„In jeder Verschwörungstheorie steckt Wahrheit,“ sagt der Theologe Harald Lamprecht, er ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der evangelischen Landeskirche Sachsens. Die Kunst ist es, das Wahrscheinliche vom Absurden zu trennen – damit Corona-Verschwörungstheorien nicht mehr Vernichtungspotential entwickeln als das Virus selbst. Regina König hat mit Harald Lamprecht gesprochen.
„Es gibt tatsächlich Verschwörungen, und eine Verschwörungstheorie als solche ist durchaus legitim. Es gab ja den Abgasskandal und wir haben gesehen, dass Geheimdienste systematisch unsere Mails überwachen, das hätte vorher auch niemand für möglich gehalten, bevor das enttarnt wurde. Also, einen solchen Verdacht zu haben, ist zunächst legitim.“
„Verschwörungen gibt es tatsächlich!“
Ja, es gibt sie wirklich: Verschwörungen. Und warum sollte nicht auch Corona das Produkt böser Mächte sein? So könnte Software-Milliardär Bill Gates das Virus entwickelt haben, um mit einem Impfstoff Reibach zu machen. Oder war das Virus geplant als Biowaffe? Vielleicht ist es auch in die Welt gesetzt, damit Regierungen Grundrechte aushebeln und so mehr Kontrolle über ihre Bevölkerung gewinnen. Der Verdächtigungen sind viele, und das ist nicht erstaunlich, sagt der Theologe. Denn Zeiten der Unsicherheit sind bester Nährboden für Verschwörungstheorien.
Das ist ihr eigentlicher Punkt: sie reagieren auf Unsicherheit, und die ist jetzt in Corona-Zeiten mit Händen zu greifen. Das Virus ist neu, es ist hoch infektiös. Und so entsteht eine Unsicherheit.
Mit Gottvertrauen immun sein gegen Verschwörungstheorien
Auch manche Christen schenken Verschwörungstheoretikern ihr Vertrauen: „Das wundert mich, denn eigentlich haben wir es als Christen gar nicht nötig, uns solchen Verschwörungsideologien anzuhängen, denn wir haben ja ein Vertrauen auf Gott, das uns helfen sollte, mit solchen Unwägbarkeiten umzugehen. Also eine wesentliche Funktion, die Verschwörungstheorien erfüllen, brauchen wir als Christen in dem Sinn nicht, weil wir ja eine Stärkung aus dem Glauben beziehen.“
Doch wie kann ich unterscheiden zwischen Wahrheit und Fake-News, zwischen Verschwörungstheorie und echten Bedenken? Das ist gar nicht so einfach, sagt Harald Lamprecht, denn Verschwörungstheorien vermengen Wahrheit und Illusion: „Der Übergang von dem einem zum anderen ist nicht immer klar zu ziehen. Da geht es letztendlich um Wahrscheinlichkeiten und um die Frage: für wie wahrscheinlich halte ich eine bestimmte Sache? Am besten, man zerlegt die einzelnen Informationen und überlegt: was könnte stimmen und wo wird es absurd?“
Corona – ein Biokampfstoff?
Kann es zum Beispiel sein, dass Corona als Biokampfstoff in einem Labor in Wuhan entwickelt worden ist? Harald Lamprecht nimmt die einzelnen Bausteine dieser Theorie auseinander: „Das Labor in Wuhan gibt es wirklich. Dass dort auch vorher an SARS-Viren geforscht wurde, ist auch wahr. Dass dort möglicherweise an Biowaffen gearbeitet wird, ist möglich – aber eher unwahrscheinlich. Dass das Virus dort gezielt hergestellt worden ist als Biowaffe, kann man wiederum als unwahrscheinlich bezeichnen, denn zum einen gibt es Forschungen zur Struktur des Virus, die das als unwahrscheinlich darlegen, zum anderen ist Corona als Waffe absolut ungeeignet, weil es sich gar nicht steuern und kontrollieren lässt.“
Verschwörungstheorien zersetzen unser Vertrauen
Bei aller Absurdität, die solchen Theorien anhaftet: auf die leichte Schulter sollte man sie nicht nehmen, warnt der Theologe, denn sie besitzen Sprengkraft, die schlussendlich unsere Demokratie gefährden kann. „Ein Grundproblem aller Verschwörungstheorien ist, dass sie Vertrauen zerstören. Der Plot heißt: `Traue niemandem. Du wirst belogen. Da gibt es Mächtige, die im Hintergrund die Fäden ziehen und eine Illusionswelt aufbauen.` Das Kernproblem ist also der Verlust von Vertrauen. Das zerstört auch auf lange Sicht die Demokratie, denn sie lebt davon, dass wir Vertrauen in unsere Institutionen haben.“
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Hallo,
ich kann den Kommentaren leider nur zustimmen und finde es auch sehr schade, dass der ERF seinen Einfluss nicht breit aufklärend und ausgleichend wahr nimmt sondern den kompletten … mehrEinheitsbrei der Mainstreammedien nachplappert. Ich muss dadurch annehmen, dass nicht mehr nur biblisch besonnen und möglichst unbefangen sondern schon ordentlich politisch eingefärbt und politisch einflussnehmend die Zuhörer und Leser bearbeitet werden sollen. Das mindert mein seitheriges Vertrauen in den ERF leider stark. Schade.
