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© Daniel Lincoln / unsplash.com

17.06.2023 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Resilienz auf Knopfdruck?

Fünf Tipps, wie du Krisen widerstandsfähiger meisterst.

Plötzlich ist sie da – die Krise! Und vielleicht geht es dir wie mir, ich werde meist überrollt: Von den Geschehnissen an sich, von meinen Befürchtungen und negativen Emotionen. Irgendwann kommt dann der frustrierte Gedanke: Wenn ich resilienter wäre, dann hätte ich es jetzt leichter.

Widerstandskraft aufzubauen ist aber nichts, was auf Knopfdruck passiert. An der eigenen Resilienz zu arbeiten, ist eine Lebensaufgabe, die wir am besten schon in den sonnigen Zeiten des Lebens einüben. Doch einige der fünf Tipps, die ich dir zum Thema Resilienz mitgeben möchte, kannst du bereits in einer akuten Krisensituation anwenden.

1. Übe Dankbarkeit ein!

Dankbar sein – echt jetzt? Mitten in einer Lebenskrise? Was ist das denn für ein Tipp? Ganz ehrlich, auch mir fällt es in Lebenskrisen schwer, dankbar zu sein. Aber Dankbarkeit ist ein echter Energiekick. Wer dankt, richtet den Blick weg vom Negativen auf das Gute. Damit weitet sich unser Blick wieder.

Dabei geht es nicht darum, sich die Krise schönzureden. Du musst nicht dankbar sein für den Jobverlust oder die schwere Krankheit. Aber auch in einer schwierigen Situation kannst du nach Gründen suchen, dankbar zu sein, zum Beispiel für die gute medizinische Betreuung in einer Krankheitsphase.

Dankbarkeit ist ein Perspektivwechsel weg von unserem Mangel. Das fällt schwer, aber wenn wir diese neue Perspektive erst einmal eingenommen haben, entdecken wir oft weitere Gründe zum Danken. Rituale können uns dabei helfen, eine solche Perspektive der Dankbarkeit einzuüben.

Starte doch ein Dankbarkeitstagebuch, in dem du notierst, wofür du dankbar bist. Oder nimm dir ein leeres Marmeladenglas und schreibe jeden Grund zur Dankbarkeit auf einen Zettel und wirf ihn hinein. Nach einem Jahr öffnest du das Glas und erinnerst dich an all die schönen Momente.

Auch anderen bewusst Danke zu sagen, tut gut – uns selbst und dem anderen. Wem kannst du heute ein fettes Dankeschön sagen? Denk mal darüber nach und dann geh hin und tue es.

2. Raus aus der Opferrolle!

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Resilienz ist Selbstwirksamkeit. Dieser Begriff klingt umständlich, doch er ist schnell erklärt: Selbstwirksam handeln wir immer dann, wenn wir unsere eigenen Handlungsspielräume wahrnehmen und nutzen.

Ganz praktisch heißt das, es sich in einer Krisensituation nicht in der Opferrolle bequem zu machen, sondern aktiv zu werden. Bei einer gesundheitlichen Einschränkung kann ich entweder auf das schauen, was nicht mehr geht, oder aber mich fragen: Was geht stattdessen?

Ich selbst lebe seit einigen Jahren mit einer chronischen Krankheit, durch die ich etliche Lebensmittel nicht mehr essen darf. Essengehen ist dadurch schwierig geworden. Natürlich war das hart. So viele leckere Dinge durfte ich plötzlich nicht mehr essen. Aber dann habe ich die Herausforderung angenommen. Mittlerweile backen mein Mann und ich so leckeres glutenfreies Pide, dass es mich nicht mehr so traurig macht, dass ich das aus meinem Lieblings-Dönerladen nicht mehr essen kann.

Selbstwirksamkeit hat auch etwas mit unserer Berufung zu tun. Wenn ich klar vor Augen habe, wieso ich meinen Job mache, kann ich mit stressigen Zeiten besser umgehen. Und wenn mir bewusst ist, wie sehr ich meine Kinder liebe, ist es leichter zu ertragen, wenn der Nachtschlaf mal kürzer ausfällt. Selbstwirksamkeit heißt also: Sein Warum kennen und bei Herausforderungen nach einer Alternativroute suchen.

3. Plane genug Puffer ein!

Wenn es etwas gibt, was ich schwer kann, ist es, realistisch zu planen. Immer wieder kommt es vor, dass ich am Ende eines Tages noch Aufgaben übrig habe. Das liegt zum einen daran, dass meine Motivation meist viel größer ist als meine Schaffenskraft, zum anderen daran, dass ich regelmäßig vergesse, großzügige Pausen einzuplanen.

Und dann kommt der Hammer: Etwas muss dringend noch erledigt werden und ich schwimme. Vielleicht hast du das auch schon erlebt oder erlebst es sogar immer wieder. Ein entscheidender Tipp aus meinem Interview zum Thema Resilienz mit Philipp Rüsch war für mich daher: Plane Puffer ein!

