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Wie ich mit Fehlern umgehen kann

Wolf-Dieter Kretschmer über Galater 6,1.

Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid. Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest.

Galater 6,1

Wer in einer fremden Stadt ohne Navi unterwegs ist, der kann sich schnell verirren. Selbst mit Navigation kann es manchmal recht schwierig werden. Baustellen, eine unübersichtliche Verkehrslage, Termindruck – es gibt viele Faktoren, die mir zusetzen können. Und ehe ich mich versehen habe, bin ich falsch abgebogen.

Das Ganze lässt sich sogar steigern. Vielleicht kennen Sie die Redensart: Das ist ein Holzweg. Anders als normale Straßen, die zwei Orte miteinander verbinden, führen Holzwege in einen Wald, aber nicht mehr heraus. Das liegt daran, dass ihr Zweck darin besteht, Holz aus dem Wald zu holen. Wer sich also auf einem Holzweg befindet, wird irgendwann unweigerlich am Ende des Weges ankommen und umkehren müssen.

Von Menschen, die sich verirrt haben oder – im übertragenen Sinn – auf einem Holzweg sind, ist im Bibeltext für heute die Rede. Ich zitiere:

Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid. Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest. (Galater 6, Vers 1)

Kurz ein erklärendes Wort zum Zusammenhang: Der Apostel Paulus schreibt den Christen in Galatien, dem heutigen Zentralanatolien. In seinem Brief spricht er Empfehlungen aus, wie man mit Menschen umgehen soll, die sich in ihren Glaubensvorstellungen oder im Glaubensleben verirrt haben. Paulus verwendet dafür den Begriff Verfehlungen. Dabei spielt es keine Rolle, warum oder weshalb sich jemand in einer misslichen Lage befindet. Entscheidend ist vielmehr, dass er oder sie Hilfe brauchen.

Und jetzt wird’s schwierig, denn das mit der Hilfe ist so eine Sache. Dazu ein Beispiel. Ich habe als Jugendlicher einmal einen blöden Fehler gemacht. Ich habe das Wort nämlich mit einem „h“ in der Mitte geschrieben. Irgendein vorlauter und in diesem Fall wenig hilfreicher Mensch machte mich auf meinen Fehler mit dem Spruch aufmerksam: „Wer nämlich mit H schreibt, ist dämlich“. Das hat gesessen. Ich fühlte mich bloßgestellt. Die Folge? Ich baute gegenüber dieser Person eine Abneigung auf. – Heute schüttle ich den Kopf. Aber damals war ich verletzt und wütend.

Genau dieses Problem sprich Paulus an, wenn er schreibt: Helft dem Betreffenden mit einem sanftmütigen Geist zurecht.

Letzten Endes bin ich aufgefordert, es meinem Herrn, Jesus Christus nachzutun. Der hat niemanden, der eine Verfehlung begangen hatte und jetzt Hilfe brauchte, bloßgestellt. Sogar Petrus, der Jesus in der Nacht zu Karfreitag verleugnet hatte, wurde von Jesus nicht mit Vorwürfen überhäuft. Stattdessen hat Jesus sich demjenigen zugewandt, der Hilfe brauchte, ihm die vergebende Hand gereicht und in die Nachfolge eingeladen. 

Paulus geht aber noch einen Schritt weiter. Er schiebt eine Warnung hinterher. Ich zitiere: „Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest.“

Es geht also um meine Haltung. Ja, es ist meine Aufgabe, meinem Nächsten mit Blick auf dessen Verfehlungen zu helfen. Aber das darf nicht in einer überheblichen, herablassenden Weise geschehen, denn auch ich stehe in der sehr realen Gefahr, zu fallen.

Wenn ich also heute in eine Situation gerate, in der ich jemanden bezüglich dessen Fehler ansprechen muss, dann kann ich mich an den Rat von Paulus erinnern und das in einer freundlichen und wertschätzenden Weise tun. Wer weiß, vielleicht gelingt mir sogar ein stilles Gebet für den anderen?! 

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