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Wenn nicht dein Angesicht vorangeht ...

Klaus Jürgen Diehl über 2. Mose 33,15

Mose sprach zu dem HERRN: Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf.

2. Mose 33,15

Nein, ich hätte damals wirklich nicht in der Haut des Mose stecken mögen. Kaum hatte er mit seinem Volk, den Israeliten, eine wunderbare Befreiung aus Jahrhunderte langer Sklaverei in Ägypten erlebt, da beginnen auch schon die Probleme. Immer wieder muss Mose auf sein halsstarriges Volk, das sich zu den Fleischtöpfen Ägyptens zurück sehnt, einreden wie auf einen lahmen Gaul. Aber nicht genug damit! Auch Gott scheint die Lust an den Israeliten verloren zu haben, nachdem die nicht aufhören zu meckern und zu murren. Schließlich gießen sie auch noch aus Unzufriedenheit mit den Lebensumständen in der Wüste ein goldenes Kalb, das sie anstelle Gottes verehren. Und mittendrin, als säße er zwischen allen Stühlen, ihr Anführer Mose, der mal dem Volk ins Gewissen redet und dann wieder Gott anfleht, dass er sie dort in der Wüste nicht ihrem Schicksal überlässt. Eine dieser flehentlichen Bitten zu Gott können wir in 2.Mose 33, Vers 15 nachlesen: Mose sprach zu dem HERRN: Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier herauf.

Mose dringt also darauf, dass Gott selbst ihnen voran geht und ihn nicht mit der Leitungsverantwortung für sein Volk allein lässt. Aber wie kann das funktionieren? Wie kann Mose darin gewiss sein, dass es wirklich Gott ist, der ihnen auf dem Weg ins Gelobte Land voran geht? Mose hätte am liebsten, dass Gott sie direkt sein Angesicht sehen ließe. Dann wären alle Zweifel und aller Unmut im Volk wie weggeblasen. Aber diesem Ansinnen verweigert sich Gott mit dem Hinweis, dass kein Mensch sein Angesicht schauen könne, weil er vor dem Glanz seiner Herrlichkeit geblendet, umkommen müsse. Aber er sichert Mose zu, dass er dem Volk voran gehen und sie an das versprochene Ziel bringen werde. Das geschieht dann auf mancherlei Weise: durch eine Wolkensäule am Tag und eine Feuersäule des nachts. Durch tägliche Versorgung mit Wachteln und Manna. Vor allem aber durch seine Gebote, die Mose auf zwei Tafeln als Leitlinien für sein Volk von Gott auf dem Sinai ausgehändigt bekommt.

Was können wir aus dieser Geschichte für unsern Glauben heute lernen? Die entscheidende Frage lautet: Ist uns genauso wichtig wie Mose, dass Gott uns auf unserm Weg durchs Leben voran geht und uns ans Ziel führt? Oder möchten wir lieber auf eigene Faust das Glück unseres Lebens suchen und ans Ziel kommen? Dass der Mensch autonom sei und darum in seinem Leben selber die Regie übernehmen müsse, ist ja das Selbstverständnis vieler Menschen heute. Sich führen und leiten lassen gilt da eher als Zeichen menschlicher Unreife und Schwäche. Doch ich bekenne mich gerne dazu, dass mir in meinem Leben gar nichts Besseres passieren kann, als mich der Führung Gottes zu überlassen. Dabei hat Gott uns sein Angesicht in Jesus Christus zugewandt. Wenn wir auf ihn sehen und auf sein Wort hören, bekommen wir Klarheit über unser Leben und erfahren Wegweisung auch in den kritischen Zeiten unseres Lebens.

Mir fällt dazu eine Geschichte aus dem Neuen Testament ein. Nach der Verhaftung Jesu hatte Petrus seinen Herrn trotz feierlichen Versprechens im Vorhof des Hohepriesters dreimal verleugnet. Direkt nach seinem Verrat trifft ihn der Blick Jesu. Der Evangelist Lukas überliefert diese Szene so: Und der Herr wandte sich und sah Petrus an (22,61). Kein verächtlicher oder vorwurfsvoller Blick, aber einer, der den Jünger an sein Versprechen erinnert. So wird ihm schlagartig sein Versagen bewusst: Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich (Vers 62) so lesen wir im Lukasevangelium. Weil Jesus uns sein Angesicht zuwendet und uns mit seinen Augen leiten will, darum, tun wir gut daran, in allen Situationen unseres Lebens auf ihn zu blicken und ihn zu fragen: „Herr, welchen Weg soll ich gehen? Leite du mich!“, um dann im Vertrauen auf ihn den Weg zu gehen, den er mir durch sein Wort zeigt.

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