Steffen Schreinert berichtet in der Sendung ERF MenschGott von seinen Erfahrungen bei den „Zeugen Jehovas“. Als Kind wurde er Teil dieser Religionsgemeinschaft und es dauerte Jahre, bis er sich aus der festen Umklammerung der Gruppierung befreien konnte. Einige der wichtigsten Fragen in Bezug auf die weltweit aktive Organisation im Überblick.
ERF: Wer sind die Zeugen Jehovas?
Die Zeugen Jehovas verstehen sich als einzig legitime christliche, theologische Organisation. 2013 waren weltweit knapp 8 Millionen sog. Verkündiger aktiv. In Deutschland sind es knapp 165.000. Die Struktur der Organisation ist streng hierarchisch. Die „Leitende Körperschaft“, ein Gremium aus acht Männern, leitet die Geschicke der Organisation. Die Mitglieder der Zeugen Jehovas müssen ihren Anweisungen und Bibelinterpretationen strikt Folge leisten.
ERF: Sind die Zeugen Jehovas eine Sekte?
Die evangelische Zentrale für Weltanschauungsfragen (EZW) stuft die Zeugen Jehovas als Sekte schlechthin ein. Das liegt an den strengen Schulungen, gegenseitigen Kontrollen und der Forderung nach blindem Gehorsam. Außerdem lehnen die Zeugen Jehovas alle anderen Religionen als „falsche Religionen“ ab. Sie erwarten das baldige Weltendes. Die Ökumene lehnen die Zeugen Jehovas kategorisch ab.
ERF: Wie sind die Zeugen Jehovas entstanden?
Gegründet hat die Zeugen Jehovas eine Gruppe um Charles Taze Russell (1852-1916). Das erste Weltende erwartete er 1872/73. Danach gründete er einen eigenen Bibelstudienkreis, der 1879 die erste Zeitschrift herausbrachte. Diese Zeitschrift wurde später der „Wachtturm“. Ursprünglich wollte Russell überkonfessionell wirken.
Sein Nachfolger Joseph Franklin Rutherford (1869-1942) hat die Zeugen zu dem gemacht, was sie heute sind. Unter seiner Leitung wurden die Zeugen zu einer straff geführten Organisation. Grundlage der Lehre ist die „Heilige Schrift“ in der von der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) genehmigten Form. Seit 1950 existiert mit der „Neue Welt Übersetzung“ (NWÜ) eine eigene Bibelübersetzung, deren Verlässlichkeit einige Bibelforschern anzweifeln.
ERF: Was glauben die Zeugen Jehovas?
Die Zeugen Jehovas glauben nicht, dass Jesus Gott ist und gehen davon aus, dass man das Ende der Welt berechnen und datieren kann. Sie gehen davon aus, dass Gottes heilsgeschichtlicher Plan in der Bibel verborgen niedergeschrieben ist. Deswegen müssen die Zahlen auf eine bestimmte, richtige Weise gedeutet werden. Die Bibel ist ihrer Ansicht nach wörtlich inspiriert. Alle Bibelstellen sind gleichwertig.
Das führt dazu, dass der Kontext der Bibelstellen eine bestenfalls untergeordnete Rolle spielt. Das erklärt beispielsweise die Ablehnung von Bluttransfusionen, Weihnachten, Geburtstagen und Fasching. Vorehelicher Geschlechtsverkehr, das Zusammenleben ohne Trauschein und Homosexualität können Gründe für den Ausschluss aus der Gemeinschaft sein.
Kriegsdienst lehnen die Zeugen ab, persönlicher Umgang mit Nicht-Zeugen ist unerwünscht und das Lesen von Aussteigerliteratur gilt als verwerflich. Die Anzahl der geleisteten für die Zeugen geleisteten Stunden werden Ende jeden Monats im sogenannten Predigtdienstbericht akribisch festgehalten. Das führt zu einem System aus Druck und hoher Angst.
ERF: Wie sollte man sich verhalten, wenn Zeugen an der eigenen Wohnungstür klingeln?
Streitgespräche mit Zeugen Jehovas sind – gerade für Laien – wenig sinnvoll. Die Zeugen Jehovas werden für diese Gesprächssituationen speziell geschult. Sagen Sie deutlich, dass sie keine weiteren Besuche wünschen. Sonst werden die Zeugen sogenannte „Rückbesuche“ versuchen. Das heißt, sie klingeln erneut an der Haustür. Machen sie deutlich, dass sie sich in ihrer Kirchengemeinde wohlfühlen und kein Interesse an Gemeinschaft mit anderen Gemeinschaften haben.
