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10.10.2016 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Michael vom Ende

„Ja, ich würde dich belügen“

Herausforderungen in „postfaktischen“ Zeiten. Eine Andacht.

„Ja, ich würde dich belügen.“ Mit diesen Worten ist ein Artikel in der englischen Zeitung „The Economist“ vom 10. September 2016 überschrieben. Thema ist die Unaufrichtigkeit in der Politik. Es ist kein neues Thema! Aber der Artikel zeigt anhand von verschiedenen Beispielen und Untersuchungen aus verschiedenen Teilen der Welt auf, dass diese Unaufrichtigkeit eine neue, besorgniserregende Qualität hat.

Schon 2004 hatte der Amerikaner Ralph Keyes mit seinem Buch „The Post-Truth Era“ (Die post-faktische Zeit) einen Begriff geprägt, der jetzt, 2016, Jahr sehr populär wurde durch den amerikanischen Wahlkampf und das Brexit-Referendum in Großbritannien. Worum geht es? Es geht darum, dass die gefühlte Wahrheit wichtiger geworden ist als die faktische Wahrheit.

Die gefühlte Wahrheit

Dass die gefühlte Wahrheit wichtiger ist als Fakten, merken wir zum Beispiel in der Politik, wenn eine Überfremdung durch Flüchtlinge beklagt wird, obwohl im eigenen Umfeld keine oder nur wenige Flüchtlinge leben. Wenn Politiker so klagen, ist es auch Machtgier, weil ihnen die gefühlte Wahrheit für den Erfolg wichtiger ist als die Fakten. Wenn Bürger und Wähler so klagen, weist das auf Unsicherheit und Angst hin.

Dass die gefühlte Wahrheit wichtiger sein kann als die Fakten, merken wir manchmal auch im täglichen Leben, wenn Angestellte etwa Mobbing beklagen, selbst wenn die Fakten eine andere Sprache sprechen. Diese „verzerrte Realitätswahrnehmung“, wie die Psychopathologie sie nennt, ist aktuell gerade inflationär geworden.

Ein Beispiel für solch eine verzerrte Wahrnehmung gibt es schon in der Bibel. „Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.“ (Lukas 18, 11) Die gefühlte Wahrheit des Pharisäers war, kein Sünder zu sein. Fakt war aber, dass der Pharisäer ein Sünder war. Die gefühlte Wahrheit ist uns deshalb oft so nah, weil unsere Gefühle ja ganz real für uns sind. Gerade deshalb ist die gefühlte Wahrheit so gefährlich.

Die faktische Wahrheit

Den Fakten daher gerade in unserer Welt die Felle davon. Mittlerweile werden auch die abstrusesten Behauptungen als Wahrheit verkauft. Die gefühlte Wahrheit ist das Maß aller Dinge. Aber Vorsicht: Stimmen denn meine Behauptungen, die Sie hier gerade gelesen haben?

Fest steht: Die faktische Wahrheit hat es sehr schwer in diesen Tagen. Wir verdrängen sie, ignorieren sie – und ersetzen sie im schlimmsten Fall durch eine Lüge. Für Christen aber ist die Verpflichtung auf die Wahrheit klar, wenn Jesus sagt: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8, 32) Jenseits aller politischen und persönlichen Wahrheitssuche steht fest : Jesus ist die Wahrheit. Er macht Menschen frei – vom Selbstbetrug und der lähmenden Angst vor der Zukunft. 

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Michael vom Ende /

Lieber Irritierter_Leser,
zunächst bin ich mir gar nicht sicher, ob Ihr Text sich wirklich mit meiner Andacht beschäftigt. Denn fast keines meiner Stichworte greift Ihre Reaktion auf. Einzig eines mehr

Irritierter_Leser /

Erwarten Sie wirklich, ernst genommen zu werden, wenn ein Autor, der in einem beschaulichen Dörfchen lebt, sich erdreistet, jegliche Bedrohung durch Flüchtlinge ebenso pauschal zu verleugnen wie mehr

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