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10.02.2022 / ERF Global Hope / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Sonja Kilian

„Wir geben nicht auf!“

Wie Christen in Zentralasien der Unterdrückung trotzen.

Laut dem aktuellen Weltverfolgungsindex der Organisation Open Doors werden in allen Ländern Zentralasiens Christen diskriminiert. Dazu gehören Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. Drei dieser Staaten grenzen an Afghanistan – mit bis zu 1.300 Kilometern. Die Angst vor afghanischen Flüchtlingen und islamischen Extremisten führt bei den zentralasiatischen Nachbarn zu einem starken Kontrollbedürfnis. Wer von der Norm abweicht, wird argwöhnisch beobachtet. Dazu zählen Islamisten genauso wie Christen.

Schon ein „Daumen hoch“-Symbol an der falschen Stelle auf Facebook kann schwerwiegende Folgen haben. Das berichtet ERF Mitarbeiter Andre, der die christliche Medienarbeit unseres internationalen Partners TWR in Zentralasien koordiniert. Ein Bekannter aus Turkmenistan erzählte ihm, wie eines Tages Sicherheitsleute vor seiner Tür standen. Kurz zuvor hatte der turkmenische Christ auf Facebook einen Artikel positiv bewertet, der nicht staatskonform war. Weltanschauung, politische Meinung und die Religionszugehörigkeit gelten eben in der zentralasiatischen Region keineswegs als Privatsache; die digitale Überwachung ist allgegenwärtig.

Kreative Medienarbeit

Andre ermutigt die TWR Mitarbeiter durch Schulungen, Gebet und persönlichen Austausch. Er ist jedes Mal beeindruckt von dem Einsatz und Mut der Teams vor Ort. So organisieren sie zum Beispiel in Tadschikistan regelmäßig Verteilaktionen. Dabei verschenken sie Radios und USB-Sticks in unwegsamen Gebirgsregionen und anderen unzugänglichen Teilen des Landes. Ein Mitarbeiter erzählt:

Im Sommer haben wir als Familie einen kurzen Urlaub an einem Bergsee gemacht. Abends wurde dort zur Unterhaltung der Feriengäste Musik über einen Lautsprecher gespielt. Ich hatte von zu Hause unsere christlichen Radioprogramme und Lieder mitgenommen und bot diese dem Leiter des Urlaubsresorts an. Er nahm das Angebot tatsächlich an und spielte die Aufnahmen an den Abenden ab. Dadurch konnte ich Zeuge davon werden, wie Menschen mit Freude den Programmen zuhörten und sich darüber unterhielten, was sie über Gott in Worten und Liedern zu hören bekamen.

Neben solchen Sonderaktionen produzieren die lokalen Mitarbeiter christliche Sendungen, die über Mittelwelle und in manchen Ländern sogar auf UKW-Sendern ausgestrahlt werden. Zusätzlich gibt es ein umfangreiches Angebot in den sozialen Medien und eine Smartphone- und iPhone-App in den sieben Hauptsprachen Mittelasiens.

Jetzt oder nie

Trotz möglicher Bedrohung setzen die Redakteure unseres internationalen Medienpartners TWR alles daran, anderen Menschen von Jesus zu erzählen. Sie wollen Licht in ihrer Heimat verbreiten – mitten in Krisen und trotz düsterer Prognosen.

In Kasachstan beispielsweise braucht die frustrierte Bevölkerung dringend Hoffnung auf Stabilität und Rechtsstaatlichkeit. Nach den politischen Machtkämpfen und damit verbundenen Unruhen im Januar sind die Konsequenzen für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landes noch ungewiss. Wie viele seiner Nachbarländer verfügt Kasachstan über wertvolle Rohstoffe, von denen jedoch nur eine kleine Elite profitiert. In dieser Situation sehnen sich die Menschen nicht nur nach Freiheit und Wohlstand, sondern auch nach Sinn und Gerechtigkeit.

Deutschland kann helfen 

Der ERF unterstützt in Zentralasien unterschiedliche Medienprojekte. Ihre Spende und Ihr Gebet helfen uns dabei. Bestellen Sie unseren vierteljährlichen Zentralasien-Newsletter mit einer E-Mail an [email protected]!

Um andere ermutigen zu können, brauchen die bedrängten Christen in Zentralasien auch selbst immer wieder Unterstützung. Besonders dankbar sind sie für Gebet und Solidarität aus dem Ausland. Der ERF bringt daher vierteljährlich einen Zentralasien-Newsletter heraus. Die Christen in dieser Region spüren unsere Gebete und sind sich sicher, dass Gott darauf reagiert. 

Genauso wichtig ist es, an die weltlichen Herrscher heranzutreten. Das tut zum Beispiel der SPD-Abgeordnete Frank Schwabe. Er ist der neue deutsche Regierungsbeauftragte für Religions- und Weltanschauungsfreiheit und überzeugt davon, dass der Einsatz für religiös Verfolgte in den Diktaturen dieser Welt Wirkung zeigt. Ein Grund dafür könnte sein, dass wirtschaftlich schwache Länder auf die westliche Welt angewiesen sind. So hat zum Beispiel Tadschikistan zu Beginn der Coronapandemie eine Million Euro für den Kauf von medizinischer Ausrüstung und für Schulungen von der Bundesrepublik zur Verfügung gestellt bekommen. Sicher ist es nicht völlig uninteressant, was so ein Geldgeber sonst noch zu sagen hat.

Es ist also wichtig, die Stimme zu erheben und deutlich zu machen, dass wir darauf schauen, was in der Welt passiert. Informiert beten ist also doppelt wirksam, weil es auch Mut zum Handeln macht!

 

 Sonja Kilian

Sonja Kilian

  |  Redakteurin

Die verheiratete Mutter zweier Töchter liebt inspirierende Biografien. Deshalb liest sie gern, was Menschen mit Gott erlebt haben, schreibt als Autorin darüber und befragt ihre Gäste in Interviews auf ERF Plus.

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