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© Kateryna T / unsplash.com

20.06.2024 / Buchauszug / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Andi Weiss

Das Beste kommt noch

Mit welcher Haltung können wir dem Tod gelassen begegnen? Ein Buchauszug aus „Trauer sucht Trost“.

Andi Weiss ist Songpoet und Logotherapeut, seine Frau Martina Weiss ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und arbeitet als Dozentin und Supervisorin. Gemeinam haben sie das Buch Trauer sucht Trost geschrieben, in dem auch dieser Text zu finden ist. Es ist ein Trauerbegleiter der ganz anderen Art: Bunt, kreativ und ohne Seitenzahlen.

Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung von Martina und Andi Weiss diesen Buchauszug. Hier können Sie unsere Podcastreihe Trauerzeiten mit ihnen finden.

Es gibt eine Geschichte über eine alte Frau, die eines Tages erfährt, dass sie unheilbar krank ist. Sie weiß: Sie wird in wenigen Wochen sterben. Sie lädt den Pfarrer zu sich nach Hause ein, um die letzten Dinge zu regeln. Sie erzählt ihm aus ihrem Leben - viel muss sie ihm nicht mehr erzählen; die beiden kennen sich schon lange.

Die Frau ist ein treues Gemeindemitglied. Sie hat nie viel Geld besessen. Das Wenige, das sie hat, will sie der Gemeinde überlassen. Sie diktiert dem Pfarrer die Lieder, die man auf ihrer Beerdigung singen soll. Statt Blumen will sie lieber Spenden für die Gemeinde.

Dann sagt sie: „Pfarrer, zu dem Ort, zu dem ich gehe, kann ich nichts mitnehmen... aber eines bitte ich dich: Wenn man mich beerdigt, möchte ich in meiner rechten Hand mein Gesangbuch halten. Ich habe es zur Konfirmation geschenkt bekommen. Es hat mir in schweren Zeiten immer wieder Mut gegeben.“ Sie beginnt feierlich ein Lied von Paul Gerhardt zu zitieren: „Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesu Christ! Und was mich singend machet, ist, was im Himmel ist!“

Als der Pfarrer gehen will, bemerkt er, dass die Frau noch etwas auf dem Herzen hat. Und tatsächlich: „Ich habe noch eine Bitte“, sagt die Frau, „gib mir nicht nur in die rechte Hand mein Gesangbuch, sondern leg mir in die linke Hand auch noch einen Löffel!“

Der Pfarrer runzelt die Stirn und will wissen, was es nun damit auf sich hat. Mit einem Lächeln auf dem müden Gesicht erklärt die Frau ihre Bitte: „Weißt du, Pfarrer, immer wenn ich bei euren Gemeindefeiern eingeladen war, die Hauptspeise vorbei war und die Tische abgeräumt wurden, sagten die Leute zu mir: ‚Behalte den Löffel in der Hand, denn das Beste kommt noch!‘ Und dann wusste ich, sie hatten mal wieder einen ganz besonderen Nachtisch gezaubert! Wenn die Leute an meinem offenen Sarg vorbeigehen und dich fragen, warum ich einen Löffel in der Hand halte, dann Pfarrer, dann sag ihnen, wie es ist: Das Beste kommt noch!“

Wenn die Leute an meinem offenen Sarg vorbeigehen und dich fragen, warum ich einen Löffel in der Hand halte, dann Pfarrer, dann sag ihnen, wie es ist: Das Beste kommt noch!

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