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© Zahra Amiri / Unsplash.com

03.05.2024 / ERF Global Hope / Lesezeit: ~ 9 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Pressefreiheit in Gefahr

In welchen Ländern Journalisten besonders bedroht sind und warum uns das auch als ERF betrifft.

Im letzten Jahr wurden 45 Journalistinnen und Journalisten getötet, 54 entführt und 84 gelten als vermisst. Zudem wurden 521 Medienschaffende im letzten Jahr verhaftet. Diese Zahlen des aktuellen Jahresberichts von „Reporter ohne Grenzen“ zeigen, wie es weltweit um die Pressefreiheit bestellt ist. Schlecht nämlich! Und dabei attestiert die Organisation sogar einen kleinen Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

Die Arbeit für Journalistinnen und Journalisten ist in den letzten Jahren generell gefährlicher geworden. Weltweit, aber auch in Deutschland. Zwar sind die physischen Übergriffe gegenüber Medienschaffende nach den Corona-Jahren in unserem Land wieder rückläufig, trotzdem kommen sie laut „Reportern ohne Grenzen“ noch fast dreimal so häufig vor wie 2019. Im generellen Rang ist Deutschland gegenüber 2022 sogar um 5 Plätze auf Platz 21 abgerutscht und gilt damit als zufriedenstellend.

Aber dies sind nicht die einzigen besorgniserregenden Entwicklungen. Auch die Vielfalt der Medien – etwa bei den Tageszeitungen – hat abgenommen und immer öfter werden Journalisten Ziele von Hacking und Cyberspionage. Und dass es Gruppen in unserem Land gibt, die von Medienschaffenden als „Lügenpresse“ sprechen und nicht mehr an eine freie Presse glauben, verschärft das Problem noch weiter.

Unsere Medienpartner sind dort, wo die Luft dünn ist

Doch wie gut es uns eigentlich immer noch geht, wird deutlich, wenn wir den Blick in andere Länder richten. In 31 von 180 bewerteten Ländern ist die Lage laut „Reporter ohne Grenzen“ sehr ernst, nur acht Länder gelten als gut.

Das zu lesen macht betroffen. Vor allem, da ich bei manchen Ländern im unteren Bereich überrascht war, wie schlecht die Lage dort bewertet wird. Zu den 31 am schlechtesten bewerteten Ländern gehören zwar erwartbare Regionen wie Afghanistan, China, Nordkorea, Russland oder auch Palästina. Aber auch Länder wie Ägypten oder die Türkei belegen in der Auflistung hintere Plätze.

Schon seit seiner Gründung arbeitet „ERF – Der Sinnsender“ eng mit seinem internationalen Partner TWR (Trans World Radio) zusammen. Besonders am Herzen liegen uns dabei Medienprojekte in Regionen, in denen christliche Medienarbeit aufgrund von eingeschränkter Religions- und Meinungsfreiheit, nicht beachteter Menschenrechte, Armut, Krieg und sonstiger Krisen ohne Hilfe von außen nicht oder nur begrenzt möglich ist.

Was mich dann wiederum positiv überrascht hat, war, als ich feststellte, dass ERF Partner TWR in etwa der Hälfte dieser Länder ermutigende christlichen Programme ausstrahlt. Obwohl sich die Lage für Medienschaffende weltweit verschlechtert hat und dies auch unsere Teams vor Ort zu spüren bekommen, gibt es immer noch Wege und Möglichkeiten, das Evangelium zu Menschen in genau diesen Regionen zu bringen.

Unsere Medienpartner sind dort, wo die Luft für Journalisten dünn ist, und sie berichten von einer Botschaft, die aneckt. Der Botschaft von Jesus.

Schlaglichtartig möchte ich daher einen Blick auf die Lage und die Probleme für Medienschaffende in einigen Regionen werfen, in denen wir uns als ERF zusammen mit TWR engagieren. Die Regionen, in denen die freie Presse bedrängt ist und TWR aktiv ist, lassen sich grob in fünf Kategorien zusammenfassen.

