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© Fien Schelstraete / unsplash.com

07.09.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Berit Merkel

Gerechtigkeit

„Was ist schon gerecht?“ Haben Sie diesen Satz schon einmal gehört?

 

Was ist gerecht?

Tippt man den Begriff Gerechtigkeit bei Google ein, erhält man die folgende Definition: „Gerechtigkeit regelt die Beziehungen von Menschen zu anderen Menschen. Sie enthält immer ein Moment von Gleichheit in dem Sinne, dass jedem Menschen ‚sein Recht‘ zusteht. Zentrale Frage ist, wie dieses Recht bestimmt wird.“

Hochinteressant. Gerechtigkeit regelt die Beziehungen zwischen Menschen. Die Frage ist nur: Wie wird dieses Recht bestimmt? Anders gesagt: Was ist gerecht?

Ist es gerecht, dass jedes Jahr in Deutschland tausende von Kindern abgetrieben werden? Ist es gerecht, dass Menschen umgebracht werden? Ist es gerecht, dass Krieg herrscht? Ist es gerecht, dass manche Menschen an Corona sterben und andere nicht? Ist es gerecht, wenn ich verheiratet bin und eine andere Frau Single ist? Ist es gerecht, wenn manche Paare fünf Kinder haben und andere gar keines?

Ist es gerecht, wenn einer Krebs bekommt und ein anderer gesund bleibt? Ist es gerecht, wenn eine Familie ihr Kind verliert und eine andere nicht? Ist es gerecht, wenn einer befördert wird und ein anderer verliert seinen Job?

Diese Fragen lassen sich nicht leicht beantworten. Besonders, wenn ich in einer Situation stecke, in der mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Leicht stellt sich dann die Frage: Wer ist schuld an der ganzen Misere? Ist Gott schuld? Bin ich selbst schuld? Sind andere Menschen schuld?

Ich habe schon oft folgenden Satz gehört: Wie kann Gott das zulassen? Aber Gott ist nach meiner Überzeugung nicht schuld! Menschen töten einander. Menschen stehlen. Menschen sind egoistisch. Menschen mobben und zeigen mit dem Finger auf andere. Menschen verursachen Unfälle. Nicht Gott.

Die größte Schuld lud der Mensch auf sich, als er Gott ablehnte und ihm den Rücken zukehrte. Ist Gott schuld? Nein. Definitiv nicht. Und trotzdem hat Gott gehandelt. Für den Menschen. Gott ließ seinen Sohn Jesus anstelle des Menschen sterben. Für die Schuld des Menschen. Dafür, dass der Mensch Gott ablehnt.

Ist Gott gerecht?

Gott ist die Liebe in Person. Aber er ist auch die Gerechtigkeit in Person. Muss nicht ein gerechter Gott Ungerechtigkeit bestrafen? Stellen Sie sich einmal vor: Ein Mensch, den Sie zuvor noch nie gesehen haben, bringt Ihre Tochter oder Ihren Sohn um. Oder ein Elternteil von Ihnen. Oder einen Freund/eine Freundin.

Nun wird diese Person ermittelt und gefasst. Sie kommt vor Gericht. Stellen Sie sich weiter vor... Der Richter oder die Richterin sagt: „Ach, das war doch nicht so schlimm. Das passt schon. Schwamm drüber.“ Sie kämen sich vor wie im falschen Film, oder? Also ich käme mir so vor. Wenn Gott gerecht ist, muss er Schuld bestrafen. Sonst wäre er nicht gerecht, sondern eine Marionette – ein Strohmann.

Der Mörder geht ins Gefängnis oder wird ebenso mit dem Tod bestraft. Gott musste jemanden strafen. Aber statt uns Menschen zu strafen, wie wir es verdient hätten, strafte er seinen Sohn Jesus. Er ließ ihn an einem Kreuz sterben.

In der Bibel heißt es im 1. Petrusbrief, Kapitel 2, Vers 24 (NLB):

An seinem eigenen Körper hat er unsere Sünden an das Kreuz hinaufgetragen, damit wir für die Sünde tot sind und für die Gerechtigkeit leben können. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden!

Jesus hat also für unsere menschliche Schuld am Kreuz bezahlt. Die Schuld gesühnt. War das gerecht? Von Gottes Seite aus – ja. Von unserer Seite aus – nein. Wir hätten Strafe verdient. Jesus nicht. Er war absolut unschuldig.

Deshalb gebühren die Rache und das Gericht Gott allein. Gott wird am Ende aller Zeiten die Menschen richten. Jesus anzunehmen, bedeutet dann, eine Eintrittskarte für den Himmel zu haben. Denn Jesus hat bereits für unsere Schuld bezahlt.

Selbstgerechtigkeit und Selbstjustiz führen nicht zum Ziel, sondern in eine Spirale der Gewalt. Selbstgerechtigkeit sagt: Ich brauche Gott nicht. Ich komme allein klar.

Selbstjustiz sagt: Ich muss mir meine Gerechtigkeit selbst zurückholen. Doch das funktioniert so nicht.

Stattdessen hilft Vergebung. Vergebung ist nicht leicht umzusetzen. Vergebung bedeutet nicht, dass das Falsche und Schreckliche, das der andere getan hat, richtig war. Vergebung bedeutet aber, dass ich Gott die Rache überlasse und selbst frei werde, indem ich meinen Groll, meine Wut und Verzweiflung an Gott abgebe und ihn machen lasse. Sonst ist der andere mit seiner Schuld immer in meinem Leben präsent.

Ich hörte neulich in einer Predigt, dass Vergebung der „Tritt“ eines anderen hinaus aus meinem Herzen ist. Dann erst, wenn ich vergeben habe, ist mein Herz bereit, den Frieden Gottes zu empfangen. Erst, wenn ich vergebe, bin ich wirklich frei. Dann kann Gott sich um mich und den anderen kümmern.

Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe. Aber Gott ist gerecht. Er sorgt für mein Recht und meine Rache. Jesus sagt im Matthäusevangelium, Kapitel 6, Vers 15 (NLB): „Wenn ihr euch aber weigert, anderen zu vergeben, wird euer Vater euch auch nicht vergeben.“ Das klingt nach einem gerechten Gott.
 

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Albert M. /

Der Mensch ist nicht in der Lage sein Leben zu gestalten. Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen was Gerecht ist. Wir sind der Vergänglichkeit ausgeliefert ob wir es wollen oder nicht. Wir sind mehr

Edgar R. /

Grundsätzlich hat das Thema, Gerechtigkeit, das sich auf das menschliche Miteinander bezieht natürlich seinen Stellenwert. Dennoch hat die Gerechtigkeit, welche Gott durch Christus jedem einzelnen mehr

Karl-H. T. /

Mit seiner ewiger Zuneigung allen verlorenen Schafen gegenüber, über das Kreuz und den Tod hinaus ist Freundlichkeit da, wenn Gott präsent ist - und gerade dann, wenn etwas passiert ist. Die alte mehr

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