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© ERF, Oliver Jeske

19.02.2019 / Bericht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: OliverJeske

„Kommen Sie auf uns zu!“

Blinden-Pfarrerin gibt Tipps zum Umgang mit sehbehinderten Menschen.

 

 

Daniela Nischik ist von Geburt an stark sehbehindert. Sie kann eigentlich nur Farben wahrnehmen und mit der Nase lesen, wie sie sagt: Das heißt: Sie hält zum Beispiel die Tageszeitung direkt vor ihre Augen. Trotzdem schafft sie schier Übermenschliches: In der DDR studiert sie erfolgreich Theologie. Die biblischen Schriftsprachen: eine Herausforderung. Nischik erinnert sich ans Hebräische: „Mein Vater, der schon verrentet war, hat mir ein größer gedrucktes Altes Testament aus dem Westen mitgebracht.“

„Stellen Sie sich vor – reichen Sie die Hand!“

Heute arbeitet Daniela Nischik als Pfarrerin für Blinde und Sehbehinderte in Berlin. Sie ermutigt Menschen, im Alltag so viel wie möglich eigenständig zu bewältigen. Gleichzeitig hat sie praktische Tipps zum Umgang mit blinden Menschen im Alltag: „Stellen Sie sich bitte mit Namen vor und reichen Sie uns die Hand – auch wenn es mehrmals am Tag ist. Ich sehe nicht, ob ein Mann oder eine Frau, jung oder alt vor mir steht.“

Und wie ist es bei typischen Situationen im Straßenverkehr? Ein Mann oder eine Frau mit weißem Langstock steht an einem Zebrastreifen. Eine Person mit typischer gelber Punktebinde wartet am Bahnsteig auf den einfahrenden Zug. Wie sollte ich am besten reagieren? Nischik meint: „Bitte vorher fragen: Darf ich Ihnen helfen? Sie wissen ja gar nicht, was derjenige möchte.“

Daniela Nischik selbst begeistert durch ihre Selbstständigkeit. Die Tassen nach unserem Interview räumt sie als Gastgeberin gerne selbst weg. Ihr Vater hat sie früh zur Eigenständigkeit erzogen – ist mit ihr Schlittschuhlaufen gegangen und hat ihr Fahrradfahren bei gebracht. Etwas, das sie für ihr Leben geprägt hat. Dafür ist sie ihm heute noch dankbar.

Blinde und Sehende werden überrascht sein

Und was bewegt die Pfarrerin selbst, wenn sie von der Botschaft spricht, für die sie steht? Immerhin glaubt sie an eine Zukunft in der Gegenwart Gottes. Dort wird es keine Krankheit und keine Behinderung mehr geben. Freut sich Daniela Nischik darauf, zum ersten Mal richtig sehen zu können? Ihre Antwort überrascht: „Für mich ist das nicht das Hauptthema, wenn ich an Gottes neue Welt denke. Wir werden Frieden erleben und bei Jesus sein. Das ist das Wichtigste. Wie wir dann alle wahrnehmen, das wird vielleicht für uns alle eine Überraschung!“

Sehende wie ehemals Blinde werden dann gleichermaßen überwältigt sein. Davon ist die Pfarrerin überzeugt: „Ich vergleiche das immer mit dem Mauerfall. Wir haben doch immer gehofft, aber nie geglaubt, dass das wirklich mal so wird. So ungefähr stelle ich mir das vor.“

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