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© Christophe Licoppe, European Commission, Attribution, via Wikimedia Commons

19.07.2021 / Kommentar / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Zuhören, Zupacken, Beten, Spenden

Wie sich Menschen nach der Flutkatastrophe für die Opfer engagieren können.

 

Mit den katastrophalen Folgen der Flut vor allem in Rheinland-Pfalz und Nord-Rheinwestfalen, aber auch mit der gleichzeitigen Flut in Ober-Bayern und Ost-Sachsen befindet sich Deutschland mit bislang über 150 Toten und ganzen Ortschaften, die nur noch einem Krater gleichen, im Ausnahmezustand.

Die gute Nachricht in allem: zahlreiche Menschen packen an, um zu helfen. Dazu gehören diverse Hilfs-Organisationen aber auch Menschen, die sich auf eigene Faust mit Radladern und Schaufeln auf den Weg in die Katastrophengebiete gemacht haben. Das gibt Hoffnung und macht uns stark, mein Andreas Odrich in seinem Kommentar.
 

Am liebsten würde ich ersteinmal eine Schweigeminute halten mit einem stummen Gebet. Denn ich finde es wirklich nicht leicht, angemessene Worte zu finden für das, was gerade passiert ist in Deutschland. In unserem Land, das wir fälschlicherweise immer für absolut unerschütterlich und unangreifbar halten. Welches Wort ist angemessen für die Menschen, die betroffen sind, wie soll man dieses Leid in Worte fassen?  Ich habe den Eindruck: wenn ich es dennoch versuche, dann vergreife ich mich quasi an den einzelnen Schicksalen weil ich nicht über die betroffenen Menschen hinwegschreiben will.

Ungeahnte Welle der Hilfsbereitschaft

Doch Worte sind nur die eine Seite. Wichtiger ist jetzt, dass den Betroffenen geholfen wird,  schnell und unbürokratisch. Und da bricht sich Hoffnung Bahn. Sie findet ihren Ausdruck in der ungeahnten Welle der Hilfsbereitschaft, die sich den Folgen der Flut entgegenstemmt. In all dem Schutt und in all dem Schlamm tauchen Menschen auf, die helfen, helfen, helfen. In zahlreichen TV-Berichten kann man das sehen. Viele krempeln die Ärmel hoch, sind extra angereist, den Menschen vor Ort völlig unbekannt. Sie packen zu, sie räumen auf. Hier merken wir, was wirklich wichtig ist. Natürlich steht die Politik in hoher Verantwortung, aus der man sie nicht entlassen darf. Das eine schließt das andere nicht aus. Aber man wird erst noch merken, was von den politischen Versprechungen der letzten Tage wahr wird. Jetzt ist es vor allem die Solidarität der Menschen untereinander, die alles herausreißt.

Ich kenn dich nicht, ich helfe dir trotzdem. Gemeinsam schaffen wir das!

Ich finde, das ist ein unheimlich starkes Signal, das derzeit von Deutschland und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ausgeht.

Jeder kann etwas tun

Jetzt ist es wichtig, in der Hilfe nicht nachzulassen und zu fragen, was jeder tun kann. Die Formel dafür: Zuhören, zupacken, spenden, beten. Was heißt das:

  • Zuhören: Menschen in dieser Situation brauchen ein offenes Ohr und eine Schulter, an die sie sich anlehnen können. Und sie sind die einzigen Experten, die wissen, was sie jetzt brauchen, schlaue Belehrungen jedenfalls helfen nicht. Gut, dass das auch von Ferne über die sozialen Netzwerke geht. 
     
  • Zupacken: Ja, wirklich buchstäblich mit der Schaufel oder dem Radlader. Einzelpersonen und ganze Firmen tun es. Selbstverständlich nach Gesundheitszustand und persönlichen Möglichkeiten.
     
  • Spenden: Aber wer nicht schippen kann, der kann vielleicht etwas spenden, auch dazu gibt es genügend Adressen. Da ist zum Beispiel der Zusammenschluss vieler großer Hilfswerke unter dem Titel Deutschland Hilft.  Inzwischen gibt es aber auch kleine örtliche Hilfsfonds, die Unterstützung für Notleidende organisieren.
     
  • Beten: In einem der zahllosen Berichte über die Flutkatastrophe sagt eine Frau, sie habe die ganze Nacht gebetet, dass ihr Haus nicht einstürzt und fortgerissen wird. Es sind also Beter gefragt, die Gott um Gnade bitten, um Ruhe und Besonnenheit aber auch der ganzen schlimmen Trauer und Verzweiflung Ausdruck verleihen.
     

Die gute Botschaft in all dem Schlimmen bleibt also: Wir können etwas tun. Das ist Gottes Auftrag an uns, und das sind wir den betroffenen Menschen schuldig. Jeder ist eingeladen und kann mit seinen individuellen Möglichkeiten in dieser Jahrhundertkatastrophe etwas Gutes bewirken.

 

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

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