Navigation überspringen
© Priscilla du Preez / unsplash.com

29.06.2024 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 9 min

Autor/-in: Theresa Folger

Bring deine Talente zum Blühen

10 Tipps, wie du als Generalist dein Potenzial voll entfaltest.

Was hast du mit Leonardo da Vinci gemeinsam? Vielleicht sogar mehr, als du denkst. Leonardo da Vinci, das große Genie der Renaissance, war Maler. Und Architekt. Und Ingenieur. Kurz gesagt: Er war ein Generalist. Und das machte ihn zu einem der kreativsten Köpfe seiner Zeit.

In der Renaissance galt Leonardo da Vinci als das Ideal einer Gelehrten. Heute haben es Generalisten hingegen oft schwer, sich gegenüber Spezialisten und ihrem Expertenwissen zu behaupten.

Vielleicht bist du weder Maler noch Architekt oder Ingenieur. Aber wenn du dich für etliche Dinge gleichzeitig interessierst und dich ungern festlegst, dann hast auch du generalistische Persönlichkeitsmerkmale.

In Teil 1 dieser Reihe haben wir darüber gesprochen, warum die Vielseitigkeit der Generalisten keine Schwäche, sondern eine besondere Gabe ist. In diesem Artikel bekommst du zehn Tipps, wie du dein Potenzial noch besser ausschöpfen kannst.

1. Erkenne deine besonderen Fähigkeiten

Wusstest du, dass es auch in der Tierwelt Generalisten gibt? Gemeint sind Spezies, die in ihrem Verhalten und ihren Umweltansprüchen wenig spezialisiert sind. Sie verfügen über eine sogenannte Eurypotenz. Das bedeutet, dass sie Schwankungen von Umweltfaktoren innerhalb weiter Grenzen ertragen. Außerdem können sie sich sehr unterschiedliche Ressourcen zunutze machen.

Auch du hast diese Eurypotenz – die Fähigkeit, dich leichter als andere an verschiedene Umgebungen anzupassen. Du kannst dich in unterschiedlichste Aufgaben einarbeiten, weil du zu allen einen Zugang findest.

Außerdem hast du die Fähigkeit zum interdisziplinären Denken, also dem Erkennen von globaleren Zusammenhängen über verschiedene Fachbereiche hinweg. Wo andere nur Hindernisse sehen, erkennst du Chancen und ungewöhnliche Lösungswege.

Diese Gabe schlägt sich oft in Leitungsberufen nieder, da der Leiter das große Ganze überblickt und die einzelnen Aufgabenbereiche dann delegieren kann. Andere Generalisten gehen in Lehrberufe, da sie gern aus vielen komplexen Informationen das Wesentliche herausfiltern und dies dann verständlich für andere aufbereiten.

2. Strukturiere deinen Tag

Generalisten neigen dazu, sich zu verzetteln, weil sie sich für so viele Dinge interessieren. Als Ausgleich versuchen sie sich im Multitasking. Doch tatsächlich ist echtes Multitasking in den seltensten Fällen möglich.

Es gelingt vielleicht, wenn du die Spülmaschine ausräumst und nebenbei jemandem zuhörst, sprich: zwei Tätigkeiten verbindest, die komplett unterschiedliche Fähigkeiten erfordern und somit unterschiedliche Hirnareale belegen. Du kannst aber nicht gleichzeitig einen Text lesen und dabei mit jemandem sprechen, ohne dass eine der beiden Aktivitäten enorm darunter leidet.

Im Normalfall handelt es sich bei dem, was wir als Multitasking bezeichnen, um Task Switching. Hier wechselt man ständig von einer Aufgabe zur anderen.

Im Normalfall handelt es sich daher bei dem, was wir als Multitasking bezeichnen, um Task Switching. Hier wechselt man ständig von einer Aufgabe zur anderen. Statt Zeit zu gewinnen, brauchst du beim Task Switching im Endeffekt länger für einzelne Aufgaben und bist weniger effizient, da du dich andauernd in den Kontext neuer Aufgaben einfinden musst.

