grundfarben aussuche.

Ein Vorteil ist: Ich kann auf den ersten Blick sehen, welche Teile gut zusammenpassen und verschwende morgens nicht unnötig viel Zeit die Suche nach einem Outfit.

5. Minimalistisch einrichten

Eine minimalistische Einrichtung spart Zeit und reduziert Stress. Die Wohnung macht einen einfachen und aufgeräumten Eindruck. Zu viel Dekoration strahlt Unruhe aus. Sicherlich kann ich einiges loswerden. Wenn ich eine Veränderung wünsche, sollte ich nur das kaufen, was wirklich zur Wohnung passt. Ansonsten sammelt sich zu viel an, was letztlich doch nur wieder im Keller oder auf dem Dachboden verstaubt.

Minimalistisch als Familie zu leben, gestaltet sich wahrscheinlich etwas schwierig. Dennoch können sogar meine Kinder mit weniger auskommen. Neulich habe ich einige Spielsachen ausgemistet, die meine Kinder nicht mehr benutzen – und sie haben es nicht einmal bemerkt!

Anschließend habe ich meine Kinder entscheiden lassen, was sie von dem restlichen Spielzeug nicht mehr brauchen.

Der Vorteil ist: Es bleibt mehr Platz zum Spielen und was man sucht, findet man leichter.

6. Mir die Frage stellen: Was ist mir wirklich wichtig?

Ich versuche immer mehr darauf zu achten, was mir wirklich wichtig ist. Das könnte zum Beispiel ein Filmabend mit dem Partner sein, ein wöchentliches Kaffeetrinken mit einer Freundin oder Ausflüge mit den Kindern. Meine Hobbys müssen auch ausgelebt werden. Unnötige Zeitfresser sollte ich so gut es geht reduzieren. Pflichten und Aufgaben sind zwar gut, aber ich sollte mich nur regelmäßig fragen, ob diese noch zu meinem Leben passen.

Wenn ich mir bewusst bin, wie kostbar die Zeit ist, überlege ich mir gut, ob ich bis 18 Uhr pflichterfüllt im Büro hocke oder Zeit finde, meinen Sohn zum Fußballtraining zu begleiten.
 

Minimalistisch zu leben ist ein Lebensstil, der mir helfen kann, das Wesentliche – materiell und immateriell – im Blick zu behalten und darin meine Lebensfreude zu finden.

 Micaela Kassen

Micaela Kassen

  |  Freie Mitarbeiterin

Die gelernte Theologin studiert derzeit Psychologie und ist auf Kinder- und Jugendpsychologie spezialisiert. Sie hat als Lerntherapeutin gearbeitet und ist aktuell als Sozialarbeiterin in einer intensiv-pädagogischen Einrichtung tätig. Redaktionell setzt sie ihre Schwerpunkte auf die psychische Gesundheit und Kindererziehung. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

G.W. /

Danke, wir können diese Anregung auch jetzt, bei Wirtschafts- und Gesellschaftskrise, gut brauchen. So haben wir Hilfen, unser Leben erfüllter, wesentlicher zu erleben.

Wilfried B. /

Ein Mut machender Artikel, der gute Möglichkeiten eröffnet, Theorie wirklich in die Praxis umzusetzen. Danke!

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