Wir erreichen in muslimischen Ländern Hörer, die keine freie Presse kennen

Eine Kategorie bilden Länder im Nahen und Fernen Osten, die stark muslimisch geprägt sind. Hierzu zählen etwa Pakistan, Afghanistan, Syrien, der Iran und etliche Länder auf der arabischen Halbinsel. Die Schwierigkeiten für Journalisten sind in diesen Ländern vielfältig.

In Syrien etwa sind Journalisten mit Einschüchterung und Gewalt durch alle Parteien des Bürgerkrieges bedroht, im Iran unterliegen die Medien der Kontrolle des Staates. Hier führt kritische Berichterstattung zu Verfolgung, Haft und im schlimmsten Fall Tod. Laut den Zahlen von Mitte April sind im Iran im Augenblick 21 Journalisten in Haft, in Syrien 24. Im Iran bleiben auch ausländische Medienschaffende von Strafen und Drohungen nicht unbedingt verschont.

In Afghanistan mussten etliche Medien in den von den Taliban kontrollierten Gebieten (was seit deren erneuter Machtübernahme in 2021 ein Großteil des Landes ist) schließen oder senden nur noch islamisch-religiöse Inhalte. Hier ist die Lage besonders für Reporterinnen brisant. Denn sie sind doppelt bedroht – als Frau und Journalistin.

Aber auch Länder auf der arabischen Halbinsel wie Oman, Saudi-Arabien und Kuwait sind in puncto Pressefreiheit kritisch zu bewerten, ebenso wie beliebte Reiseländer wie die Türkei oder Ägypten.

Als ERF unterstützen wir gerade in den besonders brisanten Ländern dieser Kategorie christliche Medienarbeit. Evangelistische Programme für Pakistan und Afghanistan, ein christliches Radioprojekt im Iran, ermutigende Frauensendungen in arabischer Sprache und die hoffnungsspendende Sendereihe „Hope for Yemen“ kommen zu Hörerinnen und Hörern, die keine freie Presse kennen.

Schwieriges Pflaster Zentralasien

Ebenfalls muslimisch geprägt, aber kulturell doch verschieden, ist die zweite Kategorie. Hier handelt es sich um die Region Zentralasien. Auch in dieser Gegend ist ERF Partner TWR aktiv mit christlichen Sendungen und Programmen.

Der christlichen Medienarbeit dort sind wir als ERF übrigens ganz besonders verbunden, denn sie wurde vor knapp über 20 Jahren von einem ERF Mitarbeiter mitbegründet.Noch heute stellt der ERF den TWR Leiter für diese Region.

In Zentralasien scheint die Lage auf den ersten Blick etwas entspannter. Es befinden sich dort nicht so viele Medienschaffende in Haft und nur in Tadschikistan (Platz 153) und Turkmenistan (Platz 176) gilt die Situation für Journalisten als sehr ernst. Aber auch in den drei anderen Ländern der Region (Usbekistan, Kirgistan und Kasachstan) wird sie als schwierig eingestuft.

Die Länder der Region sind autoritär geprägt, wenngleich sie auch verschiedene Grade demokratischer Mitbestimmung aufweisen. Die Medien in dieser Region sind sehr stark von den russischen Medien geprägt. Das ist in Zeiten wie diesen natürlich problematisch. Kirgistan gilt als freistes Land und einzige Demokratie.

Aber auch in Kirgistan hat sich die Lage massiv verschlechtert. In der Rangliste von „Reporter ohne Grenzen“ ist das Land allein im letzten Jahr um 50 Punkte gesunken. Zwar gibt es offiziell keine Zensur, aber der Grad an Selbstzensur bei problematischen Themen ist sehr hoch.  Investigativjournalisten haben es schwer und werden teils bedroht.

Noch schwieriger ist die Lage im Nachbarland Kasachstan. Oppositionsmedien werden hier mit Schadensersatzklagen und gezielten Angriffen auf Journalisten zum Schweigen gebracht. Kritische Fernsehsender findet man nicht mehr.

