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17.01.2024 / Bericht / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Sarah-Melissa Loewen

Neuer Höhepunkt bei Christenverfolgung

Der Weltverfolgungsindex 2024 von Open Doors zeigt: Gewalt gegen Christen steigt in etlichen Ländern.

Heute veröffentlicht die Hilfsorganisation Open Doors den aktuellen Weltverfolgungsindex. Dieser untersucht jedes Jahr die Situation verfolgter Christen weltweit und gibt einen Überblick über die 50 Länder, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten Verfolgung und Diskriminierung erdulden. Der Berichtszeitraum des aktuellen Weltverfolgungsindex reicht vom 1. Oktober 2022 bis zum 30. September 2023.

Open Doors setzt sich in über 70 Ländern durch Hilfsprojekte für verfolgte Christen ein und untersucht jedes Jahr das Ausmaß an Gewalt, staatlicher Unterdrückung sowie gesellschaftlicher und behördlicher Feindseligkeit gegenüber Christen in rund 100 Ländern. Die Daten dafür liefern betroffene kirchliche Netzwerke, regionale Menschenrechtsanwälte, Analysten sowie Experten von Open Doors International.

Der Ergebnisbericht ist alarmierend. Markus Rode, Geschäftsführer von Open Doors Deutschland, spricht von einer schier entfesselten Gewalt gegen Christen.

Insgesamt werden Christen in 78 Ländern diffamiert, schikaniert, inhaftiert, geschlagen, vertrieben und ermordet, weil sie sich zu Jesus bekennen. Weltweit sind mehr als 365 Millionen Christinnen und Christen intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt.

In Nordkorea, Somalia und Libyen werden Christen am stärksten verfolgt

Die Top-50-Länder der Negativ-Rangliste sind den Rubriken „extreme Verfolgung“ (81 – 100 Indexpunkte) und „sehr hohe Verfolgung“ (61 – 80 Indexpunkte) zugeordnet. In 28 weiteren Ländern leiden Christen unter einem zumindest hohen Maß an Verfolgung und Diskriminierung (41 – 60 Punkte).

Die zehn Länder mit der stärksten Christenverfolgung sind Nordkorea (96 Punkte), gefolgt von Somalia (93 Punkte), Libyen (91 Punkte), Eritrea (89 Punkte), Jemen (89 Punkte), Nigeria (88 Punkte), Pakistan (87 Punkte), Sudan (87 Punkte), Iran (86 Punkte) und Afghanistan (84 Punkte). Die bevölkerungsreichsten Länder der Welt, Indien und China, belegen die Ränge 11 und 19.

Laut Open Doors sind die Verfolger in diesen Ländern zumeist islamistische, hinduistische, buddhistische oder kommunistische Regime und Gruppierungen sowie Autokraten und kriminelle Banden. Markus Rode erläutert:

Wenn man sich diese Länder anschaut, stellt man fest, dass darunter einige gescheiterte Staaten sind, wie zum Beispiel Somalia. In diesen gescheiterten Staaten, in denen es keine stabilen Regierungen gibt, breitet sich im politischen Vakuum der islamistische Extremismus aus durch Gruppierungen wie Al-Shabaab oder aber Boko Haram, Al-Qaida oder ehemalige IS-Ableger. Sie wollen weltweit die Scharia einführen und Kalifate gründen und da müssen Christen verschwinden.

Traditionell leben die Menschen in diesen Ländern in Clans. Vor dem Hintergrund der islamistischen Agenda geht von der Clan-Struktur eine besonders starke Gefährdung aus, denn der Clan, die eigene Familie, verfolgt ihre Angehörigen, die sich zum christlichen Glauben bekennen. Markus Rode führt aus:

Christen haben selbst im kleinsten privaten Umfeld keinen Raum zum Atmen. Wenn zum Beispiel in Somalia jemand als Christ entdeckt wird, dann wird er in der Regel innerhalb der nächsten 24 Stunden getötet.

Darüber hinaus erleiden Christen auch in autokratischen Regimen Verfolgung und Unterdrückung, wie zum Beispiel in Eritrea. „Dort lässt der Präsident Isayas Afewerki nach wie vor Christen, besonders freikirchliche Christen, ohne Prozess in Schiffscontainern einsperren und zu Tode foltern, mit dem Ziel, dass sie ihren Glauben widerrufen“, so Markus Rode.

Christen haben selbst im kleinsten privaten Umfeld keinen Raum zum Atmen. 

Deutliche Eskalation von Gewalt und Diskriminierung

Weiterhin erfasst der Index die Art der Verfolgung. Die neusten Zahlen sind erschütternd: Weltweit wurden letztes Jahr mindestens 5.000 Menschen aufgrund ihres christlichen Glaubens getötet, davon über 4.000 allein in Nigeria. Die Dunkelziffer liegt mutmaßlich aber deutlich höher. Knapp 43.000 Christen weltweit waren von physischer Gewalt oder Todesdrohungen betroffen.