Vielleicht bemerkst du diese kleinen Wechsel gar nicht, sondern wunderst dich nur, warum du nach der Arbeit so erschöpft bist und trotz vermeintlichem Multitasking so wenige Aufgaben abschließen konntest.

Das Gegenmittel ist eine gute Struktur. Setze dir klare Prioritäten und plane zumindest einen Teil deines Tages. Ein einfaches To-Do-Listen-System oder Zeitblöcke für verschiedene Aktivitäten können Wunder wirken.

Auch gibt es zahlreiche Methoden wie die Eisenhower-Matrix (Sortierung in 4 Quadranten nach Wichtigkeit und Dringlichkeit) oder die Pomodoro-Technik (Arbeiten in kurzen Power-Zeitblöcken), die bei der Planung helfen können. Probiere aus, was für dich am besten funktioniert.

3. Finde Verbindungen zwischen vorhandenen Ressourcen

Die Generalisten in der Tierwelt haben die Fähigkeit, unterschiedlichste gegebene Ressourcen sinnvoll für sich zu nutzen. Wenn Tiere das können, dann trifft es sicher auch auf dich zu.

Denke einmal an die Mond-Mission „Apollo 13“ : Nach der Explosion eines Sauerstofftanks mussten die drei Astronauten einen lebensrettenden Kohlendioxid-Filter bauen. Alles, was sie dafür hatten, waren Plastiktüten, Socken, Karton und viel Klebeband. Doch sie schafften es – und nur so konnten sie die vier Tage Reise zurück zur Erde lebend überstehen.

Du hast vielleicht keine Plastiktüten und Socken, aber scheinbar unzusammenhängende Interessen. Anstatt dich zu zwingen, dich auf nur ein Gebiet zu konzentrieren, suche nach Verbindungen zwischen diesen Bereichen. Oft lassen sich kombinieren und zu neuen Projekten entwickeln.

Was verbindet deine unterschiedlichen Interessen? Lassen sie sich unter ein Hauptinteresse zusammenfassen oder haben zumindest einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“?

Frage dich: Was verbindet deine unterschiedlichen Interessen? Lassen sie sich unter ein Hauptinteresse zusammenfassen oder haben zumindest einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“? Ein Beispiel: Ich interessiere mich unter anderem für die Themen Schreiben, Geschichte, Persönlichkeitsentwicklung und Glaube. Alles vier bringe ich in diesem Artikel zusammen.

Auch Menschen, die dich gut kennen, können dir hier hilfreiches Feedback geben.

4. Setze dir konkrete Ziele

Auch wenn du als Generalist vielleicht keine klare Ausrichtung hast: Es ist ein enormer Motivationsschub, kurz- und langfristige Ziele zu haben. Sie zeigen dir, dass du etwas erreichen kannst. Und oft ergibt sich aus einem erfüllten Ziel bereits das nächste.

Daher setze dir immer wieder klare, nachverfolgbare Ziele. Frage dich: Was könnte die nächste Station sein, die ich beruflich oder privat erreichen möchte? Über welchen Zeitraum soll mich dieses Ziel begleiten? Und dann formuliere, wann und wie du dieses Ziel erreichen willst.

Falls du für den großen Wurf aktuell keinen Kopf hast: Oft reichen auch Mini-Ziele, um die Zufriedenheit zu erhöhen: ein kleines Projekt im Garten, ein abendliches Kompakt-Seminar zu einem spannenden Thema oder die Suche eines Ferienhauses in Frankreich für den nächsten Sommer.

5. Nutze deine Netzwerkeffekte

Viele Generalisten können sich gut auf unterschiedliche Persönlichkeiten einlassen, weil sie immer irgendwo eine Gemeinsamkeit finden. So sind sie in der Lage, sich mit Menschen aus verschiedensten Bereichen zu vernetzen. Dies ist sowohl beruflich als auch privat besonders wertvoll.