Weitaus problematischer ist die Lage in Tadschikistan und Turkmenistan. In Tadschikistan sind Journalisten Schikanen des Geheimdienstes ausgesetzt. Auch nimmt die digitale Überwachung hier deutlich zu. Turkmenistan schließt als nahezu gänzlich verschlossener Staat die Reihe der zentralasiatischen Staaten ab, hat sich aber von Rang 177 auf Rang 176 zuletzt leicht verbessert.

In allen diesen Ländern unterstützt der ERF über TWR die christliche Medienarbeit, in den meisten sogar mit im Land tätigen Teams. Dabei beeinflussen die verschiedenen Grade an Öffnung und Restriktion, die andere Medienschaffende erleben, auch die Lage unserer Teams vor Ort.

Ein großes Problem ist für sie dabei nicht allein der staatliche Gegenwind, sondern auch die großen Vorbehalte gegenüber Christen in der vornehmlich muslimischen Bevölkerung.

Obwohl christliche Medienschaffende über soziale Netzwerke wie Youtube, Telegram und Instagram viele neue Nutzer dazugewonnen haben, nehmen auch Drohungen zu.

Russland-Ukraine-Konflikt ist Gefahr für Journalisten beider Kriegsparteien

Die dritte Kategorie bildet eine Region, mit der wir als ERF auch eng verbunden sind. Es handelt sich um die früheren GUS-Staaten Russland, Ukraine und Belarus. Während die Lage für Journalisten in Russland schon vor Russlands Angriffskrieg schwierig war, gilt sie nun als „sehr ernst“, in Belarus war sie dies schon vorher.

Über die Art und Weise, wie Russland jegliche kritische Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt unterbindet, muss man wenig anmerken. Es ist bekannt, dass der Staat alle Nachrichten über den Krieg kontrolliert. Gegensätzliche Äußerungen in den Medien ziehen Strafen nach sich. Auch die Zensur im Internet hat zugenommen. Ähnliches lässt sich in Belarus beobachten.

Auch in diesen beiden Ländern haben ERF und TWR Medienpartner. Ihre Situation ist angespannt und wir sind dankbar, dass sie bislang ohne allzu große Einschränkungen ihre Sendungen weiter produzieren und ausstrahlen können. Aber sie brauchen viel Weisheit bei der Produktion ihrer Programme.

Demgegenüber ist die größte Bedrohung für Journalisten und somit auch für unser Team in der Ukraine der Krieg an sich.

Die größte Gefahr besteht natürlich für diejenigen, die direkt vom Krieg berichten. Etliche Journalisten wurden hier während ihrer Arbeit getötet oder verletzt. Aber auch unsere Teammitglieder sind in ständiger Lebensgefahr. Denn Luftangriffe gibt es im ganzen Land. Viele Teamkollegen hatten in ihrem Umfeld schon etliche Verluste zu betrauern. Wir sind um jeden Tag dankbar, an dem wir die Nachricht bekommen, dass unser Team wohlauf ist.

Selbst in Überwachungsstaaten wie China und Nordkorea kommt die gute Botschaft

Staatliche Kontrolle der Medien wie etwa in Russland kennzeichnet auch die Länder der Kategorie 4, wie ich sie nennen möchte. Hierzu zähle ich Länder wie Nordkorea oder China, in denen die Presse nahezu komplett vom Staat gesteuert wird und die im Jahresbericht von „Reporter ohne Grenzen“ die letzten beiden Ränge belegen.

In China sind aktuell über 100 Journalisten, Blogger und Bürgerreporter in Haft, in Nordkorea liegt die Zahl zwar nur bei einem. Dies dürfte aber vor allem daran liegen, dass es aufgrund der extremen Abschottung des Landes kaum möglich ist, an unabhängige Informationen zu kommen. Nicht einmal Mobiltelefone, geschweige denn Zugang zum Internet haben die meisten Menschen. Auch in China nimmt die Überwachung der Bevölkerung massiv zu, vor allem im digitalen Raum.

