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© tam wai / Unsplash.com

22.02.2020 / ERF GlobalHope / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Ingrid Will

Kirche in Quarantäne

Durch Coronavirus und ein neues Religionsgesetz sind Hauskirchen in China massiv eingeschränkt.

Das neuartige Coronavirus Covid-19 hat in China eine humanitäre und wirtschaftliche Krise ausgelöst. Der Höhepunkt der Epidemie ist noch nicht in Sicht. Um die Ausbreitung der ansteckenden Lungenkrankheit einzudämmen, hat die Regierung teils drastische Quarantänemaßnahmen ergriffen. Der Schwerpunkt der Epidemie liegt weiterhin in der Provinz Hubei. Dort, im dicht bevölkerten Inneren des Riesenreichs, stehen Millionen Menschen unter strikter Quarantäne. Es darf nur alle zwei Tage eine Person pro Haushalt die Wohnung verlassen. Der öffentliche Verkehr wurde in dutzenden Städten komplett eingestellt, Autobahnen zwischen den Provinzen sind gesperrt. Insgesamt ist in der Volkrepublik die Bewegungsfreiheit von rund 500 Millionen Menschen auf irgendeine Art und Weise eingeschränkt.
 

Dieses strenge Vorgehen der Regierung hat auch Auswirkungen auf die Versammlungsfreiheit chinesischer Kirchen. In vielen Gebieten müssen sie ihre Gottesdienste bis auf weiteres absagen. Keiner weiß, wie lange dieser Ausnahmezustand anhalten wird. Christliche Webseiten und Literatur sind in China wegen staatlicher Zensur kaum zugänglich. Daher sind Gemeindetreffen für chinesische Christen oft der einzige Weg, um geistlichen Input zu bekommen. Selbst der digitale Austausch über Glaubensthemen per App und soziale Medien kann gefährlich sein, da alles staatlich beobachtet und kontrolliert wird. Wie also können Christen sich austauschen, miteinander beten und sich in dieser bedrückenden Lage gegenseitig ermutigen?

Die unsichere Lage weckt Offenheit für den Glauben

Das Studienprogramm SOTA bietet Chinesen seit 2001 ein theologisches Fernstudium. Hauptzielgruppe sind Pastoren chinesischer Hauskirchen, die sonst kaum Möglichkeiten haben, sich weiterzubilden. TWR produziert mp3-Geräte und USB-Sticks mit den Inhalten des Studiums. ERF Medien ist an der Finanzierung von SOTA beteiligt. Mehr Infos zu unterstützten Medienprojekten in Südostasien.

Unser internationaler Partner TWR bietet seit vielen Jahren Gemeindeleitern und Pastoren in China eine theologische Ausbildung an. Der Leiter des Programms, William T., schreibt zur Situation: „Da Hauskirchen gezwungen sind ihre Treffen auszusetzen, sind viele Christen isoliert. Daher arbeite ich mit einigen Kirchen zusammen, um Predigten aufzunehmen, die sich die Gemeindemitglieder zu Hause anschauen können. Es soll in den Videobotschaften um Themen gehen, die für Christen in dieser schwierigen Zeit relevant sind und sie ermutigen. Mir ist schwer ums Herz, wenn ich an meine Glaubensgeschwister denke. Ich bin überzeugt, dass es noch wichtiger ist, sie mit Gottes Wort zu versorgen als mit Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel.“

Daher arbeite ich mit einigen Kirchen zusammen, um Predigten aufzunehmen, die sich die Gemeindemitglieder zu Hause anschauen können. – William T., Leiter von SOTA

Pastoren halten ihre Gemeindemitglieder an, die freie Zeit zu nutzen, um für Kranke und medizinisches Personal zu beten. In Wuhan gehen einige Christen trotz Ansteckungsgefahr und Ausgangsperre auf die Straßen, um Atemschutzmasken zu verteilen und Leuten von Jesus zu erzählen. Dabei beobachten Christen zurzeit eine große Offenheit der Menschen für Gespräche über den Glauben. Denn in dieser Zeit der Angst, Trauer und Unsicherheit sind viele auf der Suche nach Halt und Sinn für ihr Leben.

Christen erleben, wie ihr Glaube sie in der Krise stärkt. Trotz aller Einschränkungen vertrauen sie auf Gott und hoffen mit Zuversicht auf eine Entspannung der Lage und eine Aufhebung der Quarantäne.

