Navigation überspringen
© PeteWill / istockphoto

25.11.2011 / Themenwoche Einheit mit Christus / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Joachim Bär

Nachahmer Christi

Christliche Auferstehung hat nur mit dem Himmel zu tun? Weit gefehlt! Gleich zweifach sollen Christen ihrem Herrn in der Auferstehung gleichen.

Gott handelt nicht wie ein Automat, auch wenn wir das manchmal gerne hätten. Es wäre doch so praktisch, wenn sich die Probleme mit meinem Selbstwertgefühl plötzlich in Luft auflösen würden, wenn ich anfange zu glauben. Es wäre so schön bequem, wenn er jedes meiner Gebete im Handumdrehen und auf den Punkt erhören würde. Und es wäre doch nichts als gerecht, wenn er mich hier und da dafür belohnen würde, wenn ich schön seine Gebote befolge.

Wer schon einige Jahre Christ ist, weiß ein Lied davon zu singen, dass Gott die Dinge oft ganz anders als berechenbar oder automatisch lenkt. Manchmal unverständlich, manchmal einfach anders und manchmal scheinbar gar nicht. Vor allem aber scheint Gott eine Abneigung gegen das Schema F zu haben. Warum sollte er auch mit Schablonen auf Menschen losgehen?

So wird deutlich, was den christlichen Glauben ausmacht: Eine enge Verbindung mit dem persönlich an mir interessierten Gott. Kein Techtelmechtel mit einem Automaten.

Einmalige Gedanken, einzigartige Wörter

Umso überraschender ist es, wenn Paulus einen lupenreinen Automatismus präsentiert, der mit der Einheit mit Christus zusammenhängt. Der zweite Timotheusbrief liefert dazu folgende markante Aussage: „Denn wenn wir mitgestorben sind, werden wir auch mitleben.“ (2. Timotheus 2,11)

Die Logik ist bestechend. Christus ist gestorben, hat den Tod besiegt und ist wieder auferstanden. Denjenigen, die sich im Glauben an ihn hängen, wird das gleiche Schicksal versprochen. Weil Christen so eng mit ihrem Herrn verbunden sind, werden sie nicht nur mit ihm sterben, sondern auch mit ihm auferstehen. Es scheint die zwingende Folge zu sein. Was für Jesus in Bezug auf Leben und Tod gilt, gilt für seine Nachfolger auch. Automatisch.

Dieses geistliche Grundgesetz in puncto Auferstehung präsentiert uns Paulus vorrangig anhand von vier Verben, die durch ihren Aufbau erneut auf die tiefe Verbindung von Christen und Christus hinweisen. Analog zu den Verben, die das Mitsterben mit Christus ausdrücken (mitgekreuzigt, mitgestorben, mitbegraben), ist ihnen das Wörtchen „mit“ vorangestellt: Christen werden einmal mit Christus mitleben, sie werden mitauferweckt, mitverherrlicht und mitlebendiggemacht (z. B. in Römer 6,8; Kolosser 2,13; Römer 8,17; Epheser 2,5).

Damit erweist sich Paulus einmal mehr als Meister der Wortneuschöfpungen. Das „mitlebendigmachen“ aus Epheser 2,5 und Kolosser 2,13 zum Beispiel ist im wahrsten Sinne ein einzigartiges Wort. Weder die klassische griechischem Literatur noch die Septuaginta können damit dienen. Was blieb Paulus auch anderes übrig! Einmalige Gedanken brauchen einzigartige Wörter.

Es lässt sich natürlich einwenden, was den an dem Gedanken neu sei, dass Christen einmal auferstehen werden. Wer aber die relevanten Texte zum Thema „mitauferstehen“ genauer unter die Lupe nimmt, wird entdecken, dass bei weitem nicht nur der Himmel gemeint ist. Diese Passagen haben sehr viel zur Gegenwart zu sagen! Und wenn es doch um die endzeitliche Auferstehung geht, bergen die Texte enormen Sprengstoff. Aber eines nach dem anderen.

Warum Christen schon auferstanden sind

Zuerst ist ein erneuter Blick auf die Taufe notwendig. Sie bezieht sich nicht nur auf meinen geistlichen Tod, sondern auch auf meine Auferstehung. Gleicht also das Untertauchen bei der Taufe einer Beerdigung, gleicht das Auftauchen einer Geburt. Die Taufe ist ein Fest, keine Trauerfeier. Und der Kreuzestod ohne die Auferstehung wäre nun wirklich keine Frohe Botschaft.

Die Taufe ist somit der Anfang eines neuen Lebens. Und zwar jetzt, nicht erst in Ewigkeit! Christen sind schon heute auferstanden, wie Paulus bekräftigt: „Mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.“ (Kolosser 2,12b) Es geht bei diesem Mit-Auferstehen also keineswegs nur um die künftige, körperliche Auferstehung. Paulus beschreibt an dieser Stelle die Erlösung vom geistlichen Tod, der Trennung von Gott und der Verstrickung in Schuld.