Um dein privates oder berufliches Netzwerk zu fördern, erkundige dich proaktiv nach anderen und dem, was sie aktuell beschäftigt. Sei auch bereit, dein Wissen und deine Erfahrungen zu teilen (sofern du nicht gerade an einem Patent arbeitest, das niemand klauen soll).

Dies fördert nicht nur das Vertrauen, sondern sorgt auch dafür, dass andere dir im Gegenzug ihre Erkenntnisse und Ideen mitteilen. Eine „Win-Win-Situation“. Für berufliche Verbindungen gibt es mittlerweile zahlreiche Plattformen und Communities, wo du ähnlich Gesinnte kennenlernen kannst.

6. Lerne, „Nein“ zu sagen

Viele Generalisten haben eine natürliche Neigung, sich für etliches zu begeistern und zahlreiche Projekte gleichzeitig anzufangen. Das kann jedoch schnell zur Überlastung führen und die Qualität deiner Arbeit beeinträchtigen.

Lerne, gezielt „Nein“ zu sagen, wenn eine neue Aufgabe oder ein neues Projekt dich zu sehr von den nächsten Zielen ablenkt, die du für dich festgelegt hast. Falls dich das Thema sehr interessiert, muss dein Nein auch nicht endgültig sein, sondern eher ein „Jetzt gerade nicht“. Vielleicht hast du in einem halben Jahr mehr Kapazität dafür.

Früher habe ich zu allem „Ja“ gesagt, weil ich andere nicht enttäuschen wollte. Heute versuche ich, eine sofortige Antwort zu vermeiden und sage erst einmal: „Ich denke darüber nach.“

Früher habe ich zu allem „Ja“ gesagt, weil ich andere nicht enttäuschen wollte. Heute versuche ich, eine sofortige Antwort zu vermeiden und sage erst einmal: „Ich denke darüber nach.“ Auf diese Weise schützt du deine Gesundheit und dein Wohlbefinden und kannst dir in Ruhe klarmachen, ob du für dieses Projekt genug Energie hast.

Denke an den Bibelvers aus Prediger 3,1: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“

7. Reflektiere regelmäßig deine Verpflichtungen

Nicht alles, was du einmal angefangen hast, musst du ewig weiterführen. Ich selbst bin als Generalist da oft hin- und hergerissen zwischen meinem Pflichtbewusstsein und der Tatsache, dass mein Herz mittlerweile für ganz andere Dinge brennt.

Daher ist es gut, wenn du mindestens zweimal im Jahr deine aktuellen Projekte und Verpflichtungen überprüfst. Frage dich, wie gut sie weiterhin zu dir passen und wie viel Zeit und Energie du künftig dort hinein investieren willst.

Manchmal sind auch äußere Umstände ein guter Anlass, um bestimmte Aufgaben abzugeben. Das kann die Geburt eines Kindes sein, ein runder Geburtstag oder die Tatsache, dass man sich mehr um die eigenen Eltern kümmern muss.

Vielleicht kommst du auch nach sorgfältiger Prüfung zu dem Ergebnis, dass alles so bleiben kann. Dann kannst du dein Ja zu deinen Aufgaben wieder neu bekräftigen.

8. Schaffe dir Freiräume

Generalisten blühen auf, wenn sie Raum für kreatives Denken und Experimentieren haben. Räume dir regelmäßig unverplante Zeiten für dich selbst ein. Vielleicht wirst du überrascht sein, wohin dich das führt. Denn Freiräume fördern Kreativität.

Außerdem sind Freiräume essentiell für deine Gesundheit. Überlege dir dafür, welche Aktivitäten dir Energie geben und wann du sie in deinen Alltag einbauen kannst.

Ich gehe zum Beispiel gern spazieren, und das schaffe ich immerhin ungefähr einmal pro Woche. Dabei spreche ich mit Gott über alles, was mich gerade beschäftigt. Mitunter komme ich dann ungeplant mit konkreten Ideen wieder nach Hause, die mich weiterbringen.