Die Entwicklung Chinas hin zu einem Überwachungsstaat hat die Lage der Christen und anderer religiöser Gruppen im Land massiv verschlechtert.

Dies erleben auch unsere Partner vor Ort. Wir sind dankbar, dass es den Teams vor Ort trotz Einschränkungen möglich ist, das sehr erfolgreiche SOTA-Programm weiterzuführen. Dieses Online-Theologiestudium ist eine Hilfe für viele Pastorinnen und Pastoren, denen in China ein offizielles Theologiestudium verwehrt bleibt.

Auch die Menschen in Nordkorea erreicht ERF Partner TWR. Dies ist zwar nur von Südkorea aus möglich, aber wir wissen, dass es auch in Nordkorea Christen gibt, die die Sendungen unseres Medienpartners heimlich hören. Zum Teil vergraben sie ihre Radios im Boden, um nicht mit ihnen erwischt zu werden.

Auch in Südamerika ist Pressefreiheit gefährdet

In Kategorie 5 lassen sich restriktive Einzelstaaten einordnen. Die Lage für Journalistinnen und Journalisten schwankt hier zum Teil stark. Hierzu zähle ich etwa Kuba (172) oder Venezuela (159).  Die Probleme für die freie Presse sind in den beiden Ländern vielfältig.

In Kuba hält der sozialistische Staat das Medienmonopol. Private Medien sind laut Verfassung verboten, ausländische Journalisten werden kontrolliert. Aber durch den Internetausbau im Land könnten Stück für Stück auch unabhängige Nachrichten zu den Menschen in Kuba gelangen.

In Venezuela ist die Lage etwas weniger heikel. Hier hat vor allem die langanhaltende politische und wirtschaftliche Krise die Situation für Medienschaffende verschlechtert. Seit 2017 haben Verhaftungen und Gewalttaten gegen Journalistinnen und Journalisten massiv zugenommen, Sendefrequenzen kritischer Sender werden gerne mal gesperrt.

Auch in Kuba und Venezuela ist TWR aktiv. In Kuba unterstützt der ERF die Sendereihe „Our Home“, in Venezuela strahlt TWR das allseits beliebte Kinderprogramm „Pedrito el Pulpo“ aus und versucht immer wieder auch praktisch angesichts der massiven wirtschaftlichen Not im Land zu helfen.

Wir brauchen mehr Presse- und Religionsfreiheit

Dies sind nur einige Beispiele für Gebiete, in denen die Pressefreiheit massiv in Gefahr ist und in die ERF Partner TWR Hoffnungsbotschaften sendet. Nicht überall gibt es Teams im Land selbst, einige Regionen sind so verschlossen und gefährlich, dass eine christliche Medienarbeit nur von außen hinein möglich ist. Dafür sorgen große Mittelwellensendeanlagen. Ihr Signal kann im Gegensatz zu Internetseiten und Fernsehkanälen kaum blockiert werden.

Die Rückmeldungen zeigen, dass auch in diesen Ländern Menschen die gute Botschaft der christlichen Programme hören und dadurch Lebensveränderung erleben. Immer wieder machen uns die Reaktionen aus diesen Gebieten aber auch betroffen.

Wie sehr würde es uns freuen, wenn auch die Menschen dort in einer ähnlichen Freiheit leben könnten wie wir hier in Deutschland! Auch unsere Arbeit vor Ort würde von mehr Pressefreiheit profitieren. Daher beten Sie mit uns für mehr Pressefreiheit in den genannten Regionen! Denn dort, wo Pressefreiheit nicht geachtet wird, steht es oft auch um die Religionsfreiheit mehr als schlecht.
 

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Rebecca Schneebeli ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet nebenberuflich als freie Lektorin und Autorin. Die Arbeit mit Büchern ist auch im ERF ihr Steckenpferd. Ihr Interesse gilt hier vor allem dem Bereich Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungspflege. Mit Artikeln zu relevanten Lebensthemen möchte sie Menschen ermutigen.

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