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© Regina König / ERF

28.05.2017 / Bericht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Regina König

Reformation - inspirierendes GPS für die nächsten 500 Jahre!

Wittenberg, die kleinste Großstadt der Welt – 120 000 kamen zum großen Abschlussgottesdienst des Kirchentags 2017.

60 Fußballfelder groß ist die Festwiese, trotzdem: die Bühne ist schon von weitem  zu sehen, im luftigen Weiß reckt sie sich auf hohen Säulen in den Frühlingshimmel. Und auf der Wiese wird es immer bunter: nach und nach strömen die Besucher auf das Festgelände.  „Wunderbar ist es, mit so vielen Menschen jetzt hier Gottesdienst zu feiern im Angesicht der Stadt Wittenberg, von der vor 500 Jahren der Impuls der Reformation ausgegangen ist!“ Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, er zeigt sich sichtlich bewegt. Als ein monumental historisches Ereignis würdigt er die Reformation, doch zuallererst sei sie eine religiöse Erneuerungsbewegung gewesen, die den Blick auf Christus geöffnet habe.

Reformation öffnete den Blick auf Jesus

Für die Festtagspredigt eingeladen ist ein weitgereister Gast: Thabo Magkoba, Erzbischof von Kapstadt und Oberhaupt der Anglikanischen Kirche in Südafrika. Auch eine symbolische Geste: dieser Kirchentag will ökumenisch sein und international. Als inspirierendes „GPS“ solle die Reformation in den kommenden 500 Jahren wirken, so Bischof Magkabo. Mit besonderer Eindringlichkeit wandte er sich an die tausenden Jugendlichen: „Auch wenn euch die Fülle der Herausforderungen in der Welt  erdrücken sollte, bitte: tut trotzdem jeder etwas, um Christi willen.“ Sein Traum: irgendwann in einer Welt leben zu können, in der  die Kinder in Afrika und überall auf der Welt uneingeschränkten Zugang haben zu Bildung und Gesundheit. Doch der Beifall, verhaltend. Vielleicht war es einfach zu anstrengend, bei mehr als 30 Grad Hitze einer englischen Predigt zu folgen oder auf den Bildschirmen  den deutschen Text zu lesen.

300 00 Mineralwasserflaschen und 10 000 Tuben Sonnencreme

500 Jahre Reformation – und der Himmel spielt mit: strahlender Sonnenschein über der Lutherstadt.  Was bis zum frühen Nachmittag allerdings auch bedeutet: mehr als 300 Menschen müssen wegen Hitze behandelt werden. Doch für alle Notfälle ist das Christentreffen gerüstet: in einem Sanitätszentrum kann notfalls sogar operiert werden. Vorsorglich verteilen die Helfer und Helferinnen mehr als 300 000 Mineralwasserflaschen und 10 000 Tuben Sonnencreme. Und um überhaupt die Menschenmassen auf die Festwiese zu bekommen, hat die Deutsche Bahn Sonderzüge eingesetzt, die u.a.  im 10-Minuten-Takt zwischen Berlin und Wittenberg verkehren; 700 Shuttlebusse bringen die  Autofahrer teilweise von dreißig Kilometer entfernten Parkplätzen zum Gottesdienst. „Ich glaube, Martin Luther wäre sehr zufrieden mit uns heute!“ ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überzeugt. Und weiter: „Ich bin dankbar für das, was durch Christen in unserem Land alles an Gutem geschieht. Und dabei denke ich nicht nur an ihr soziales Engagement, sondern auch an das geistliche, an das Beten, die Gottesdienste,  an die geistlichen Tagungen. Und das ist nicht nur wichtig für die Gläubigen, sondern für die Gesellschaft als Ganzes. Denn der gelebte Glaube kann den Horizont des Alltäglichen erweitern und uns befreien von unnötigen Lasten.“

Bundespräsident: „Ich bin dankbar für alles Gute, was Christen in unserem Land bewirken.“

Auf der Bühne heizen 6000 Bläser aus ganz Deutschland die Stimmung an, und nach dem Gottesdienst laden 350 Gastgeber auf der Wiese zum Reformationspicknick. Bis in den Abend gibt es Konzerte u.a. mit Judy Bailey  und Konstantin Wecker. Der Kirchentag endet mit Festivalstimmung, aber auch mit dem Gefühl: 500 Jahre Reformation, irgendwie kann das noch nicht alles gewesen sein. Und so könnte der Kirchentagsabschlussgottesdienst auch zum Auftakt werden für den „Reformationssommer“ in der Lutherstadt Wittenberg.


Alle weiteren Informationen zum Kirchentag finden Sie auf unserer Sonderseite Kirchentag bei ERF Medien.

 Regina König

Regina König

  |  Redakteurin

Sie ist für ERF Plus in Mitteldeutschland unterwegs mit dem Schwerpunkt Aktuelles/Gesellschaft. Sie ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.

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Kommentare (3)

Hesekiel /

@gast
Die Politik vom Kirchentag entfernen? Da bleibt ja gar nichts mehr übrig :-)
Sie haben ohne Zweifel recht, ich kann diese rot-grüne Sülze nicht mehr ertragen. Mir kommen eher (Wunsch-)Bilder von der Tempelaustreibung Jesu, wenn ich vom Kirchentag höre.

Gast /

@Hesekiel Dies betrifft nicht nur die Evangelisch oder Katholische Kirche. Als erstes würde ich die Götzen rauswerfen. Hierzu zählen beispielsweise die Psychotherapie, den Verkauf christlich, teurer Literatur, sowie die Politik. Ein kleines bisschen Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.

Hesekiel /

Die evangelische Kirche braucht aktuell mehr denn je einen Luther, mehr als die katholische Kirche.

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