9. Ergreife Möglichkeiten zu wachsen

Generalisten sind normalerweise lernbegierig und ständig auf der Suche nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Diese Lernbereitschaft ermöglicht es dir, dich ständig weiterzuentwickeln. Heutzutage gibt es für fast jedes Thema Online-Kurse, Workshops oder Weiterbildungen, die in überschaubarem Zeitrahmen machbar sind – manchmal sogar schon ein einigen Abendsitzungen.

Finde unter all deinen Interessen ein Thema, auf das du dich besonders konzentrieren möchtest.

Eine große Hilfe kann für dich sein, wenn du unter all deinen Interessen ein Thema findest, auf das du dich besonders konzentrieren möchtest. Durch regelmäßige Weiterbildung in diesem Bereich erwirbst du ein T-förmiges Qualifikationsprofil, das auf dem Arbeitsmarkt enorm von Vorteil ist. Die T-Form steht hier für die Kombination aus Breitenwissen mit einem Expertenthema. Damit vereinst du die Vorzüge eines Spezialisten mit denen eines Generalisten.

10. Stehe zu deiner generalistischen Persönlichkeit

Als Generalist bist du vielleicht kein Experte. Aber du hast eine Vielzahl von Fähigkeiten und Talenten, die du in verschiedenen Bereichen einsetzen kannst. Diese Vielfalt ist ein Geschenk Gottes. Er hat jedem Menschen unterschiedliche Talente gegeben. Generalisten spiegeln diese bunte Vielfalt in besonderer Weise wider.

In 1. Petrus 4,10 heißt es: „Jeder soll dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat. Wenn ihr die vielfältigen Gaben Gottes in dieser Weise gebraucht, setzt ihr sie richtig ein.“

Dieser Vers gilt nicht nur für Menschen, die eine spezielle Begabung haben, sondern auch für dich mit deinem Blumenstrauß an Talenten.

Akzeptiere, dass du es selten zur Perfektion bringen wirst. Es ist okay, oberes Mittelmaß zu sein. Im Gegenzug hast du ein breites Wissen auch in Bereichen, wo andere nur Bahnhof verstehen. (Falls du dich sehr mit dem Gedanken quälst, nicht gut genug zu sein, empfehle ich dir die 10 Strategien gegen das Hochstaplersyndrom - erf.de).

Fazit

Du hast von Gott einen Blumenstrauß an Talenten bekommen. Als Generalist tust du dich zwar manchmal schwer in einer Gesellschaft, die Spezialisierung bevorzugt. Doch deine Vielseitigkeit kannst du auch als Stärke sehe. Definiere deine Interessen, strukturiere deinen Tag, nutze Netzwerke, setze Prioritäten und schaffe Freiräume für Kreativität.

Denke daran: Gott hat dich genau so geschaffen, damit du deine Begabungen einsetzt. In Epheser 2,10 heißt es: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.“

Um nochmal auf Leonardo da Vinci zurückzukommen: Der amerikanische Schriftsteller und Historiker Walter Isaacson sagt über ihn: „Um wirklich kreativ zu sein, muss man sich für alle möglichen verschiedenen Disziplinen interessieren, anstatt ein Spezialist zu sein. Das ultimative Beispiel ist Leonardo da Vinci, der sich für alles interessiert, was man über das Universum wissen kann.“

Der ultimative Generalist ist übrigens Gott selbst. Das ist doch ein lohnenswertes Vorbild.
 

 Theresa Folger

Theresa Folger

  |  Redakteurin

Theresa Folger ist Diplomkulturwirtin und erfahrene Redakteurin Bereich mentale Gesundheit. Sie ist überzeugt: Persönlicher Glaube und Persönlichkeitsentwicklung gehen oft Hand in Hand. Daheim hört sie den Messias von Händel und probiert nebenbei Vollwert-Backrezepte aus.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren