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© Anastasiya Badun / unsplash.com

01.07.2024 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Ghostet Gott mich?

Manchmal scheint Gott nichts von sich hören zu lassen. Doch er kommuniziert oft anders als wir denken! Eine Andacht.

Ich ärgere mich über Christen, die vom Glauben erzählen als wäre er eine Excel-Tabelle: 

„Wenn du genug betest – und zwar auf diese oder jene Weise – dann wird Gott antworten!“ 
„Wenn du nur regelmäßig in der Bibel liest, dann wirst du erleben, wie Gott daraus zu dir spricht!“ 
„Wenn du Gott durch Lobpreislieder die Ehre gibst, dann wirst du seine Liebe ganz tief in dir spüren!“ 

Und so weiter. 

Nichts davon ist grundsätzlich falsch. Aber diese Kausalität, dieses Formelhafte, halte ich für problematisch. Meine persönliche Erfahrung mit all dem ist: Wenn das garantierte „Dann“ nicht eintrifft, wird der Glaube schnell zur Enttäuschung. Denn Gott hält sich nicht immer an die Wenn-Dann-Formel. Er ist nicht berechenbar. Er ist sogar noch unverständlicher als Excel.  

Funkstille? 

Ich habe viele Jahre lang versucht, Gott mit genau diesen Formeln zu füttern, mit denen mich andere Christen gefüttert haben. Ich dachte, tu dies – und Gott wird jenes tun. Meine Enttäuschung, als nichts von der versprochenen Wirkung eintrat, war riesig. Gott gab mir keine Antworten, wenn ich welche verlangte, er schenkte mir keine tiefen Gefühle, wenn ich ihn um ein Zeichen seiner Gegenwart bat, und überhaupt hatte ich den Eindruck, meistens von ihm ignoriert zu werden.  

Ich wünschte mir diese tolle Beziehung zu Gott, mit der andere Christen für mein Empfinden regelrecht prahlten, aber sie wurde nicht erwidert. Typischer Fall von Ghosting? 

Erst als ich begann, mich von diesen gesetzten Erwartungen zu lösen, entdeckte ich, dass Gottes Palette an Kommunikationsmöglichkeiten weitaus breiter ist als man mir erzählt hat.

Oder als es in der Bibel steht – wobei wir auch da ein paar sehr ungewöhnliche Arten finden, wie Gott Kontakt aufnimmt: Als Wolkensäule getarnt führt er das Volk Israel durch die Wüste. Er lässt seinen Engel durch einen Esel sprechen. Er lässt eine rätselhafte Schrift an der Wand erscheinen oder schickt Vögel als Boten.

Solche unerwarteten Kommunikationswege wollen natürlich erst einmal entdeckt werden, auch wenn sie meistens weitaus weniger spektakulär anmuten als in den Bibelschgeschichten. Dieses Entdecken kann (und darf!) auch mal länger dauern. Dafür sind die Aha-Momente anschließend umso schöner.  

Aha-Moment mit Gott 

So habe ich nach 25 Jahren Christsein erst kürzlich begriffen, dass es eine ganz bestimmte Art und Weise gibt, wie Gott in mein Leben „spricht“, die mir vorher aber nie bewusst gewesen ist. Wobei ich „sprechen“ für einen irreführenden Begriff halte, weil er die Möglichkeiten der Kommunikation in unserem Denken sehr einschränkt.  

Diese Erkenntnis kam  während meiner gewohnten Laufrunde. Ich dachte gerade über das Buch nach, an dem ich zurzeit arbeite. Die Zweifel an dem Projekt waren zu dem Zeitpunkt groß: Warum schreibe ich über dieses Thema? Will das überhaupt jemand lesen? Was, wenn meine bisherigen Leserinnen enttäuscht sein werden? Die üblichen Gedanken, mit denen sich Autorinnen gerne selbst zerfleischen. Zugleich aber spürte ich eine große Zuversicht: Ich wollte dieses Buch schreiben und ich sollte es. Trotz aller berechtigten Zweifel fühlte ich eine Gewissheit, dass das Ganze am Ende gut werden wird. Vielleicht kein Erfolg in Verkaufszahlen. Aber wenn es einem Menschen ins Herz spricht, hat es seinen Zweck erfüllt.  

