Was ziehe ich heute bloß an? Diese Frage stellen sich vor allem Frauen, und auch wenn ich selbst normalerweise eher der praktische Typ bin, gibt es Momente in meinem Leben, in denen mir meine Kleidung sehr wichtig war: Ob nun beim Vorstellungsgespräch, beim ersten Date mit meinem späteren Ehemann, bei der Hochzeit oder auf einer Dienstreise. Nicht umsonst sagt man: Kleider machen Leute.
Im neuen Testament gibt es einige Stellen, an denen der Apostel Paulus die Veränderungen, die das Christsein mit sich bringt, mit neuen Kleidern vergleicht. So schreibt er in Epheser 4,24: „Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat und der gerecht und heilig lebt aus der Wahrheit Gottes, an der nichts trügerisch ist.“ Und im Brief an die Kolosser spezifiziert er die Eigenschaften, die unsere neue Kleidung mit sich bringt: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld“ (Kolosser 3,12).
Gottes Kraft wirken lassen
Nun stelle ich in meinem Leben aber immer wieder fest, dass das mit der Demut, dem Erbarmen und der Geduld nicht so einfach ist, wie ich mir das wünschen würde. Manchmal fühle ich mich in dem Versuch, all diese Eigenschaften sichtbar zu machen, wie in meinem Brautkleid. Ich werfe zwar nach außen ein strahlendes Bild ab, fühle mich aber innerlich eher eingezwängt. Wenn ich dann abends nach Hause komme, bin sehr erleichtert, wenn ich in meinen eigenen vier Wänden mal nicht so darauf achten muss, immer freundlich und geduldig zu sein.
Hat sich das Paulus so gedacht, dass wir uns mit Mühe und Not in die Eigenschaften des neuen Menschen hineinzwängen, nur um nach außen ein tolles Bild abzugeben? Ich denke nicht. Denn je mehr wir versuchen, aus uns selbst heraus besonders gut und christlich zu sein, desto weniger leben wir eigentlich aus der Kraft, die Gott uns schenken will.
Gottes Wesen täglich neu anziehen
Doch heißt das, dass wir uns in dieser Hinsicht gar keine Gedanken um unser Äußeres machen müssen? Ist es okay, wenn wir einfach so drauflos leben? Auch dann leben wir an dem vorbei, was Jesus sich für unser Leben vorstellt. Wir sollen nicht aus uns selbst heraus versuchen, Jesus ähnlicher zu werden. Wir sollen uns aber trotzdem immer wieder bewusst dafür entscheiden, Erbarmen, Geduld, Freundlichkeit und vieles mehr in unserem Leben auszustrahlen.
Es kann eine tägliche Entscheidung sein, diese positiven Eigenschaften in meinem Leben einzuüben – genau wie ich jeden Morgen vor dem Spiegel entscheide, was ich anziehe. Also was werden Sie morgen tragen? Ein bisschen Freundlichkeit, einen Hauch Sanftmut oder doch lieber etwas Geduld? Sagen Sie Gott am Morgen, welche dieser Eigenschaften Sie heute besonders in Ihrer geistlichen Kleidung herausheben wollen und seien Sie gespannt darauf, wie er Sie und Ihr Leben zum Strahlen bringt.
Ihr Kommentar
Kommentare (6)
Hallo Rebecca,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich finde Ihren Vergleich mit den Pflanzen im Garten sehr gut. Die Pflanzen können tatsächlich nur dann gut wachsen und Früchte bringen, wenn die … mehrBedingungen stimmen. Also steht es in meiner Verantwortung solche Bedingungen zu schaffen, dass der neue Mensch in mir nach Gottes Vorstellung wachsen kann. Der Wachstumsprozess, bestimmte Phasen und am Ende die Früchte, liegen nicht in meiner Hand. Jede Pflanze hat ihre Phasen. So auch der Mensch. Bei jedem ist das anders. Und nur Gott weis am besten, wann bestimmte Phase dran ist. Da ist Geduld gefragt. Wie bei jeder Pflanzen, die nicht von heute auf Morgen Früchte bringt.
Ja, dieses Bild von der Pflanze macht Sinn. Das tut gut zu hören, dass man auch selbts aktiv werden muss. Irgend wie habe ich den Eindruck, dass die Verantwortung des Einzelnen für sein Leben zu oft unter den Tepich gekehrt wird. Und der Mensch ist des öfteren so, dass er gerne die Verantwortung von sich weg schiebt. Ja, das ist ein großer Spannungsfeld, wo man schnell in das eine oder andere Extrem kommen kann.
Danke noch ein Mal für Ihre Gedanken!
Viele Grüße und Gottes Segen!
Ernst
Hallo Ernst,
ich kann Ihre Nachfrage sehr gut verstehen. Auch mir fällt es immer wieder schwer, diesen Zusammenhang zu verstehen. Irgendwie geht es nicht ganz ohne unser Zutun, aber das … mehrEntscheidende tut Gott. Vielleicht beschreibt es die Bibel mit dem Begriff "Früchte bringen" am treffendsten. Wenn ich eine Pflanze im Garten habe, kann ich nicht dafür sorgen, dass sie blüht oder Früchte bringt. Sie tut es zu ihrer Zeit und nicht, wenn ich das für richtig halte. Aber ich kann einiges dafür oder auch dagegen tun, damit die Pflanze blühen kann. Ich kann sie gießen oder aber das Gießen vergessen. Ich kann sie düngen oder eben nicht. Ich kann sie an einen geeigneten Standort stellen oder in die pralle Sonne. Ich denke, so ähnlich ist das auch mit unserem "neuen Körper". Wir können nicht unbedingt unsere Veränderung beschleunigen, aber wir können sie begünstigen oder eben auch nicht. Hilft Ihnen dieser Gedanke weiter?
Vielen Dank für den Beitrag. Er spricht genau das an, worüber ich mir immer wieder Gedanke mache aber nicht wirklich zu einer Lösung komme. Auch dieser Beitrag hat mich leider nicht weiter gebracht … mehrund zwar aus folgendem Grund:
Ich höre immer wieder, dass man sich nicht aus eigener Kraft ändern kann. Das sehe ich auch ein. Was ich aber nicht begreife, ist die Aussage, dass man auf einer Seite sich nicht aus eigener Kraft ändern können (sich von Gott ändern lassen) und auf der anderen Seite ist es doch eine Tägliche Entscheidung (wie Sie schreiben) die positiven Eigenschaften einzuüben. Also ist es doch eigene Anstrengung? Das verstehe ich nicht: auf einer Seite Gott wirken lassen und auf der anderen auch selbst aktiv werden. Wie viel muss man selbst zu der Veränderung beitragen? Und wenn ich nichts beitragen kann, dann warum geschieht keine Änderung, wenn ich das Gott abgebe?
Ziemlich viele Fragen :-) Ich hoffe mein "Problem" konnte ich verständlich erläutern.
Matthäus Kapitel 5-8.
Danke für diese wunderbare und liebevolle Auslegung des o.g. Textes! Man spürt bei Ihnen die Liebe Jesu! Ja, ich will gerne davon lernen von Jesus und auch von Ihnen. Danke und Gottes reichen Segen für diesen Tag an Sie und Ihre Mitarbeiter.
Danke für diese gute Andacht. Sie haben das Entscheidende wirklich auf den Punkt gebracht. Wir können nicht aus eigener Kraft Christi Eigenschaften hervorbringen, sondern müssen uns durch seine Kraft - den heiligen Geist - umgestalten lassen.