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30.07.2021 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Geld auf die Hand für Flutopfer

...und was sonst noch diese Woche wichtig war.

Manche Menschen konnten sich nur mit dem, was sie auf dem Leib trugen, aus der Flut retten; sie brauchen jetzt schlicht Geld auf die Hand. Der Bundestagswahlkampf 2021 kommt kaum in Schwung, manchmal gibt es aber wenigstens Kritik aus den eigenen Reihen, wie bei der Union zum Thema Lebensschutz. Und ein Baumpate hinterlässt als Vermächtnis einen kreativen Trotz, der Mauern sprengen kann. Darüber sprechen Regina König und Andreas Odrich aus der ERF Aktuell-Redaktion in ihrem Wochenrückblick.

 

 

ERF: Andreas, natürlich steht am Anfang auch heute das Thema Flut, bzw. die Menschen, die davon betroffen sind.

Andreas Odrich: Ja, und diese brauchen immer noch dringend Hilfe. Vielleicht mögen jetzt die Häuser leergeräumt sein, und die Straßen halbwegs passierbar. Leider sind viele der Betroffenen aber auch auf direkte finanzielle Hilfe angewiesen, und da ist unter anderem die Diakonie im Rheinland aktiv.
 

ERF: Bislang ist ja laut Diakonie insgesamt ein sechsstelliger Betrag an Bedürftige verteilt worden. Wer ist das, welche Menschen wurden damit versorgt?

Andreas Odrich: Das sind Menschen, die buchstäblich alles verloren haben, sagt die Diakonie. Sie können z.B.. nicht in ihre Häuser zurück, haben sich gerade mal so gerettet. Ein einzelner Haushalt kann bis 1.500 Euro Soforthilfe bekommen.
 

ERF: Wie werden diese Haushalte ermittelt?

Andreas Odrich: Wir können uns an dieser Stelle natürlich nur auf die Angaben der Diakonie stützen, so wie sie vom Evangelischen Pressedienst zusammengefasst wurden. Das Geld geht zunächst an Diakonische Einrichtungen vor Ort und an Kirchengemeinden. Und die geben es dann weiter an die Betroffenen. Man will also offensichtlich erreichen, dass das Geld von Leuten verteilt wird, die sich sehr gut auskennen mit der örtlichen Lage, damit das Geld auch die Menschen erreicht, die wirklich bedürftig sind. Ich denke, man muss sich vergegenwärtigen: Es gibt Menschen, die durch die Flut buchstäblich vor dem Nichts stehen. Und der Kampf mit den Versicherungen, die die Flutschäden begleichen sollen, der beginnt ja jetzt erst.

Auch ERF Hörerinnen und Hörer helfen

ERF: Ja, das kann ich aus meiner Berichterstattung über die Flutkatastrophen früherer Jahre in den östlichen Bundesländern bestätigen. Es gibt auch ERF Hörerinnen und Hörer, die helfen wollen.

Andreas Odrich: Auf jeden Fall. Ich finde das bewegend. Aufgrund unserer Reportagen haben sich Menschen gemeldet, die ganz direkt einer bestimmten Gemeinde oder auch ganz bestimmten Helfern helfen wollen. Ich habe nichts gegen die großen Organisationen, die werden wirklich gebraucht, weil sie viel Wissen mitbringen und auch logistische Fähigkeiten. Aber dennoch, ja, ich unterstütze selbst gerne kleine Projekte, weil mir die unmittelbare Hilfe auch sehr wichtig ist.

Lebensrecht vermisst

ERF: Kommen wir zu einem Themenwechsel. Stell dir vor, es ist Wahlkampf, und kaum einer merkt es, so könnte man die derzeitige Situation beschreiben. Ein bisschen diskutiert wird aber trotzdem. Die „Christdemokraten für das Leben“ kritisieren das Wahlprogramm ihrer eigenen Partei. Warum?

Andreas Odrich: Innerhalb der Union ist es sicherlich ein kleiner Verband, aber sie melden sich zu Wort. Die Bundesvorsitzende der Lebensrechtsinitiative, Christdemokraten für das Leben, Susanne Wenzel, hat auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mitgeteilt: Es fehle den „Christdemokraten für das Leben“ eine klare Positionierung der Unionsparteien bei verschiedenen Lebensrechtsthemen wie Abtreibung, Leihmutterschaft und Reproduktionsmedizin. Dies sei gerade vor dem Hintergrund, dass die Aussagen der Grünen, Linken, FDP und auch der SPD eindeutige „Angriffe auf das Lebensrecht“ erkennen ließen, „mehr als bedauerlich“.
 

ERF: Ist die Kritik denn berechtigt?

Andreas Odrich: Das Gute ist, jeder kann das nachlesen. Die Wahlprogramme der Parteien sind per Mausklick oder Daumenwisch im Internet schnell verfügbar. Eine Stichprobe hat ergeben, dass die Kritik scheinbar berechtigt ist. Bei der Union habe ich unter den angebotenen Überschriften nichts zum Thema Lebensrecht gefunden, bei den Grünen schon. Die sagen explizit, dass und warum sie die Paragraphen 218 und 219, die den Schwangerschaftsabbruch und die Werbung dafür unter Strafe stellen, aus dem Strafgesetzbuch rausnehmen wollen. Die Lektüre lohnt sich also.

ERF: Und vielleicht ist dies genau das Richtige, um sich ein fundiertes Bild von den Parteien im Wahlkampf zu machen: Zeit nehmen für die Parteiprogramme, wirklich alle lesen, und danach eine Entscheidung treffen.

Bäume als kreative Hoffnungszeichen

ERF: Eine Meldung hast du noch, die ist dir als gebürtiger West-Berliner wichtig ist.

Andreas Odrich: Der Berliner Aktionskünstler Ben Wargin ist am Mittwoch im Alter von 91 Jahren verstorben. Er war bis zum Schluss aktiv. Über die Grenzen der Stadt hinaus ist er als sogenannter Baumpate bekannt. Er hat West-Berlin durch unzählige Baumpflanzungen attraktiver gemacht, und dafür zahlreiche Politiker und Prominente gewonnen. Nach der Wiedervereinigung hat er dann viele Mauermahnmale gestaltet. Wer als Berliner oder als Tourist durch die Stadt geht, weiß es vielleicht nicht immer, aber Wargin hat diese einst sehr umkämpfte und zerrissene Stadt aller Willkür zum Trotz lebenswerter gemacht. Und das, finde ich, ist ein inspirierendes Vermächtnis.
 

ERF: Und damit schließen wir unseren Rückblick. Herzlich laden wir Sie ein, auch an diesem Wochenende an die Betroffenen der Flut zu denken und für sie zu beten. Wenn Sie helfen wollen, Informationen dazu haben wir auf unserer Sonderseite geschaltet: erf.de/flut  Ein geruhsames und behütetes Wochenende wünschen Regina König und Andreas Odrich.

 

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

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