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© Photograph archives of the Congress of the Republic of Peru

09.02.2016 / Porträt / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Ingrid Heinzelmaier

Jesus in Limas Parlament

Dr. Jesus Hurtado vertritt seinen Glauben im Parlament von Lima. Ein Porträt.

Vor einigen Monaten bekam ich einen Brief mit vergoldetem Wappen der Republik Peru und einem bunten Foto. Darauf war Bundespräsident Dr. Joachim Gauck zu erkennen – und ein kleiner energiegeladener Mann aus dem Andenstaat, den ich sofort wiedererkannte: Dr. Jesus Hurtado hatte vor über 25 Jahren ein Praktikum bei ERF Medien gemacht. Im Rahmen einer theologischen Ausbildung wollte er mehr über die Arbeit mit christlichem Radio lernen.

Dieser Jesus ist jetzt Abgeordneter im Parlament von Lima. Er vertritt dort die Belange der indianischen Hochlandbewohner. In seinem Brief stand: „Es gibt so viele Dinge, die ich euch gerne erzählen möchte – wo Gott eindeutig seine Hand im Spiel hatte.“ Ich nahm dieses Angebot an und rief in Lima an.

Gott hatte seine Hand im Spiel

(Bild: C Jesus Hurtado)

Dr. Hurtado stammt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Landwirt im Hochland von Peru, seine Mutter Lehrerin. Bereits mit sieben Jahren wurde Jesus Hurtado in einem katholischen Kloster Gott geweiht. Mit elf Jahren kam er in eine Klosterschule – eintausend Kilometer von seinem Heimatort entfernt. Er tat es auf besonderen Wunsch seiner Mutter.

Erst viel später verstand er: Jeder muss selbst seinen Weg zu Jesus finden. Er wurde Dominikanermönch. Später studierte Jesus Hurtado auf der Suche nach der Wahrheit Psychologie – und predigte wie Saulus vor seiner Bekehrung gegen Menschen, die den Glauben an Jesus im Herzen hatten. Aber auch aus diesem Saulus wurde ein Paulus. Mit 27 Jahren verließ Jesus Hurtado das Kloster, weil er sein Leben ganz einsetzen wollte für den Mann, dessen Namen er trug – für Jesus Christus.

Die beste Waffe der Welt

Einige Jahre später arbeitete Jesus Hurtado als Wirtschaftsexperte in einer Bank. Er besuchte die Gottesdienste einer Baptistengemeinde, die von einem amerikanischen Missionar geleitet wurden. Eines Tages fragte man ihn, ob er nicht auch mal predigen wolle. So wurde der ehemalige Klosterschüler und Mönch schließlich selbst Pastor in einer Baptistengemeinde. Dennoch war ihm immer bewusst: Der eigentliche Leiter einer christlichen Gemeinde ist immer Gott. Menschen können nur mithelfen, wenn Gott sein Reich baut.

In dieser Zeit war Peru in einen Bürgerkrieg verwickelt. Die maoistische Guerillabewegung „Leuchtender Pfad“ machte das Hochland unsicher. Jesus Hurtado hatte viele Freunde, die als Terroristen unterwegs waren oder Anschlägen zum Opfer fielen. Eines Tages kam ein bewaffneter Kämpfer vom „Leuchtenden Pfad“ in sein Haus. Jesus und seine Familie hatten wie alle anderen Angst. Aber er konnte diesem Mann entgegentreten und ihm sagen: „Sie tragen eine Waffe, die töten kann. In meiner Hand aber ist eine andere Waffe. Ich bin überzeugt: Meine Waffe hat mehr Kraft als Ihre.“ Er hielt dem Terroristen seine Bibel hin.

Ein besonderer Name

Jahre später kam der gelernte Bankfachmann nach Deutschland, um mehr für die Arbeit in der Gemeinde zu lernen. Er studierte an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal und an der Freien Hochschule für Mission in Korntal. Damals erzählte er in einem Radiospot bei ERF Medien (damals noch Evangeliumsrundfunk), ein Mann mit dem Vornamen Jesus identifiziere sich gerne mit Jesus von Nazareth. Denn dieser Jesus ist als Sohn Gottes in diese Welt gekommen und die Brücke auf dem Weg zum Vater im Himmel. In Deutschland erntete er mit dieser Aussage eher Verwunderung und Missverständnisse - und bekam dadurch immer wieder die Chance, anderen zu erklären, was das Besondere an diesem Jesus ist, nach dem er benannt wurde.

Jesus im Parlament von Lima

(Bild: Photograph archives of the Congress of the Republic of Peru)

In die politische Arbeit kam Dr. Hurtado schließlich über einen Freund. Dr. Alberto Fujimori war Präsident in Peru und sitzt derzeit eine langjährige Gefängnisstrafe ab wegen Korruptionsvorwürfen. Jesus besuchte Alberto in der Haft und der Expräsident öffnete sein Herz für das Evangelium. Alberto las ein Buch von Jesus Hurtado mit dem Titel „Für eine bessere Welt“ (Hacia un mundo mejor). Der Gefangene meinte zu seinem Freund: „Diese Wahrheiten sollten nicht nur in den christlichen Gemeinden gepredigt werden – sondern auch im Parlament.“

Schließlich erkannte Hurtado in diesem Vorschlag seines Freundes Gottes Reden. Er ließ sich aufstellen für einen Parlamentssitz und wurde gewählt. So konnte er die letzten fünf Jahre seines aktiven Berufslebens im Parlament verbringen und dort mehr als 150 neue Gesetze einbringen. Bei dieser Arbeit war und ist es ihm wichtig, mit den Gesetzen des Landes auch den Geboten und Leitlinien der Bibel mehr Geltung zu verschaffen.

Jeden Tag 30 Minuten für Gott – im Abgeordnetenbüro

Das Leben und der Alltag von Dr. Hurtado sind geprägt von Gebet. So hält er die Verbingung zu seinem Gott. Er betet aber nicht nur in der christlichen Gemeinde oder zu Hause, sondern auch jeden Tag in seinem Abgeordnetenbüro zusammen mit Mitarbeitern und anderen Christen im Parlament. „Sie wissen, sie brauchen Gebet um mehr christliche Werte im Land zu verbreiten und gute deutsche Eigenschaften“, wie Dr. Hurtado mit einem Schmunzeln sagt. Das Land hat in der Vergangenheit viel gelitten durch Bürgerkrieg, Korruption und Misswirtschaft.

Als Abgeordneter betet Jesus Hurtado mit Abgeordnetenkollegen um göttlichen Beistand für schwierige Gesetzesprojekte. Er betet immer gerne mit Besuchern aus aller Welt. Oft wundern sich Gäste aus Deutschland, warum vor dem Mittagessen gebetet wird. So mancher hat schon bleibende Anstöße mitgenommen durch die Begegnung mit dem frommen Parlamentarier aus Lima.

Jesus Hurtados Abgeordnetenmandat endet im Sommer 2016. Er ist dann 65 und will nicht wieder antreten. Die Zukunft will er in Gottes Hände legen. Er weiß ja, dass in seinem Leben der Höchste seine Hand mit im Spiel hat.

 Ingrid Heinzelmaier

Ingrid Heinzelmaier

  |  Redakteurin

Eine Leidenschaft von Ingrid Heinzelmaier ist einfangen, was Gott rund um den Globus tut: Lebensgeschichten aus allen Kontinenten für „Jerusalem, Samarien und die Welt“ und „Glaube – global“. Außerdem will sie als Redakteurin und Moderatorin mit der Gebetsmotivationsreihe „Beten bringt’s“ anderen Mut machen für ihr persönliches Leben mit Gott.

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