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© Priscilla du Preez / unsplash.com

30.11.2021 / Theologie / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Mein Bibelbuch (17)

Ein persönlicher Blick in die Heilige Schrift: Andreas Odrich über das Buch Daniel.

 

Daniel zeigt Gesicht. Von der ersten Zeile seines Buches an. Dem „Buch des Propheten Daniel“. Klug ist er, gelehrig und gutaussehend. Wer möchte das nicht sein.

Aber ob jeder unbedingt die Standfestigkeit von Daniel mitbringt, ob ich sie mitbringe, das muss ich mich beim Lesen dieses Buches immer wieder selbst fragen. Daniel zeigt Gesicht, egal was kommt, und er begegnet König Nebukadnezar, der ihn entführt hat, einfach auf Augenhöhe, obwohl es ihn den Kopf kosten könnte.

Das beginnt schon bei den Speisen des Königs. Sie könnten Daniel unrein machen. Daniel lässt sich lieber Gemüse und Wasser reichen. Am Ende sieht Daniel knackiger aus als andere. Ein bisschen Verhandlungsgeschick gehört schon dazu. Aber Daniel lehnt sich noch weiter aus dem Fenster. In allem beruft er sich auf Gott, den Hüter seines Volkes und den Schöpfer der Welt. Daniel zeigt Gesicht.

Und so geht es weiter. Nebukadnezar hat einen bösen Traum. Darin sieht er eine riesige Figur mit tönernen Füßen. Damit beschert uns das Buch Daniel nicht nur eine Redensart, die sich bis heute gehalten hat. Das Buch zeigt auch, dass große, weltliche Herrscher nicht ewig etwas ausrichten können. Daniel wird vom König als Traumdeuter herbeigerufen. Die Figur entspricht dem König, der schlussendlich zu Fall kommen wird. Ich frage mich, hätte ich den Mut, einem aktuellem Möchtegerndiktator solches zu offenbaren, wenn ich mich in seiner Gewalt befände? Daniel tut’s, und zeigt Gesicht.

Seinem Gott bleibt Daniel dabei immer treu und macht nie einen Hehl aus seinem Glauben. So bleibt er am Hof und dient auch Belsazar, dem Nachfolger seines Entführers. Der sieht das ebenso sprichwörtliche Menetekel an der Wand, das eine ähnliche Bedeutung hat, wie die tönernen Füße. Der König muss sterben. Wer sagt’s ihm? Daniel, und er findet dabei sogar noch Respekt.

Natürlich ruft das Neider auf den Plan. Sie überreden den König zu einem Gesetz, das es verbietet, einen außerbabylonischen Gott anzubeten. Daniel zeigt Gesicht und betet extra sichtbar in der Öffentlichkeit. So landet Daniel in der Löwengrube und überlebt mit Gottes Hilfe.

Was Daniel durchträgt, ist sein unverbrüchliches Gottvertrauen. Daniel hat einen höheren Plan, ein höheres Ziel, das ihm dabei hilft, weit über die aktuelle Situation hinauszuschauen. Er hat keinen Grund, sich bei falschen Herrschern beliebt zu machen. Er weiß, dass auf alle Menschen einmal eine höhere Gerechtigkeit wartet. Dass Gott es ist, der gerecht richtet, und nicht irgendein menschlicher Herrscher. Und deshalb zeigt er stets Gesicht, mit klarem Blick. Dieses unerschrockene Gottvertrauen fasziniert mich am Propheten Daniel.

 

Weitere Informationen zum Thema Bibel finden Sie auch auf unserem Dossier:

 

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

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