Letztes Jahr wurden mindestens 5.000 Menschen aufgrund ihres christlichen Glaubens getötet, davon über 4.000 allein in Nigeria.

Im Vergleich zum letzten Jahr haben besonders die Angriffe auf Häuser von Christen drastisch zugenommen: Wurden im Weltverfolgungsindex 2023 insgesamt mehr als 4.500 Angriffe erfasst, sind es in der aktuellen Statistik über 21.400 – eine Steigerung von 371 Prozent.

Außerdem wurden knapp 279.000 Christen aus ihren Häusern vertrieben oder mussten untertauchen – mehr als doppelte so viele wie im Vorjahreszeitraum.

Ebenso nahmen die Schließungen und Angriffe auf Kirchen und ihre Einrichtungen stark zu, von 2.110 im letzten Jahr auf aktuell 14.766. Auch hier ist eine höhere Dunkelziffer wahrscheinlich.

Die meisten Schließungen und Abrisse von Kirchen wurden wiederholt in China mit mehr als 10.000 Fällen registriert. Grund dafür sind zahlreiche, immer tiefgreifendere behördliche Maßnahmen zur Regelung des religiösen Lebens, die darauf abzielen, das kirchliche Leben zu schwächen oder ganz zu verbieten.

Anders als in China werden Angriffe auf Kirchen in Indien von aggressiven Volksmengen verübt. Hier zählte Open Doors rund 2.200. Insgesamt hat die von Hindu-Nationalisten ausgeübte Gewalt gegen Christen dort deutlich zugenommen.

In den afrikanischen Ländern Nigeria, Burkina Faso und Niger erfolgen Angriffe auf Kirchen oder öffentliche christliche Gebäude meist durch islamistische Gruppen, einschließlich tödlicher Überfälle auf Gottesdienste. Im aktuellen Berichtzeitraum wurden rund 950 Angriffe in diesen Ländern erfasst.

Es gibt auch positive Entwicklungen

Trotz all des Schreckens, der an diesen Zahlen ablesbar ist, beobachtet Open Doors auch positive und hoffnungsvolle Entwicklungen. Beispielsweise hat die Bevölkerung in Mali im Juni 2023 einem Referendum über die Annahme einer neuen Verfassung zugestimmt. Diese neue Verfassung enthält eine klare Anerkennung der christlichen Minderheit im Land.

Auch in Indien gibt es positive Entwicklungen. Bei den Wahlen im Frühjahr 2023 ist im Bundesstaat Karnataka die Kongresspartei an die Macht gekommen und hat die hindu-nationalistische Partei BJP verdrängt. Der neue Staatsminister will beispielsweise das gesetzliche Bekehrungsverbot und andere Maßnahmen zurücknehmen oder überarbeiten lassen, die sich gegen Christen richten und ihre Glaubensfreiheit unterdrücken. Markus Rode sieht noch eine andere positive Entwicklung:

Der größte Lichtblick, den man zwischen den Zeilen lesen kann, ist, dass viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen – egal in welchen dieser Länder, wo die Verfolgung so hart ist.

Beten und informieren

Die wichtigste Unterstützung für verfolgte Christen ist das Gebet, sagt Markus Rode. Um gezielt zu beten, können Sie sich das Monatsmagazin mit Gebetskalender von Open Doors nach Hause bestellen. Eine andere Möglichkeit ist das gemeinsame Beten, entweder vor Ort im Open Doors Gebetshaus oder online. Hier finden Sie alle Informationen rund um das Gebet für verfolgte Christen.

Auch ERF Global Hope unterstützt mit seinem internationalen Engagement verfolgte Christen. Mit unseren Partnern stärken und ermutigen wir durch gezielte Radioprogramme und Projekte drangsalierte Christen im Glauben. Auf unserer Schwerpunktseite „Verfolgte Christen“ finden Sie Berichte über aktuelle Projekte und deren Entwicklungen.

Ein ausführliches Interview mit Markus Rode, dem Geschäftsführer von Open Doors Deutschland, können Sie am Donnerstag, den 18. Januar um 16:00 Uhr und um 22:00 Uhr in der Sendung „Das Gespräch“ auf ERF Plus hören oder jederzeit in der ERF Plus Audiothek und der ERF Plus App.
 

 Sarah-Melissa Loewen

Sarah-Melissa Loewen

  |  Redakteurin

Sie hat Literatur- und Kulturwissenschaften studiert und war schon immer von guten Geschichten in Buch und Film begeistert. Doch sie findet, die besten Geschichten schreibt Gott im Leben von Menschen. Als Redakteurin erzählt sie diese inspirierenden Lebens- und Glaubensgeschichten. Sie lebt mit ihrem Mann in der schönsten Stadt am Rhein.

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