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© Samuel Dixon / unsplash.com

03.03.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 1 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Der erste Sinn des Menschen

Noch bevor Herz und Hirn funktionieren, hat der werdende Mensch Ohren. Das Hören ist nicht ohne Grund der vielleicht wichtigste menschliche Sinn.

 

Am Anfang war das Wort – So beginnt das Johannesevangelium. Am Anfang war das Wort. Nicht das Bild. Nicht der Geruch oder der Geschmack. Das Wort. Ein Klang. Im Johannesevangelium wird Jesus zuerst mit einem Wort verglichen, das man hören kann. Erst dann wird er als Licht bezeichnet – als etwas Sichtbares.

Auch das menschliche Leben beginnt mit dem Hören. Das Ohr ist das erste Sinnesorgan, das beim Embryo ausgebildet wird. Er ist noch nicht einmal einen Zentimeter groß, da kann man unterm Mikroskop schon die Ansätze der Ohren erkennen. Noch bevor das Gehirn und das Herz funktionieren, hat der Mensch also schon Ohren. Monate, bevor ein Baby das Licht der Welt erblickt, kann es Stimmen und andere Geräusche unterscheiden. Die Stimme seiner Mutter ist ihm schon lange vertraut, wenn das Baby sie zum ersten Mal sieht.

Und vielleicht ist das Verhältnis vom Menschen zu Gott ganz ähnlich? Wir tappen, was ihn betrifft, ja auch im Dunkeln. Wir sind nicht in der Lage, ihn zu sehen. Aber wir haben bereits einen gut entwickelten Hörsinn. Wir können Gottes Stimme hören. Wir können seinen Klang wahrnehmen, auch wenn wir keine Ahnung haben, wie sein Licht aussieht.

Vielleicht werden wir erst mit unserem Tod neu geboren. Verlassen dieses diffuse Dunkel des Lebens mit den dumpfen, verzerrten Tönen. Dann erst werden sich alle unsere Sinne richtig entfalten. Wir sehen das Licht. Und wir hören, wie Gottes Stimme wirklich klingt.
 

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

Katrin Faludi hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert. Hauptberuflich arbeitet sie seit vielen Jahren als Radioredakteurin, nebenberuflich ist sie Buchautorin. Zu ihren Themen gehören Lebenshilfe und seelische Gesundheit, denen sie mit einer Prise Humor sehr gerne die Schwere nimmt. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und mag alles, was mit Sprache(n) zu tun hat.

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