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Zwei Fragen

Wolfgang Ortmann über Psalm 13,2.

HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?

Psalm 13,2

Zwei Fragen aus Psalm 13 in Vers 2 sollen Sie und mich an diesem Tag begleiten: „HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?“

Als ich diese beiden Fragen des Psalmbeters las, kam mir eine Geschichte in den Sinn. Ein junger Mann, ich nenne ihn einfach Dieter, hatte mich angesprochen und ich merkte, wie bedrückt er war. Wir setzten uns zusammen und zögerlich begann er zu erzählen: „Ich glaube, Gott interessiert sich nicht für mich. Immer wieder bete ich aber ich empfinde, mein Gebet kommt bei Gott nicht an, er hört mir gar nicht zu. Es ist gerade so, als ob ich vor eine Wand rede.“

In seiner holpernden Erzählung machte Dieter lange Pausen. Immer wieder schwieg er und ich auch. Er suchte nach Worten und ich konnte geradezu sehen, wie er seine Gedanken ordnete. "Ob Gott wohl zuhört, wenn wir beten. Vermutlich ist er ganz weit weg. Wenn er überhaupt da ist. Ich glaube, er hat mich längst vergessen. Ein Freund sagt mir, ich soll die Sache selbst in die Hand nehmen, ich soll das Beten lassen und den Glauben auch. Manchmal frage ich mich, ob er recht hat.“

Lange sprach er noch von seinem Frust und seiner Enttäuschung. Es klang genauso wie in den Fragen aus Psalm 13: „HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?“

Ganz vorsichtig habe ich dann vom Glauben in dunklen Zeiten gesprochen und versucht, Dieter ein wenig Hoffnung zu vermitteln. Irgendwann in unserem Gespräch habe ich schließlich gesagt, dass ich gerne beten möchte. Und ich sah die Zweifel in seinen Augen. Dennoch hat er genickt.

Wochen später liefen wir uns wieder über den Weg. Ich fragte ihn, wie es ihm geht. „Gut geht es mir“, sagte er. „Ich habe lange über unser Gespräch nachgedacht und hatte mehr und mehr den Eindruck, es war Gott, der mir durch dich zugehört und geraten hat. Ich freue mich, dass Gott mich nicht vergessen hat.“

Möglicherweise sind die beiden Fragen aus Psalm 13 heute auch Ihre Fragen. Möglicherweise haben Sie den Eindruck, dass Gott Sie vergessen hat; dass er sich von Ihnen zurückgezogen hat.

Ich möchte Sie an dieser Stelle nur auf  Vers 6 aus dem Psalm 13 hinweisen. Dort sagt der Psalmbeter plötzlich und unerwartet: „Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.“

Dieter hatte genau das getan. Er hatte, trotz seiner Zweifel und seines scheinbar vergeblichen Betens darauf vertraut, dass Gott gnädig ist. Und Gott hatte ihm durch unser stotterndes Gespräch und bestimmt noch durch weitere Erlebnisse deutlich gemacht, dass Gott ihn nicht verlässt, wenn er seine Hoffnung auf ihn setzt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen Gedanken nicht vergessen und Gott sich Ihnen auf seine Weise bemerkbar macht.

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Kommentare (1)

Silvia B. /

Sehr geehrter Herr, Ortmann,
vielen Dank fuer Ihre Ermutigung!
Dass Gespraeche so lang "nach-hallen" / nachwirken koennen, haette ich nicht gedacht.
Wie wichtig und ja auch mit (positiven Folgen) ein Gespraech sein kann, wenn man sich Zeit nimmt.
Vielen Dank!