Während ich über diese seltsame Zuversicht im Angesicht aller Zweifel nachdachte, begriff ich plötzlich: Dieses Gefühl kennst du! Es war nämlich nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese Art Zuversicht verspürte, wo ich sonst zu großen Zweifeln neigte. Wo sich eine Sehnsucht entwickelte, deren Sinn ich erst nicht verstand, die mich aber zu Dingen bewog, die am Ende gut waren.  

Im Rückblick fielen mir mehrere solcher Erlebnisse ein. Am Anfang stand jedes Mal eine große Sehnsucht, die sich oftmals verrückt anfühlte, mich aber nicht losließ. Mit 14 Jahren etwa wollte ich unbedingt als Austauschschülerin in die USA. Dabei war ich fürchterlich ängstlich und zitterte schon, wenn ich mit dem Bus von Offenbach nach Frankfurt fahren sollte. Trotzdem hatte ich die feste Gewissheit: Das Jahr wird gut! Und so wurde es auch. Unter anderem fand ich dort  zum Glauben, was beweist, dass Gott sogar in Menschen arbeitet, die noch gar nichts mit ihm anfangen können. 

Entdecke selbst, wie Gott mit dir kommuniziert! 

Diese Sehnsucht, gekoppelt an eine große Zuversicht und die Gewissheit „Das wird gut!“, hat sich für mich immer als Segen herausgestellt. Das zieht sich bisher wie ein Muster durch mein Leben und ich bin überzeugt, dass Gott mich auf diese Weise auf Wege lenkt, auf denen er mir etwas zeigen möchte. Das ist eine Art, wie er mit mir „spricht“.   

Ich möchte dir nicht vorkauen, wie Gott mit dir kommuniziert. Es wird mit Sicherheit anders sein als bei mir oder bei den Christen um dich herum. Ich will dir keine Wenn-Dann-Formel unterjubeln. Sicher, es gibt viele Christen, die Gott beim Beten und beim Bibellesen erleben. Aber es gibt noch so viele andere Wege und Möglichkeiten. Viele sind verborgen. Manche offenbaren sich erst in der Rückschau als konsistente Muster. Gott kommuniziert auch auf Wegen, von denen dir vorher noch kein Mensch erzählt hat. Das Gute ist: Du hast dein ganzes Leben lang Zeit, diese Muster zu entdecken. Sei gespannt! 

Hat Gott auch mit dir schon auf unerwartete Weise kommuniziert? Teile deine Erfahrungen gerne mit uns in den Kommentaren! 

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

Katrin Faludi hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert. Hauptberuflich arbeitet sie seit vielen Jahren als Radioredakteurin, nebenberuflich ist sie Buchautorin. Zu ihren Themen gehören Lebenshilfe und seelische Gesundheit, denen sie mit einer Prise Humor sehr gerne die Schwere nimmt. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und mag alles, was mit Sprache(n) zu tun hat.

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Kommentare (3)

Teresa /

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich fühle mich oft von Gott „geghosted“ und enttäuschet, wenn ich nicht sofort eine Antwort oder Lebenszeichen bekomme. Und frage mich, was mache ich falsch, das ich mehr

Andrea S /

Ich kann Ihnen nur voll und ganz zustimmen, ich empfinde vieles genauso

Rüdiger H. /

Oh ja, Gott kommuniziert eigentlich ständig mit uns und ab und zu kann man das erkennen, wenn er es will. Es gab Zeiten, da war es fast schon normal für mich, dass er antwortet.
Es waren schwere mehr

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