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© Joshua Rawson-Harris / unsplash.com

01.05.2023 / Kommentar / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Markus Baum

Noch nie so viele

Die Weltbevölkerung wächst – wohin?

8.000.000.000 Menschen. Acht Milliarden. So viele Menschen hat die Erde noch nie getragen. Und es werden in den nächsten Jahrzehnten noch einige dazukommen. Die Vereinten Nationen erstellen in regelmäßigen Abständen Prognosen über die mögliche Entwicklung der Weltbevölkerung, und die höchste Prognose lautet: Neuneinhalb Milliarden Menschen im Jahr 2050.

Je nachdem, wie sich bestimmte Faktoren entwickeln, kann das Wachstum stärker – oder deutlich geringer ausfallen. Der jüngste Bericht der Initiative Earth4All („Erde für alle“) der Vereinten Nationen hält es für möglich, dass der Gipfel bereits um 2040 erreicht werden könnte mit dann 8,5 Milliarden Menschen.

Die Normalbürgerin und der Normalbürger staunen – und rätseln. Ist das erfreulich? Ist das bedrohlich? Was bedeuten diese Zahlen? Was bedeuten sie für uns hier, im hochentwickelten Europa? Und da kommt es nun darauf an, wen man fragt.

Die Pessimisten, und von denen gibt es viele, sagen: Noch mehr hungrige Mäuler, wo doch schon heute so viele nicht satt werden. Mehr Elend, mehr Verteilungskämpfe, mehr Chaos. Dabei hatte die UN-Kampagne zur Bekämpfung des Hungers in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends überraschend große Fortschritte gemacht – das Ziel schien erreichbar. Den möglichen Erfolg verhindert haben Kriege, Naturkatastrophen, Dürren und Überschwemmungen, die Pandemie und menschliche Hybris.

Die Optimisten, und die sind etwas seltener und vor allem nicht so lautstark, sagen: mehr Menschen, mehr Möglichkeiten. Mehr Schaffenskraft. Mehr schöpferisches Potential. Größere Märkte, mehr Wohlstand. Mehr Herausforderungen – aber die sind dazu da, dass man sie meistert.

Den Tatsachen ins Auge sehen

Tatsache ist: Diese Welt kann 9 oder auch 10 Milliarden Menschen ernähren. Fraglos. Diese Welt hat Platz genug. Im Prinzip. Und Wasser genug, und fruchtbare Böden genug. Nur leider nicht unbedingt dort, wo die Milliarden bevorzugt leben. Und den Klimawandel gibt es ja auch noch, das macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Aber Gott, der Schöpfer des Himmels und eben auch dieser Erde, hat diesen Planeten so gestaltet, dass er tatsächlich so vielen Menschen Heimat, Nahrung, Entfaltungsmöglichkeiten bietet. An den Ausgangsbedingungen liegt es wahrlich nicht, wenn sich die Aufgabe schwierig gestalten sollte.

Tatsache ist: Die Entwicklung wird nicht endlos so weitergehen. Die große Dynamik der letzten Jahrzehnte verlangsamt sich. Die Wachstumsraten sinken seit etwa 30 Jahren auf allen Kontinenten; Europas und Nordamerikas Bevölkerung schrumpft, neuerdings auch die in China. Und auch in Südamerika ist der Tag absehbar, von dem an der Zug in die Gegenrichtung fährt. Seit 2020 wächst die Weltbevölkerung nur noch um 1 % pro Jahr. Dieser Wert wird in drei, vielleicht auch schon in zwei Jahrzehnten gegen 0 gehen.

Tatsache ist: Heute 8 und übermorgen 9,5  Milliarden Menschen – das strapaziert den Planeten gewaltig. Der Globus quietscht und eiert jetzt schon. Und es wird ein gehöriges Stück Arbeit kosten, viel Gehirnschmalz, viele gute Ideen, viel Forschergeist, viel Ingenieurskunst und noch viel mehr guten Willen, um ihn nicht völlig zu ramponieren. Sondern im Gegenteil pfleglich zu behandeln. So, dass er Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten für so viele Menschen bietet. Aussichtslos ist das Unterfangen nicht. Gott hätte uns den Schöpfungsauftrag nicht erteilt, wenn er nicht erfüllbar wäre.

Ziel: Ein Leben in Würde und eine Perspektive für jede(n) Einzelne(n)

Und so heißt es zunächst einmal Abschied nehmen von Vorurteilen. Ein Großteil des Bevölkerungswachstums liegt nicht an mangelnder Familienplanung, sondern an der deutlich gestiegenen Lebenserwartung.

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird sich zum Beispiel in Asien und Lateinamerika bis 2050 glatt verdoppeln. Die rituelle Forderung nach stärkerer Geburtenkontrolle geht ins Leere. Wer die Geburtenrate in den ärmsten Ländern der Welt drücken will, der muss nicht in erster Linie Kondome und Antibabypillen verteilen, sondern die Armut bekämpfen. Mit wachsendem Wohlstand erledigt sich das Problem der „Bevölkerungsexplosion“ – was für ein zynischer und irreführender Begriff – von ganz allein.

In jedem Fall verpflichtet die absehbare Entwicklung uns alle, ob wir wollen oder nicht, auf ein hohes Ziel: Die zukünftig 9,5 oder irgendwann 10 Milliarden Erdenbürgerinnen und -Bürger sollen ein menschenwürdiges Dasein haben. Genug zu essen, Bildung, Entwicklungsmöglichkeiten, eine Aufgabe, eine Lebensperspektive.

Wie kommen wir dahin? Indem wir alles daransetzen, genau das schon den 8 Milliarden heute zu verschaffen. Aus christlicher Sicht wäre hinzuzufügen: Die Christenheit schuldet nicht erst den 9,5 Milliarden im Jahr 2050 das Evangelium und die helfende Hand, sondern schon den Menschen heute. In ureigenem Interesse, denn gegenwärtig sind schon mehr als ein Viertel der Menschen auf diesem Planeten Christen, Tendenz stetig steigend.

 Markus Baum

Markus Baum

  |  Redakteur

Exilschwabe, seit 1982 in Diensten des ERF. Leidenschaftlicher Radiomacher, Liebhaber der deutschen Sprache und Kenner der christlichen Musiklandschaft. Übersetzt Bücher ins Deutsche und schreibt gelegentlich selber welche. Singt gern mit Menschen. Verheiratet, drei erwachsene Kinder.

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Kommentare (1)

Renate /

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