Neues Religionsgesetz erhöht den Druck auf Hauskirchen

Trotz Verfolgung wächst die Zahl der Christen in China stetig und liegt circa bei 130 Millionen. Etwa zwei Drittel von ihnen besuchen sogenannte Hauskirchen. Diese sind nicht registriert und wurden früher Untergrundkirchen genannt. Damals trafen sie sich in Privathaushalten. Heute sind viele dieser inoffiziellen Gemeinden so groß, dass sie Räumlichkeiten in Geschäftshäusern mieten und öffentlich soziale Programme durchführen. Vielerorts werden sie von den Behörden geduldet. Die Hauskirchen sind aber immer wieder Drangsalierungen, Schließungen und Verhaftungen ausgesetzt. 

Nicht allein die aktuelle Epidemie erschwert die Arbeit der staatlich nicht anerkannten Hauskirchen. Im Februar traten die letzten Maßnahmen eines schon 2018 verabschiedeten Religionsgesetzes in Kraft. Diese verschärfen den ohnehin schon hohen Druck auf Christen deutlich. Seit letztem Jahr werden unter anderem christliche Medien und Webseiten noch intensiver kontrolliert. Die neuesten Vorschriften verpflichten alle religiösen Organisationen, die Prinzipien der Partei zu lehren. Für sämtliche Aktivitäten müssen sie sich zudem bei den lokalen Religionsbehörden Genehmigungen einholen. Künftig soll sich jeder Pastor und Gemeindeleiter registrieren müssen. Wer dies nicht tut, kann mit einem Predigtverbot, hohen Geldstrafen oder sogar einer Umerziehung in einem Straflager rechnen.

Ziel der Regierung ist eine absolute Kontrolle der Gesellschaft und eine Prägung aller Lebensbereiche im Sinne der kommunistischen Partei. Viele nicht offiziell genehmigte Kirchen konnten in den letzten Jahren relativ frei ihre Gottesdienste feiern. Die neuen Einschränkungen zwingen sie wieder in den Untergrund.

Ein neues Programm soll über Coronavirus aufklären und ermutigen

In alldem ist die christliche Medienarbeit unseres Partners TWR eine wertvolle Hilfe für die Christen in China. Ob durch SOTA oder durch christliche Radioprogramme, die geistlichen Impulse von TWR stärken die chinesischen Christen und geben ihnen die Kraft, auch andere in ihrem Umfeld in dieser Krisensituation zu ermutigen.

Die geistlichen Impulse von TWR stärken die chinesischen Christen und geben ihnen die Kraft, auch andere in ihrem Umfeld in dieser Krisensituation zu ermutigen.

TWR hat bereits auf die Krise reagiert und zwei Spezial-Sendereihen entwickelt. Eine unter dem Titel „Coronavirus: What You Need to Know“ (Coronavirus: Was du darüber wissen musst) entworfen, die die Thematik der Epidemie aufgreift. Das Programm bietet Informationen über die Krankheit und Möglichkeiten der Ansteckung, enthält aber auch biblische Impulse zur Ermutigung. In Südamerika wird die Sendereihe bereits seit dem 13. Februar in Englisch und Spanisch ausgestrahlt.

ERF Medien hat TWR einen finanziellen Zuschuss für die Produktion der Spezial-Sendereihe „From Despair to Hope“ zugesagt. Durch Ihre Spende können Sie uns dabei unterstützen.

In China wurde mit „From Despair to Hope“ eine weitere Spezial-Sendung in Mandarin entwickelt. Übersetzungen in Kantonesisch, Japanisch und weitere Sprachen Chinas und der Region und Chinas sind geplant.


Wir beten…

  • dass die Christen in China trotz der unsicheren Lage zuversichtlich bleiben und Wege finden, sich gegenseitig im Glauben zu ermutigen.
  • dass sich die Situation in China, vor allem in der stark betroffenen Region Hubei, bald bessert, viele Kranke geheilt werden können und das Gesundheitssystem den besonderen Anforderungen gewachsen ist.
  • dass die neue TWR Sendereihe schnell in chinesische Sprachen übersetzt und nach China ausgestrahlt werden kann.
  • für einen weisen Umgang der chinesischen Christen mit dem neuen Religionsgesetz, sodass Gottesdienste und christliche Versammlungen weiter stattfinden können.

 

 Ingrid Will

Ingrid Will

  |  Projektmanagerin ERF Global Hope

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Kommentare (1)

Gertrud-Linde W. /

Sehr aktuell, und sehr wach reagiert.

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