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© Daniel Mccullough / unsplash.com

30.12.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Horst Marquardt

Den Mördern entkommen

Verlass dich auf den Herrn, auch wenn du nirgends einen Hoffnungsschimmer siehst.

„Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint? Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.“ (Jesaja 50,10).

 

1994 erlebt der kleine afrikanische Staat Ruanda eine beispiellose Tragödie. Hutus, die in dem acht Millionen Volk die Mehrheit stellen, bekämpfen erbarmungslos die Minderheit der Tutsis. Sie nehmen – als Folge der Kolonialherrschaft – die wichtigsten Positionen im Land ein. Fast eine Million von ihnen wird ermordet. Am 9. Tag nach Ausbruch des Bürgerkrieges gerät Denise in großer Gefahr.

Die Frau hört, dass die Schlächter auf dem Weg zu ihrem Haus sind, wo sie mit Verwandten betet. Die meisten sind wie sie evangelikale Christen. Sie ahnen, dass sie die Attacke nicht überleben werden. Denise macht allen Mut: „Wir werden uns im Himmel wieder sehen.“ Als die Haustür aufgebrochen wird, flieht sie ins Badezimmer. Sie wird entdeckt. Einer der blutdürstigen Täter erhebt seine Machete und will zuschlagen. Doch ein anderer hält ihn davon ab. Warum? Denise weiß es bis heute nicht. Dann verlassen die Mörder das Haus – doch fünf Menschen sind tot.

In der nächsten Nacht setzen bei Denise die Wehen ein. Sie bringt ihren Jungen allein zur Welt. Seinen Vater lernt der Kleine nie kennen. Auch er ist umgebracht worden. Als die Hutu-Milizen einige Tage später erneut in ihr Haus eindringen, versteckt sich Denise mit dem Säugling hinter einer geöffneten Tür. Männer werfen zwei Handgranaten ins Haus, die aber nicht explodieren. Erst nach Wochen hört das Töten auf. Denise fragt sich: „Warum habe ich überlebt? Sie hatte Gott versprochen: „Wenn ich überlebe, werde ich allen Menschen erzählen, dass du ein großer Gott bist.“

An Denise musste ich denken, als ich den Text aus Jesaja 50,10 las. Da werden Aussagen gemacht, die einem unbekannten Gottesknecht gelten, von dem einige Kapitel weiter noch mehr gesagt wird: Jesaja 53 – eine Beschreibung des Gottessohnes Jesus Christus. Erstaunlich ist die Aktualität dieses Textes. In die Finsternis der lebensbedrohenden Situation leuchtet das Licht dessen, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“ Denise wird von diesem Licht erfasst und kann sagen:

„Ich werde mich nicht vor meinen Feinden beugen. Darum habe ich auch die Kraft, ihnen die Stirn zu bieten. Ich weiß, ich werde nicht in Schimpf und Schande dastehen." (Jesaja 50,7).


Der Text im 50. Kapitel des Buches Jesaja ist aussagestark und bedarf eigentlich keiner Auslegung. Wir lesen: „Erschreckt nicht, ihr Menschen, die ihr an den Herrn glaubt und auf die Worte seiner Boten hört!“ (Jesaja 50,10).

Es ist interessant sich mit der Geschichte Ruandas zu beschäftigen und dabei auch Einzelschicksale zu bedenken wie zum Beispiel die Geschichte der Denise. Gott selbst ermutigte sie. Was einst der Bote Gottes gesagt hatte, galt nun ihr: „Erschreckt nicht in dunklen Tagen! Verlasst euch auf den Herrn, auch wenn ihr nirgends einen Hoffnungsschimmer seht, denn er hält euch fest.“ (Jesaja 50,10).

Denise arbeitete nach Kriegsende als Seelsorgerin. Sie organisierte medizinische Behandlungen, kümmerte sich um aids-kranke Frauen, um Bildung und Ausbildung und kümmerte sich um landwirtschaftliche Projekte. Sie heiratete den Experten des Missionswerks Frohe Botschaft, Wolfgang Reinhardt. Nach ihrer Heirat 2008 zogen beide nach Deutschland. Hier berichtete sie von der Versöhnung, die das Land befriedete und erneuerte.


Horst Marquardt, unter Bezug auf einen Artikel von Klaus Rösler in IdeaSpektrum 15/2012

 Horst Marquardt

Horst Marquardt

  |  langjähriger Direktor des ERF (✝)

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