Trotzdem Viele Grüße
Stefan
Die zwei Kommentare von Jörg und Bärbel sprechen mir aus dem Herzen. Finde es schade, dass auch im ERF sehr einseitig mit dem Thema Corona umgegangen wird. Es dürfte doch inzwischen auch beim ERF … mehrangekommen sein, dass es hochrangige Fachleute gibt, die den Umgang mit Corona, was die Gefährlichkeit des Virus und die Folgen des Lockdown angeht, eine total konträre Meinung zum gängigen Mainstream haben. Leider kommen sie in den öffentlichen Medien kaum zu Wort oder werden diffamiert. Der Reporterin empfehle ich mal die Predigt von Jakob Tscharntke (FeG Riedlingen) mit dem Thema: Wie gehen wir als Christen mit dem Corona Wahnsinn um. (YouTube)
Sehr gute Kommentare von Jörg und Bärbel.
Die Reihenfolge ist genau umgekehrt. Nicht die als Nazis, Rechte und jetzt Verschwörungstheoretiker diffamierten Kritiker sind zuerst gekommen und schädigen nun das Vertrauen in Politik. Nein, im … mehrGegenteil: Zuerst kam der Verlust des Vertrauens, das die Politik durch eine Serie von fatalen Entscheidungen auf leichtfertige Weise verspielt hat. Daraus ist dann die berechtigte Kritik erwachsen. Mittels Euro- und Banken-Rettung, Inflationierung und Staatsschulden wie in einem totalen Krieg, EEG-Wahnsinn und Gendergaga und Deindustrialisierung wurden nicht mehr zu kaschierende und kritikwürdige Missstände geschaffen. Die Deutschen haben die niedrigste Lebenserwartung in der EU, die niedrigsten Renten im Euro-Raum, das höchste Renteneintrittsalter im Euro-Raum, das niedrigste Median-Vermögen im Euro-Raum, die höchste Abgabenlast weltweit, die höchsten Strompreise weltweit. Gerade als Christ haben wir eine Mitverantwortung, auf Missstände aufmerksam zu machen. Wir sollten nicht wieder den Fehler begehen, uns einer falschen Marschrichtung anschließen, auch wenn sie von den Herrschenden vorgegeben wird. Es ist zudem so, dass bibeltreue Christen doch schon längst zu den rechten Spinnern zugerechnet werden. Erzählen Sie mal einem Spiegel-Journalisten etwas über biblische Prophetie und Endzeit. Was glauben Sie, was der daraus macht? Sie sollten aufpassen, dass Sie sich nicht auf eine Seite schlagen, die Sie später zutiefst bereuen. Denn das Problem hatten deutsche Christen schon einmal.
Nach der Überschrift bin ich echt enttäuscht von dem Artikel. Entweder ihr setzt euch ernsthaft mit Verschwörungstheorien auseinander und beschäftigt euch mit dem, was die Leute bewegt und hört den … mehrSkeptikern wirklich zu. Oder ihr lasst es. Aber das hier ist einfach nur Angstmache und Bashing. Was wirklich unsere Demokratie gefährdet, ist wenn kritische Anfragen kein Gehör mehr finden und immer sofort in die Ecke der "Verschwörungstheoretiker" geschoben werden. Dann gibt es keinen echten Dialog mehr und die Folge ist, dass Kritiker sich zunehmen radikalisieren, weil sie nicht ernst genommen werden. DAS gefährdet die Demokratie.