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© Anne Hornemann

08.11.2022 / Aktuelles / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Regina König

„Gewaltlosigkeit ist der Weg Jesu Christi“

Allein gelassen: der EKD-Friedensbeauftragte und sein Pazifismus.

 

Noch bis Mittwoch (9.11.2022) tagt die EKD-Synode in Magdeburg, es geht um Klimaschutz und Missbrauch, aber auch um den Krieg in der Ukraine. Seit Ausbruch des Kriegs streiten hohe Repräsentanten der Evangelischen Kirche in Deutschland um die Frage der militärischen Unterstützung.

Gestern hielt nun der EKD-Friedensbeauftragte Friedrich Kramer seinen Bericht vor der Synode – und geriet dabei „unter Beschuss“. Einzelheiten von Regina König vom Team ERF Aktuell im Gespräch mit ERF-Moderatorin Ute Heuser-Ludwig.


ERF: Regina, Friedrich Kramer ist bekannt für seine pazifistische Haltung. Hat er die gestern vor der Synode bekräftigt?

Regina König: Ja, das hat er. Und damit liegt der Landesbischof z.B. quer mit der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus, die sich ja schon vor Monaten für die Lieferung von Waffen ausgesprochen hat. Doch in seinem Bericht betont Kramer, Christen müssten verschiedene Meinungen aushalten können und sie sollten im „Geist des Friedens“ streiten.

Der Weg der Gewaltlosigkeit ist der Weg Jesu Christi

ERF: Wie begründet Kramer seine pazifistische Haltung?

Regina König: Zum einen mit dem Ruf Jesu zu Gewaltlosigkeit und Feindesliebe und mit der Aufforderung Jesu, dem Bösen nicht mit Bösem zu begegnen. Kramer sagt: Jesus Christus mutet uns zu, mit der Gewaltlosigkeit einen Weg einzuschlagen, der eigentlich keinen Erfolg verheißt. Trotzdem sei das der Weg Jesu Christi. Zudem muss man bedenken: Kramer stammt aus Ostdeutschland. Er hat erlebt, dass Gewaltlosigkeit zum Ziel führt, dass Kerzen und Gebete eine Diktatur stürzen können. Außerdem warnt Kramer vor einer „Dämonisierung der Täter“ und vor einer atomaren Eskalation.
 

ERF: Nach dem Bericht des Friedensbeauftragten gab es eine Aussprache…

Regina König: Und die fiel hitzig aus. Ein Synodaler sagte treffend: der Friedensbeauftragte steht unter „scharfem Beschuss“. Die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt verteidigte den Einsatz von Waffen, da es bei dem russischen Angriffskrieg um die geplante Vernichtung und Ausrottung eines Volkes ginge.

WDR-Journalist Arnd Henze sagte, wir würden als Christen unsere Glaubwürdigkeit verlieren, wenn wir „in einem schmutzigen Krieg an einer sauberen Ethik festhalten“. Kritik übte auch der Landesbischof der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, an der pazifistischen Haltung Kramers. Stäblein fragte: ‚Wo stünde die Ukraine heute, wenn der Westen die Ukraine nicht unterstützt hätte?‘

Keine „Dämonisierung der Täter“

ERF: Also – Streit auf der EKD-Synode über den Krieg in der Ukraine. Wie soll es mit der Friedensarbeit in der Evangelischen Kirche denn jetzt weitergehen?

Regina König: In seinem Bericht rät der Friedensbeauftragte dazu, alle Positionen zu sammeln und dann nicht einfach nur zu addieren, sondern konstruktiv mit ihnen weiter an einer evangelischen Friedensethik zu arbeiten. Zudem sollten sich Kirchgemeinden verstärkt als Diskursraum verstehen, in dem gesellschaftliche Konflikte bearbeitet werden können. Und Friedrich Kramer rief dazu auf, weiterhin Friedensgebete in Kirchen und Gemeinden anzubieten. Wörtlich sagte er: „Bitte unterschätzen Sie nicht die Kraft des Gebets, bitte beten Sie weiter für den Frieden.“
 

ERF: Der Bericht des EKD-Friedensbeauftragten Friedrich Kramer gestern vor der EKD-Synode in Magdeburg – danke Regina für deine Eindrücke.

 Regina König

Regina König

  |  Redakteurin

Sie ist für ERF Plus in Mitteldeutschland unterwegs mit dem Schwerpunkt Aktuelles/Gesellschaft. Sie ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.

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