Navigation überspringen
© Kelli Mcclintock / unsplash.com

20.03.2020 / Kommentar / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Bleibt bitte zu Hause

Warum wir endlich kapieren müssen, dass Corona kein Party-Spiel ist.

Armeefahrzeuge, die in Italien die Corona-Toten abtransportieren, Menschenansammlungen, die sich bei uns in den Parks die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, als wäre nichts gewesen – widersprüchlicher könnten die Bilder der letzten Stunden nicht sein. Wer jetzt nicht aufwacht, dem muss wahrscheinlich geholfen werden – und zwar mit Ausgangsverboten, meint Andreas Odrich.

 

Das Ausgangsverbot wird mit Sicherheit kommen. Am Sonntag wollen sich Kanzlerin und Ministerpräsidenten treffen, um darüber zu beraten. Wieder und wieder haben sie in Pressekonferenzen und in Parlamentsreden darum gebeten, dass jeder seinen Beitrag in der Krise leistet. Viele haben das getan, aber viele begreifen Corona scheinbar als Party-Spiel.

Bayern hat schon reagiert, auch Freiburg hat jetzt gehandelt; dort dürfen die Menschen zwar noch zum Einkaufen nach draußen, ansonsten aber nur noch alleine oder zu zweit. Spielplätze sind ohnehin schon fast überall gesperrt. Frische Luft ja, Viren nein. Und das ist mehr als vernünftig.

Jeder Kontakt, der nicht stattfindet, ist ein guter Kontakt

Das Virus überträgt sich in der Luft und per Berührung. Es setzt auf Türklinken nieder und hält sich auf Plastikflächen jeder Art. Deshalb können wir uns so leicht anstecken.

Deshalb ist jeder Kontakt, der nicht stattfindet, ein guter Kontakt. Weil er die Übertragungskette des Virus durchbricht. Und das gilt für jede Altersgruppe.

Wenn ich jung bin, dann muss ich zwar selbst nicht schwer erkranken, ich kann aber leicht zum Überträger werden. Wenn ich alt bin oder eine Vorerkrankung habe, dann muss ich zur eigenen Sicherheit in den sauren Apfel beißen und sämtliche Kontakte nach außen meiden. Das müssen wir uns alle immer wieder vergegenwärtigen, sonst rollen auch bei uns bald die Armeefahrzeuge mit den Toten.

Was wir konkret  tun können

Einkaufen und zur Apotheke: Einmalhandschuhe tragen, auf Abstand bleiben. Nur noch mit Kreditkarte zahlen, diese nicht im Portemonnaie aufbewahren sondern in einer Tüte. Einen alten Kugelschreiber verwenden, um die Geheimzahl einzugeben; kein Bargeld verwenden. Mit den Verkäuferinnen und Verkäufern auf Abstand bleiben. Sollte nur noch eine limitierte Anzahl von Leuten ins Geschäft dürfen, dann eine Schlange mit Abstand bilden und Geduld üben.

Und: Danke sagen nicht vergessen. Die Menschen, die im Verkauf arbeiten sind unsere Helden des Alltags. Sie sorgen dafür, dass das Leben so gut es geht, weitergeht.

  • Wenn wir krank werden: Erstmal den Arzt anrufen und am Telefon schildern, was los ist, erst recht bei vermeintlichen Coronasymptomen. Die Diagnose stellt unsere Hausärztin, sie hat Medizin studiert, nicht wir.
  • Wenn wir jung sind: Viele Gruppen und Initiativen sind inzwischen wie Pilze aus dem Boden geschossen, und bieten ihre Hilfe an, z.B., um Besorgungen zu machen. Jüngere Verwandte sorgen für die älteren – was für eine Solidarität. Aber bitte die Waren nur vor der Tür abstellen und Abstand halten.
  • Wenn wir älter oder chronisch krank sind: Gerade für Großeltern ist das ganz schwierig, aber es muss ausgehalten werden. Der Enkelbesuch ist tabu, die Familienfeier muss ausfallen.
  • Wenn wir Homeoffice machen: Dann zeigen sich Arbeitgeber hoffentlich großzügig, und wir sind flexibel und gleichzeitig diszipliniert.
  • Wenn wir alleine zu Hause sind: Alkohol weglassen. Dem Tag eine feste Struktur geben. Gymnastik oder „Workouts“ machen. Alle Möglichkeiten der Massenmedien nutzen: Klassisch telefonieren, Videochats mit der Familie oder Bekannten führen, vielleicht regelmäßig zu festvereinbarten Zeiten; Stadt, Land, Fluss spielen, kann man auch per Skype. Balkonkonzerte veranstalten, zusammen singen oder einfach aus dem Fenster einen Schwatz mit den Nachbarn halten.
  • Wenn wir rausgehen: Bewegung ist wichtig. Frische Luft braucht der Mensch. Das kurbelt das Immunsystem an. Aber bitte nur alleine oder zu zweit. Als Familie mit den eigenen Kindern, aber sonst auf Abstand bleiben. 2 Meter mindestens. Alles andere beschleunigt die Infektionskette.
  • Wenn uns das Virus Angst macht: Das Gespräch mit anderen suchen und dazu die elektronischen Medien nutzen. Die Telefonseelsorge anrufen.
  • Was uns geistlich hilft: Der Glaube, das Gebet. Bibellesen. Die Herrnhuter Losungen. Eine Hausandacht per Skype, WhatsApp oder Telefon.
     

Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben

Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Das schreibt Paulus an seinen Schüler Timotheus (2. Timotheus 1,7) Daran können wir uns nicht nur festhalten; was für eine Stütze und was für eine Basis. Wir können uns aber auch ganz praktisch orientieren:

Keine Verzagtheit: Ja, es ist die größte Herausforderung in unserem Land, die wir seit Generationen erleben – weltweit.

Christen wissen, dass es nach jeder noch so großen Krise weitergeht. Das Leben ist nicht perspektivlos. Es wird auch eine Zeit nach Corona geben.

  • Wir bekommen Kraft geschenkt: Wir bekommen Kraft, das durchzuhalten, was uns jetzt abverlangt wird. Dazu gehört auch die Kraft, auf die Corona-Party im Park zu verzichten. Und die Kraft, für andere da zu sein und auszuhalten, dass wir jetzt viel auszuhalten haben.
  • Wir bekommen die Liebe: All das tragen wir durch die Liebe, die Gott uns geschenkt hat. Wir dürfen uns durch Gottes Liebe getragen wissen und dürfen sie an andere weitergeben.
  • Wir leben und lieben Besonnenheit: Wir lassen uns nicht verrückt machen. Wir glauben keinen Horrormeldungen. Wir schieben nicht Panik.
  • Wir bleiben nüchtern und fragen: Womit kann ich den anderen jetzt am besten helfen. Und wir vertrauen auf Gott. Denn mit diesem Gottvertrauen bewältigen Christen auf anderen Kontinenten heute und täglich ihr Leben. Und vielen von ihnen geht es wesentlich schlechter. Da werden in einem der reichsten Industrieländer doch wohl auch die Coronakrise durchstehen können.
 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren