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/ Wort zum Tag

Zeit ist kostbar

Lothar Podszus über Psalm 90,4.

Tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.

Psalm 90,4

Was ist Zeit? So hat sich manch einer schon gefragt.

Fragen wir den Physiker Isaac Newton, so erhalten wir die Antwort: „Zeit ist absolut.“ Sie existiert unabhängig von anderen Dingen und verläuft immer gleichmäßig. Auch wenn die Drehung der Erde um ihre eigene Achse oder um die Sonne kleine Abweichungen aufweist – „Zeit an sich“ ist eine absolute Größe.

Fragen wir den Physiker Albert Einstein, so erhalten wir die Antwort: „Zeit ist relativ.“ Wenn sich einer von zwei Zwillingen mit extrem schneller Geschwindigkeit auf eine Weltraumreise begibt, ist er bei seiner Rückkehr auf die Erde nach einigen Jahren deutlich jünger als sein Zwilling.

Dass Zeit relativ ist, ergibt sich aber auch aus unserer alltäglichen Erfahrung. Wie unterschiedlich die eigene Zeitwahrnehmung ist, kann jeder selbst nachfühlen: Beim Warten scheinen die Sekunden quälend langsam zu tropfen, bei interessanten Tätigkeiten scheint die Zeit dagegen zu verfliegen.

Und wie sieht die Bibel die Zeit? Im Psalm 90 lesen wir die Worte: „Denn tausend Jahre vergehen vor deinen Augen, als wäre es gestern gewesen. Sie gehen so schnell vorbei wie eine Nachtwache.“

In diesem Psalm geht es um ein Menschenleben, das eingebettet ist zwischen Anfang und Ende, zwischen Werden und Vergehen. Sehr nüchtern und fast ein wenig melancholisch münden die Gedanken ein in die Feststellung: 70 Jahre dauert ein Leben. Nun gut, es können auch 80 Jahre werden, aber dann ist es auch gut gewesen. Denn seien wir einmal ehrlich: ist das meiste nicht doch Arbeit und vergebliche Mühe gewesen? Schon ein Blick in die Natur lehrt: Auf das Wachstum folgt die Blütezeit. Doch schon bald beginnt das Welken und das Vergehen.

„Der Mensch blüht wie eine Blume auf dem Feld. Wenn der Wind über sie hinwegfegt, ist sie dahin.“ So beschreibt der Beter des 103. Psalms die Erfahrung, dass die Zeit unseres Lebens auch schnell zu Ende gehen kann.

Es ist noch nicht lange her, da sang ich in unserm Chor das schöne Lied:

Schenk uns Zeit, schenk uns Zeit, Zeit aus deiner Ewigkeit.
Zeit zum Nehmen, Zeit zum Geben, Zeit zum miteinander Leben
Zeit zum Trinken, Zeit zum Essen, Zeit, um keinen zu vergessen.
Zeit zum Beten, Zeit zum Klagen, Zeit, dir, Gott, auch Dank zu sagen.
Schenk uns Zeit, schenk uns Zeit, Zeit aus deiner Ewigkeit.

Unter uns Sängerinnen und Sängern war auch Jürgen. Er hatte eine kräftige, tragende Bassstimme und meisterte den nicht einfach zu singenden Lauf im Bass sicher und souverän. Keiner von uns wusste an jenem Abend, wieviel Zeit uns noch geschenkt ist aus Gottes großer Ewigkeit. Keiner von uns, auch Jürgen nicht. Denn für ihn waren es nur noch Stunden, die ihm zugedacht waren. Er verunglückte am nächsten Morgen mit dem Fahrrad tödlich.

Wie schmerzlich wurde mir bewusst: Was für ein kostbares Geschenk ist die uns anvertraute Lebenszeit!

Zeit zum Nehmen, aber auch Zeit zum Geben und zum Loslassen.
Zeit zum Klagen, aber auch Zeit, um Dank zu sagen, für das Geschenk der Zeit aus Gottes großer Ewigkeit.

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Anstoß

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Kommentare (4)

Stefan K. /

Hallo und guten Morgen lieber Pastor Lothar Podszus. Da bin ich absolut an Ihrer Seite. Etwa so um das Jahr 2000 hab ich dazu ein Gedicht geschrieben, wo ich auf meine Weise mein Herz ausgeschüttet habe.

Hagen G.-L. /

Das hat mich sehr bewegt, vielen Dank!

Christian K. /

Vielen Dank, freue mich jetzt schon auf das nächste Wort!!

Sabine B. /

Jeder Tag, ein Geschenk