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© Open Doors

15.01.2020 / Interview / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Katja Völkl

Wie Christen weltweit unter Verfolgung leiden

Open Doors veröffentlicht Weltverfolgungsindex 2020.

 

Immer zu Beginn des Jahres bringt das christliche Hilfswerk Open Doors den Weltverfolgungsindex heraus. Damit macht die Organisation auf die Lage von Christen in den 50 Ländern aufmerksam, in denen diese aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden. Heute hat Open Doors den Weltverfolgungsindex 2020 veröffentlicht.

Erneut steht Nordkorea auf Platz eins. Gefolgt von Afghanistan und Somalia. Katja Völkl (ERF Medien) sprach mit Markus Rode, dem Leiter von Open Doors, über die Hintergründe.

 

ERF: Wie ist die aktuelle Lage der Christen in Nordkorea?

Markus Rode: Die Lage ist nach wie vor extrem schwierig. Nordkorea ist seit Jahren an erster Stelle auf dem Index. Geschätzt 70.000 Christen müssen in Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Sie sollen gezwungen werden, ihren Glauben aufzugeben. Die anderen Christen müssen sich verstecken, denn die Geheimdienste sind geschult, Christen zu finden. Das bedeutet für die Christen, selbst wenn sie sich in ganz kleinen Gruppen treffen, um zu beten und leise zu singen, besteht die Gefahr, dass sie entdeckt werden. Außerdem ist es kaum möglich, dass sie das Land verlassen, weil die Grenzen immer schärfer bewacht werden. Machthaber Kim Jong Un arbeitet dabei eng mit dem Geheimdienst zusammen.
 

ERF: Wie sieht denn die Situation verfolgter Christen in Afrika und dem Nahen Osten aus

Markus Rode: In Afrika ist die Situation für verfolgte Christen extrem schwierig geworden. Viele dschihadistische Gruppen führen Krieg gegen die Christen dort und ihre Kirchen. In Burkina Faso z.B., ein Land, das neu auf dem Index ist, fahren dschihadistische Gruppierungen mit dem Motorrad zu den Kirchen. Dann sollen die Christen rauskommen und ihre Ausweise abgeben. Die Extremisten verbrennen alle Bibeln und töten die Pastoren und Gemeindeleiter. Diese Islamisten gehen auch von Haus zu Haus und fragen die Christen, ob sie zum Islam übertreten wollen. Wenn sie das nicht tun, wird die ganze Familie hingerichtet. Ähnliches passiert auch bei Straßensperren.

In Nigeria sind Fulani-Hirten unterwegs, die christliche Dörfer überfallen. Hinsichtlich der Todesopfer sind sie fünfmal tödlicher als die islamistische Terrorgruppe Boko Haram.

Überall dort, wo Korruption herrscht, haben Christen keinen Schutz. Es gibt eine regelrechte Islamisierung Afrikas. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Geschwistern in Afrika helfen.


ERF: Welche Länder sind denn neu auf dem WVI?

Markus Rode: Neben Burkina Faso sind neu Niger und Kamerun. Das sind alles Länder, in die islamistische Milizen eindrängen, um dort zu islamisieren.
 


 

ERF: Hat die Verfolgung von Christen denn generell zugenommen? Wenn ja, woran liegt das?

Markus Rode: Die Verfolgung hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Etwa 260 Millionen Christen unterliegen einem hohen bis extremen Maß an Verfolgung. In vielen Staaten gibt es keinen ausreichenden Schutz für Christen. Die IS-Kämpfer sind in einige afrikanische Länder abgewandert und greifen dort gezielt christliche Gemeinden an.

Hinzu kommt die biometrische Gesichtserkennung, mit deren Hilfe Menschen leicht kontrolliert werden können. Das passiert z.B. in China und Indien.

Außerdem gibt es eine große Anzahl von Menschen aus anderen Religionen, die sich zum christlichen Glauben bekehren. Das ist einerseits erfreulich, andererseits führt es dazu, dass sie gerade von ihren Familien und Clans extrem hart verfolgt werden. Deshalb ist die Intensität der Verfolgung, die parallel zur Erweckung erfolgt, nochmal gestiegen.


ERF: Welche Möglichkeit habe ich als Christ denn, mich hier in Deutschland für verfolgte Christen einzusetzen?

Markus Rode: Gerade wir als Christen in Deutschland haben eine besondere Aufgabe, uns für unsere verfolgten Geschwister einzusetzen, denn wir sind Glieder eines Leibes. Um sie zu unterstützen, brauche ich Informationen. Die bietet Open Doors. Wenn ich dann z.B. weiß, wofür ich beten kann, kann ich auch gezielt beten. Und das Gebet hat große Kraft.

Aber wir haben auch die Möglichkeit, als Gemeinde den weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen durchzuführen. Auch hierzu gibt es Material von Open Doors.

Also, wer sich an die Seite von verfolgten Christen stellen möchte, hat viele Möglichkeiten, z.B. auch an Politiker zu schreiben, dass sie sich ebenfalls engagieren.


ERF: Vielen Dank für das Gespräch.

 Katja Völkl

Katja Völkl

  |  Moderatorin und Redakteurin

Die gebürtige Münsteranerin ist Live-Moderatorin in „Aufgeweckt“ und für aktuelle Berichterstattung zuständig. Von Hause aus ist sie Lehrerin für Deutsch und Philosophie und Sprecherzieherin. Sie liebt Hunde, geht gerne ins Kino und gestaltet Landschaftsdioramen.

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Kommentare (1)

Michael S. /

Eine Frage an Herrn Markus Rode: wie ist die Lage in Deutschland und der EU? Wie ist es in den verschiedenen Kulturen in Deutschland?
Danke und Gruß und Gottes Segen durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen
Michael Schmitt

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