Die gut gekleidete schlanke Rednerin spricht über gesunde Ernährung und Work-Life-Balance. Ich bewundere sie! Doch als ich die sympathische Frau eines Tages persönlich kennenlerne, sehe ich unerwartete Seiten an ihr. Sie klagt über verschiedene gesundheitliche Probleme und Stress. Trotzdem gibt sie erfolgreich anderen Frauen Tipps dazu, wie sie ihr Leben gesünder und entspannter gestalten können und durch den christlichen Glauben Frieden für die Seele finden.
Zunächst erschreckt mich die Diskrepanz. Ich frage mich: Kann ich von einer unperfekten Person gute Ratschläge annehmen? Von wem, außer von Jesus, kann ich mir überhaupt etwas sagen lassen?
Auf der Suche nach Superhelden
Schon als Kind war ich auf der Suche nach perfekten Vorbildern. Die biblischen Helden kamen mir da gerade recht. Wie mutig war David im Kampf gegen Goliath! Wie konsequent haben die Freunde von Jesus ihren Besitz und ihren Beruf aufgegeben, um ihrem Vorbild nachzufolgen! Von den Fehlern dieser Männer wollte ich nichts hören. Doch als ich älter wurde und intensiv in der Bibel las, fielen mir die Schwächen der darin beschriebenen gottesfürchtigen Menschen auf.
Auch in meinem Alltag begegnen mir oft Christen, die sich in der ein oder anderen Situation gar nicht christlich verhalten, obwohl sie danach streben, Jesus ähnlicher zu werden und in der Liebe zu Gott und dem Nächsten zu wachsen.
Leider ist das ein lebenslanger Prozess und keine einmalige Verwandlung. Darum muss ich mich immer wieder über die Lieblosigkeit anderer oder auch meine eigene Ichbezogenheit ärgern. Mangels meiner eigenen Perfektion habe ich mich schon gefragt, ob es Sinn macht, dass ich Artikel schreibe oder Vorträge halte. Was kann ich anderen weitergeben, wenn ich selbst fehlerhaft bin?
Inzwischen habe ich eine neue Einstellung zu diesem Dilemma. Ich mache mir bewusst, dass zwar weder ich noch meine Mitchristen perfekt sind, aber dass ich trotzdem von anderen Menschen einiges lernen kann.
Im besten Fall kann ich für andere ein Vorbild sein. Denn auch in der Bibel lese ich von unperfekten Menschen mit beeindruckenden Lebensgeschichten, die mich zum Nachdenken oder Nachahmen anregen. Und schließlich machen meine Fehler mich nicht zu einem schlechten Christen, sondern zeigen mir nur, wie sehr ich auf Gottes Gnade angewiesen bin.
Das beste Vorbild
Kann ein unperfekter Mensch trotzdem ein perfektes Vorbild sein? Mir persönlich hat sich diese Frage beantwortet, als kürzlich ein älterer und erfahrener Christ von seiner weit über 50-jährigen Ehe berichtet hat. Er hat es bis heute geschafft, Fehler einzugestehen und sich bei seiner Frau zu entschuldigen.
Genau darin liegt das Geheimnis: Ich darf etwas falsch machen, aber ich muss es einsehen und vor Gott und den betroffenen Menschen bekennen. Dann bleibe ich authentisch, ein Vorbild und vor allem entstresst, weil ich von belastenden Schuldgefühlen frei werde. Das garantiert uns die Bibel in 1. Johannes 1,9. Da heißt es: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er [Gott] treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“
Letztendlich hilft es mir, gar nicht erst den Fokus auf menschliche Schwächen zu richten. Stattdessen bringt mir der Blick auf Jesus Freude, inneren Frieden und Gelassenheit. Er war der einzige perfekte Mensch, der jemals über diese Erde gelaufen ist, weil er gleichzeitig Gott ist. Er ist unbeirrbar mit gutem Beispiel vorangegangen. Wahrhaft vorbildlich.
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