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© Priscilla du Preez / unsplash.com

27.12.2021 / Theologie / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Oliver Jeske

Mein Bibelbuch (33)

Ein persönlicher Blick in die Heilige Schrift: Oliver Jeske über den 1. Korintherbrief.

 

Ich lebe in Berlin, einer Stadt mit Licht- und Schattenseiten. Manchmal ist es spannend, oft sogar herausfordernd, mich mit meinen Glaubensüberzeugungen hier zu positionieren.

Deshalb liebe ich den 1. Korintherbrief in der Bibel. Der Apostel Paulus hat ihn vor knapp 2.000 Jahren an die Christen in der Hafenstadt Korinth geschrieben. Hier pulsierte das Leben. Hier trafen Menschen verschiedener Lebensauffassungen aufeinander. Hier gab es reiche Menschen und andere, die auf der Schattenseite des Lebens standen. Alles das fand sich auch in den Menschen wieder, die zur christlichen Gemeinde in Korinth gehörten.

Der 1. Korintherbrief zeigt mir: Christsein geschieht nicht in einer frommen Blase. Nicht Abgrenzung von der ach so sündigen Welt ist das Ziel. Vielmehr geht es darum: Wie bewährt sich mein Glaube inmitten einer Welt, die den Retter dieser Welt nicht oder noch nicht kennt.

Das kostet Mühe. Und die hat sich der Apostel Paulus gemacht. Er spricht sehr konkret Missstände in der Gemeinde an. Und muss sich dafür unberechtigte Vorwürfe gefallen lassen, von wegen: Er traut sich nicht selbst nach Korinth zu kommen, sondern schreibt nur Briefe.

Alles das nimmt Paulus in Kauf, weil er eines will: Er will, dass Christen einen Unterschied machen. Er will, dass sichtbar wird, was sie durch Gott bereits sind, nämlich: von Gott geliebte Menschen, die zu echtem Leben befreit sind. Das heißt: Sie machen nicht jeden Mist mit, nur weil er gerade in Mode ist. Sie rennen nicht jedem Hirngespinst nach, nur weil es dem eigenen Ego schmeichelt. Stattdessen suchen sie das, was die Gemeinschaft untereinander und mit Gott fördert.

Der 1. Korintherbrief ist eine Botschaft Gottes an Menschen mitten im Leben – mit ihren Brüchen, mit ihren unguten Gewohnheiten aus früherer Zeit. Und damit ist der 1. Korintherbrief auch ein Brief an mich. Mit einer tröstlichen Botschaft: Denn trotz mancher Ecken und Kanten, trotz manchem Zweifel und Erfahrungen des Scheiterns: Paulus bezeichnet seine Adressaten im 1. Korintherbrief als Heilige – als für Gott ausgesonderte, ihm gehörende Menschen. Ich kann mich mit angesprochen fühlen. Das tut gut!

Nicht zuletzt erhalte ich im 11. Kapitel des 1. Korintherbriefs einen ganz wertvollen Schatz: Hier sind die Worte überliefert, die Christen auf der ganzen Welt rezitieren, wenn sie das Abendmahl feiern. Wohlgemerkt: Auch diese Worte „verdanken“ wir einer Reaktion des Paulus auf Missstände in der Gemeinde in Korinth. Er beschreibt nicht eine Feier im sündenfreien, heilig-sterilen Raum. Das Gegenteil ist der Fall.

Und so erfahre ich, dass es auf mein Herz ankommt: Sehe ich mich selbst als jemanden, der Gottes Gnade nötig hat? Bin ich bereit, meinen Bruder und meine Schwester im Glauben rechts und links neben mir ebenso anzunehmen und wertzuschätzen, wie Gott es tut? Dann gilt auch mir die bedingungslose Zusage der Liebe und Gnade Gottes.

Alles das lese und erfahre ich im 1. Korintherbrief, meinem Bibelbuch.

 

Weitere Informationen zum Thema Bibel finden Sie auch auf unserem Dossier:

 

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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