Und nein, damit ist nicht die halbe Stunde mittags gemeint, in der du sowieso etwas essen musst, sondern es geht um echten Puffer. Um Leerzeit. Und schon während ich das schreibe, merke ich, dass mir das stinkt. Ich möchte ungern „Nichtstun“ in meinem Terminkalender eintragen. Das ist irgendwann nach der Arbeit dran, wenn ich auf viele erledigte Aufgaben zurückschauen kann.

Aber – und damit verrate ich dir vermutlich nichts Neues – unser Leben verläuft selten planmäßig. Wenn du dir also Nichtstun einplanst, bedeutet das nicht, dass du dann wirklich nichts zu tun hast. Du wirst dann aber die Möglichkeit haben, die dringende E-Mail deines Chefs doch noch zu beantworten, ohne in den Turbomodus hochschalten zu müssen. Übrigens ist solch ein Puffer nicht nur in der Zeitplanung hilfreich. Auch ein finanzieller Puffer kann dir in einer Krisenzeit nützlich sein.

Daher plane dein Leben nicht auf Kante, sondern lass dir Luft! Spätestens in einer Krise wirst du sie brauchen, um nicht aus der Puste zu kommen.

4. Investiere in gute Beziehungen!

Gute Beziehungen sind entscheidend für ein erfülltes Leben. Gott hat uns Menschen als Beziehungswesen geschaffen. Beziehungen sind ihm sehr wichtig – und sie sollten auch uns wichtig sein. Denn wir sind auf Beziehungen hin angelegt.

Tief in unserer DNA steckt der Wunsch nach Gemeinschaft. Mir wird das spätestens dann schmerzlich bewusst, wenn ich mich aus einer Gruppe ausgeschlossen fühle. Und nichts stresst mich so sehr wie Konflikte oder Missstimmungen auf der Beziehungsebene.

Dagegen sind gute Beziehungen ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Es tut mir unheimlich gut, mich bei meinem Mann oder einer Freundin mal so richtig auszuheulen, wenn mir danach ist. Und genauso genieße ich es, freie Zeit mit meinen Lieblingsmenschen zu verbringen. Beziehungen schenken Geborgenheit und der Zuspruch anderer kann dir in Krisenzeiten Mut zum Durchhalten geben.

Wenn du extrovertiert bist, wirst du jetzt nicken. In Beziehungen zu investieren, ist für dich natürlich. Aber wenn du introvertiert bist, wirst du vielleicht einwenden, dass du gar nicht ständig Menschen um dich haben möchtest. Das musst du auch nicht. In gute Beziehungen zu investieren, heißt nicht, viele Beziehungen zu pflegen, sondern die wichtigsten.

Wer sind die Menschen in deinem Leben, die du gerne um dich hast und auf die du zählen kannst? Im besten Fall kommt dir direkt jemand in den Sinn. Und nun investiere gezielt in diese Beziehung(en) und Menschen. Arbeite daran mit, dass eure Freundschaft so eng und stark wird, dass ihr euch gegenseitig in Krisenzeiten stützen könnt.

5. Gehe gut mit deinem Körper und deiner Seele um!

In der Bibel spricht Paulus davon, dass unser Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist (1. Korinther 6,19). Wenn ich ehrlich bin, behandle ich meinen Körper nur selten so. Für mich ist mein Körper oft ein Werkzeug. Er hat zu funktionieren, damit ich mein Leben so leben kann, wie ich es mir vorstelle.

Nur halbherzig gehe ich mit einem regelmäßigen Mittagsschlaf gegen meinen Schlafmangel an und ich bin noch weit davon entfernt, mich ausreichend zu bewegen, zumindest unter der Woche und nicht nur am Wochenende. Tja, und Schokolade ist mir immer noch lieber als Grünkohl.

Vielleicht geht es dir ähnlich. Dann will ich dir jetzt nicht predigen, dass du dich komplett ändern musst. Denn erstens wäre das scheinheilig und zweitens sind radikale Vorsätze selten von Dauer. Aber ich möchte dich dafür sensibilisieren, dass deine Widerstandskraft körperlich wie seelisch auch mit dem Zustand deines Körpers zu tun hat.

Betreibst du Raubbau an deinem Körper oder auch deiner Seele, ist es nur natürlich, dass dir in Krisen die Kraft fehlt, diese zu bewältigen. Daher überlege kurz: Was könnte eine kleine neue Routine in deinem Alltag sein, um deinem Körper und im besten Fall auch deiner Seele etwas Gutes zu tun?

Das kann ein täglicher Spaziergang im Park sein, eine Portion Obst (mehr) am Tag, eine halbe Stunde früher Zubettgehen. Oder für die Seele täglich in einem guten Buch zu lesen, eine kleine Abendmeditation oder eine entspannende Gesichtsmaske.

Suche dir für den Anfang eine Routine, die dir guttut und leichtfällt. Und dann steigere dich. Gib deinem Körper und deiner Seele die Kraft zurück, die sie brauchen, um dich durch Krisen zu tragen!

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Rebecca Schneebeli ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet nebenberuflich als freie Lektorin und Autorin. Die Arbeit mit Büchern ist auch im ERF ihr Steckenpferd. Ihr Interesse gilt hier vor allem dem Bereich Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungspflege. Mit Artikeln zu relevanten Lebensthemen möchte sie Menschen ermutigen.

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