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14.12.2007 / / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Die Autorin ist der Redaktion bekannt

Wenn die Zukunftspläne platzen

Eine junge Frau möchte einen Familie gründen – doch das Leben macht ihr einen Strich durch die Rechnung – sie kann keine Kinder bekommen. Alles, wonach sie sich ausgerichtet hat, alle Lebensplanung, alle Wünsche und Träume sind plötzlich nicht mehr. Sie beginnt Gott anzuklagen, weil sie diesen Weg nicht versteht.

Es könnte alles so schön und perfekt sein. Jedenfalls habe ich´s mir so ausgemalt:
Schon als kleines Mädchen war für mich klar, dass ich heiraten und mindesten drei Kinder bekommen will. Irgendwann kommen die Enkelkinder und im hohen Alter kann ich im Kreise meiner großen Familie die letzten Tage meine Lebens genießen. Ja, so sollte mein Leben verlaufen, denn nur so würde es wirklich sinnvoll sein. In meinen Träumen war alles perfekt – bis diese Träume schlagartig jäh zerplatzten.

Es war ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit. Wieder saßen wir in der Wartezone der Uniklinik. Heute sollen wir die letzten Untersuchungsergebnisse bekommen. Es hat alles mit einer harmlosen Untersuchung angefangen, bei der jedoch unter anderem festgestellt wurde, dass es Probleme geben könnte, Kinder zu bekommen. Um dies sicher festzustellen, folgten weitere Untersuchungen, jedes Mal verbunden mit bangen und hoffen, dass es kein endgültig negatives Resultat ist.

Was es ist, wussten die Ärzte noch nicht sicher. Deswegen folgten weitere Untersuchungen und weitere Hoffnungen. Wenn es diese oder jene Ursache wäre, hätten wir bestimmte Möglichkeiten, um doch noch Kinder zu bekommen. Diese Hoffnung schwand von Untersuchung zu Untersuchung. Die Möglichkeiten, eigene Kinder zu bekommen, schrumpften.

Immer wieder betete ich zu Gott: »Bitte lass nicht zu, dass wir keine Kinder bekommen können.« und immer wieder redete ich mit meinem Mann darüber, was wäre, wenn es tatsächlich nicht klappen sollte. Ein Leben ohne Kinder war für uns unvorstellbar.

Nach längerem Warten in der Klinik wurden wir schließlich aufgerufen. Der junge Arzt war in Eile und präsentierte uns lieblos das Ergebnis:
Eine Krankheit, ein Syndrom – von dem wir bis dahin noch nie was gehört hatten – bewirkt unter anderem, dass wir keine Kinder bekommen können. Das war´s. Keine Erklärung, was das genau für uns bedeutet. Keine weiteren Erläuterungen, was das überhaupt für eine Krankheit ist und was womöglich noch alles damit zusammenhängen könnte.

Meine Gedanken waren vollkommen damit beschäftigt und mir schwirrte immer wieder der Satz durch den Kopf: „Ich kann keine eigenen Kinder bekommen!“

Wir mussten mit diesem Ergebnis rechnen, doch diese Endgültigkeit war trotzdem ein Schock für uns. Ich spürte, wie ich innerlich zusammensackte. Alle Hoffnungen und unsere Zukunftsvorstellungen stürzten in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, schlimmer noch:

Ich stand vor dem Scherbenhaufen meiner Lebensplanung. Alles, was ich mir für mein Leben erdacht hatte, war plötzlich weg. Ich musste mir neue Gedanken machen, nämlich wie unsere Ehe ohne Kinder aussehen soll... Eine riesige Enttäuschung, ich habe soviel dafür aufgegeben und geopfert – und nun ist das alles nichts?

Ich war sehr wütend auf Gott:
Er ist an allem Schuld! Hätte er diesen körperlichen Fehler nicht zugelassen, hätten wir vielleicht schon Kinder.
Ich hätte am liebsten alles hingeschmissen.
Es sah für mich so sinnlos aus.
Ich fragte Gott dauernd: Warum?
Ich verstand nicht, warum er unseren Kinderwunsch nicht erfüllt.

In der Bibel stieß ich schließlich auf Stellen, die aussagten, dass Gott keine Fehler macht und immer nur das Beste für unser Leben will. Worte, die wie Hohn in meinem Leben widerhallten. Was sollte denn besser sein, als eigene Kinder zu haben? Bin ich denn keine Frau? Auch wenn es dem heutigen Frauenbild nicht entsprechen mag – aber nur Frauen können Kinder gebären und sich vermehren, wie es in der Bibel steht...

Jetzt begann ein Prozess, zu verstehen und anzunehmen, was Gott für mich vorbereitet hatte. Denn meine bisherigen Erfahrungen als Christin sagten mir, dass Gott wirklich keine Fehler macht – auch wenn es manchmal ganz anders aussieht. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten:
Entweder ich versinke in meiner Trübsal, meiner Enttäuschung und meinem Selbstmitleid, ich gebe auf – mich, meine ehe und natürlich auch den Rest meines Lebens – es war eh alles umsonst.
Oder aber ich versuche nach vorne zu blicken, um eine neue Zukunftsperspektive zu entdecken!

Kraft zum wiederaufstehen und vorwärtsgehen fand ich bei Freunden – und bei Gott. Meine Enttäuschung von ihm begann zu verschwinden. Gespräche gaben mir neuen Mut, meine Situation anzunehmen und wieder eine Perspektive zu bekommen. Ich lernte schrittweise, das Leben anzunehmen, das wir ohne Kinder haben würden.

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Römer 8,28
Was zuerst wie Hohn klang, war nun einem neuen Vertrauen gewichen. Was Gott mit unserem Leben vorhat, wissen wir noch nicht, aber ich weiß, dass er uns damit nicht enttäuschen wird. Auch wenn Dinge in unserem Leben geschehen, über die wir uns nicht freuen, können wir in der Gewissheit ruhen, dass er weiß, was das Beste ist. Wenn wir ihm vertrauen, wird unser Leben sinnvoll ausgefüllt.

Ein Leben mit Gott ist nicht automatisch ein Leben ohne Enttäuschungen. Diese Enttäuschungen entstehen durch unsere unerfüllten Erwartungen – die aber falsch sein können. Und weil Gott den Überblick über unser Leben hat und weiß, was gut und nicht gut für uns ist, können wir ihm vertrauen. Schlussendlich erfüllt uns Gott manche wünsche nicht, weil er weiß, welche nicht gut für uns wären. Und dann hat er immer etwas viel Besseres geplant!

Diese Sichtweise kommt sicher nicht von selbst. Die Fragen und das Hadern mit Gott war da und wir dürfen Gott mit unserer Verzweiflung und unserem Klagen in den Ohren liegen. Wir dürfen Gott anschreien und ausschimpfen, wenn wir unzufrieden sind. Er möchte sogar, das wir mit unserem Frust über ihn zu ihm kommen! Er möchte uns behutsam erklären, warum er so handelt und nicht anders. Dabei ändert er oft nicht unsere Situation – wohl aber unsere Sichtweise – und in der Retrospektive, im Rückblick auf unser Leben können wir dann das Handeln Gottes sehen und ihm dafür danken, dass er es richtig gemacht hat!

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