Ihr Kommentar
Kommentare (9)
Das evangelische Magazin "CHRISMON" titelte einst: "Ist Mission überholt?" (http://chrismon.evangelisch.de/artikel/2007/ist-mission-ueberholt-1442). In dem Artikel war folgendes zu lesen: "Unter … mehreiner missionarischen Kirche ist eine Kirche zu verstehen, die ihren Auftrag ernst nimmt, zu anderen Menschen zu gehen und von der erfahrenen Güte Gottes zu berichten. Die andere an ihren Zukunftshoffnungen teilhaben lässt. Mission ist Werbung statt Belagerung, Einladung statt vornehmer Zurückhaltung, Begeisterung über den eigenen Weg statt Abwertung anderer." Ich denke wenn dieses Selbstverständnis tatsächlich auf die evangelische Kirche zutrifft, dann sollte doch in absehbarer Zeit mal ein evangelischer Christ an meiner Tür klingeln und mir von seiner Zukunftshoffnung erzählen. Wenn also die evangelische Kirche diesen Maßstab für sich selbst anlegt, warum sollte man dann eine andere Gruppe genau dafür kritisieren? Hierbei geht es nicht um theologische Gesichtspunkte. Für einen evangelischen Christen käme es logischerweise nicht in Frage zur Jungfrau Maria zu beten, wie es der katholische Christ tut. Trotzdem schließt man sich ökumenisch zusammen und vermeidet den Kurs der anderen Kirche zu kritisieren. Der Artikel schließt mit dem Satz: "Es wäre schon ein merkwürdiges Verständnis von Mission, wenn die kirchliche Botschaft nur zum Abholen bereitläge." Da haben alle christlichen Kirchen noch viel zu tun, wenn sie den Missionsauftrag so umsetzen wollten wie die Zeugen Jehovas!
guter Bericht , hatte viele Jahre Kontakt zur Sekte ZJ durch eine Bekannte aus der Nachbarschaft die mich auch ständig mit der Lektüre der Zeugen J. versorgte obwohl ich immer klargestellt habe das … mehrich nicht eintreten wolle.Interessant waren die Hefte schon da die Zeugen nicht nur die Bibel erklären sondern alles was mit der Schöpfung etwas zu tun hat .Universum , Erde Luft Wasser Tiere Pflanzen und natürlich der Mensch mit seinem komplexen aufbau .Diese Berichte waren spannend und Lehrreich .Negatives konnte ich nicht feststellen da ich ja nicht zur Sekte gehörte aber besser solche Menschen als Menschen die an nichts mehr glauben es gibt eben keinen Beweis das es keinen Gott gibt aber es ist vernünftig anzunehmen das das Universum und auch unsere Erde einen geistigen Ursprung haben .Meist verhindert unser Verstand einen Glauben aber der Mensch sollte es mit Demut und Gebet versuchen denn wer nicht sucht kann auch nicht finden
Danke für den Artikel und natürlich auch die Sendung. Ihnen, Herr Hartmut D., rate ich, zu beten, was sie zur Änderung der Situation in Ihrer Gemeinde beitragen können. Wenn Sie dann nach langer … mehrPrüfung keine Änderung sehen, suchen Sie das Gespräch mit der Kirchenleitung/dem Pfarrer und nehmen Sie dann unter der Leitung des Hl. Geistes weitere Schritte vor. Der Hinweis, dass es auch andere christliche Gemeinden gibt, erübrigt sich. Leiden mit seiner Gemeinde ist sicherlich angesagt, aber nicht geistlich untergehen oder an ihr zugrunde gehen. Ich bin sicher, dass unser Herr einen Weg für Sie hat.
Danke für diese Informationen
Ich selbst bin ein Ausgeschlossener der ZJ, da ich Wählen war. Der Bericht ist in einigen Sachen nicht ganz korrekt. Es entsteht kein Druck bzw. Angst bei den ZJ. Die Bibel wird sehr wohl immKontext … mehrgesehen nur der Sklave schreibt diesen Kontext vor.
Die Zeugen glauben schon das Jesus EIN GOTT IST. Sie glauben aber nicht an die Dreieinigkeit. Sie sagen es sind 3 verschiedene "Personen". Also Gott (Jehova), Jesus ( Gottes Sohn) und der Heilige Geist ( Gottes eingesetzte Kraft).
Ansonsten ist der Bericht gut!
Grüß Gott!
Da viele Mitglieder der ZJ getaufte Katholiken sind, stellt sich die Frage, was in der Gemeinde nicht richtig vermittelt werden konnte, sodass es zum Übertritt gekommen ist ...
G.B. aus Graz
Ich bleibe meiner Religion treu
Es gibt bei den Zeugenjehovas auch einen Status von Haustüren. Du kannst bei Ihnen als nicht bekehrbar eingestuft werden, dann machen sie es wie in der Bibel und Schütteln sich den Staub von den … mehrFüßen und lassen dich in ruhe.
Das sollte man aber wie oben steht nicht im Streitgespräch sondern überzeugt sagen das man mit ihrer Lehre nichts anfangen kann und einen eigenen Glauben hat von dem man nicht weicht.
Was aber, wenn die letzte Aussage "ich fühle mich in meiner Kirchengemeinde wohl" nicht zutrifft, weil die dort leibliche Auferstehung Jesu, der Sühnetod, der Glaube an einen Schöpfer, die Bibel als … mehrGottes Wort weder verkündigt noch akzeptiert wird - stattdessen werde schwule Praktiken gesegnet und dieses Empfinden als Schöpfungsvariant verkauft. - Daher sollte man wenigstens auf Freikirchen oder Landeskirchliche Gemeinschaften hinweisen.