Das hat Auswirkungen. Muss es haben. Wer mit Christus gestorben ist, in wem Christus wohnt, der kann nicht mehr so weiter leben wie bisher. Es gibt keinen Grund mehr, nach den Maßstäben dieser Welt zu handeln. Eine ganze Passage, die das Mitsterben und Mitauferstehen mit Christus thematisiert, läuft auf diesen Gedanken hinaus: „So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“ (Römer 6,4)

Christen sind also berufen, im Einklang mit dem Reich Gottes zu leben. Indem sie vergeben, Feinde segnen und Frieden stiften. Das macht sie zu Jüngern, zu Nachfolgern und Nachahmern Christi (Epheser 5,1; 1 Korinther 11,1) – auf der Basis ihrer geistlichen Auferstehung. Durch den Heiligen Geist bekommen sie die Möglichkeit und die Kraft, persönliche Sünde mehr und mehr zu überwinden. Die alten, egoistischen Motive werden keine Macht mehr haben, wenn Christen sich völlig Gott zur Verfügung stellen (Römer  6,13-14). Schließlich ist die eigene Natur mit ihren Leidenschaften und Begierden gekreuzigt (Galater 5,24). In Tod und Auferstehung mit Christus liegt somit die tiefste Grundlage christlicher Ethik.

Auferstehen: Ein Prozess

Die zukünftige, körperliche Auferstehung wird einmalig sein. Die heutige, geistliche Auferstehung hingegen ist mit dem Auftauchen aus dem Taufbecken nicht zu Ende. Sie bleibt ein lebenslanger Auferstehens-Prozess, den gerade das Neue Testament an anderer Stelle Heiligung nennt.

Die bleibt ein anstrengender Weg mit Höhen und Tiefen. „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“, so die richtungsweisende Aufforderung von Paulus (Kolosser 3,1). Heiligung bleibt auf dieser Erde suchend und unvollkommen. Trotzdem soll ich mich nach diesem neuen Leben ausstrecken. Weil ich mit Christus auferstanden bin.

Auferstehen: Sicherer als das Amen in der Kirche

Das biblische Versprechen der Auferstehung wird also teilweise in der Gegenwart eingelöst. Christen können schon jetzt in der Kraft der Auferstehung leben. Diese Tatsache darf aber nicht zu dem Gedanken verleiten, die Hoffnung auf eine künftige, körperliche Auferstehung sei damit ad acta gelegt. Die Bibel unterscheidet hier glasklar. Der Himmel auf der jetzigen Erde ist eine Utopie. Das Mitauferstehen zu einer neuen Schöpfung und zu einem neuen Leben hingegen geht über diese Welt hinaus.

Diese einstige Auferstehung thematisiert gerade Paulus in vielen seiner Briefe. Weil er oftmals von der Zukunft spricht, hat er eindeutig die noch ausstehende Auferstehung im Blick. „Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“, schreibt er in Römer 6, 8 und meint damit die künftige Auferstehung zum ewigen Leben. Christen werden mitverherrlicht werden, also Anteil an der zukünftigen Herrlichkeit haben (Römer 8,17)

Gerade darin wird erneut die Einheit deutlich, in der Christen mit ihrem Herrn verbunden sind. Weil Christus körperlich auferstanden ist und weil Christen mit ihm so eng verwachsen sind, werden sie wie er körperlich auferstehen. Meine Auferstehung wird auf der Grundlage seiner Auferstehung stattfinden, so die Argumentation – was eine starke Zusage ist. So sicher wie Jesus schon auferstanden ist, so sicher werde auch ich einst auferstehen. Anders gesagt: „Genauso, wie wir alle sterben müssen, weil wir von Adam abstammen, werden wir alle lebendig gemacht werden, weil wir zu Christus gehören“ (1. Korinther 15,22).

Christen werden Nachmacher

Auf diese Weise werden Christen zu wahren Nachahmern Jesu. Schließlich betont das Neue Testament, dass Christen auf gleiche Weise auferstehen werden wie er. Wir werden ihm „auch in der Auferstehung gleich sein“ (Römer 6,5). Jesus hat es uns vorgemacht, er war der erste. Wir sind bald dran und werden auf die gleiche Weise folgen (1. Korinther 15,20-23).

Paulus beschreibt noch näher, was also zum Mitauferstehen mit Christus dazugehört: „Er wird unseren unvollkommenen Körper umwandeln und wird ihn seinem eigenen Körper gleichmachen, der Gottes Herrlichkeit widerspiegelt.“ (Philipper 3,21) Wir werden ihm gleich sein (1 Johannes 3,2). Heißt: Auch ich werde einen körperlichen Auferstehungsleib bekommen (1. Korinter 15). Auch ich werde erkennbar sein (Lukas 24,31). Auch ich werde einst mit diesem Leib, wie Jesus ihn hatte, umhergehen können (Lukas 24,15), mit anderen essen und trinken (Lukas 22,29-30) und auf der dann erlösten Erde leben (Römer 8,20-23).

Beste Aussichten also, die 1.000 gute Gründe dafür liefern, sich mehr und mehr nach der Einheit mit Christus auszustrecken.
 

 Joachim Bär

Joachim Bär

Joachim Bär war Unit Lead von erf.de und hat die übergreifenden Themen der redaktionellen Angebote des ERF koordiniert. Er ist Theologe und Redakteur, verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Ursula G. /

Danke für diese wertvolle Auslegung
Gesegnete Adventszeit
U. Grauer

Konrad B. /

Auferstehung!
Die Taufe ist ein „heiliges Sakrament”! So wie wir eingetaucht werden „in den Tod”, so werden wir auch wieder hervorkommen zu Neuem Leben!
CHRISTUS ist unser Vorbild. „Und wenn ICH, mehr

Das könnte Sie auch interessieren