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Wenig oder viel

Matthias Adt über 2. Korinther 9,6.

Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

2. Korinther 9,6

„Christen geben den Zehnten“, so habe ich es von klein auf gelernt. In unserer Gegend gibt es viele mittelalterliche Zehntscheuern – also ist der Zehnte immer schon ein Thema gewesen. Ich wollte das ernst nehmen, hatte aber viele Fragen dazu und fragte einen christlichen Finanzfachmann: Kannst Du mir sagen, ob ich meinen Zehnten vom brutto oder vom netto geben soll? Er zögerte kurz, lachte ein bisschen und sagte: Das kommt ganz drauf an, ob Du einen Brutto-Segen oder einen Netto-Segen haben möchtest. Ich fand und finde die Antwort bis heute originell. Aber ein bisschen habe ich mich auch geärgert, denn er wollte mir nicht genauer Auskunft geben.

Offenbar hatte die Gemeinde in Korinth zu Zeiten des Apostels Paulus ähnliche Fragen, denn er antwortete ihnen auf eine ähnliche Frage ganz ähnlich: Wer kärglich sät, wird kärglich ernten. Wer im Segen sät, wird im Segen ernten. Damals ging es ganz konkret um ein Spendenprojekt für Jerusalem, dem die Korinther zugestimmt hatten, aber nun ging es wohl ein bisschen holprig. 

Ich finde es sehr interessant, dass für Paulus der Gegensatz zu kärglich nicht reichlich heißt, sondern im Segen. Kärglich oder im Segen. Wenig oder viel – das Wichtigste ist, dass die Investition aus dem Vertrauen auf den Herrn kommt, der alles und reichlich gibt. Für mich als Schwabe, der zu Sparsamkeit und vielleicht zu Knauserigkeit neigt, ist das eine Herausforderung. Aber ich habe vor über 30 Jahren eine Finanz-Lektion gelernt. Wir wollten als Gemeinde nach langer Zeit mal wieder an die Öffentlichkeit gehen und hatten einen berühmten Referenten eingeladen. Doch der wollte eine astronomisch hohe Gage. Darüber gerieten wir richtig in Streit. Wochenlang. Die Befürworter setzten sich mit knapper Mehrheit durch, aber wir saßen dann doch mit sehr gemischten Gefühlen auf unseren Stühlen. Als wir nach dem Abend die Kollekte zählten, hatten wir zu unserer völligen Verblüffung das Zehnfache der Gage in den Körben.

Gott lässt sich nicht lumpen. „Habt Ihr je Mangel gehabt?“, fragt Jesus seine Nachfolger im Lukasevangelium Kapitel 22. „Niemals“, antworten sie wie aus der Pistole geschossen. Niemals – und das nach drei abenteuerlichen Wander-Jahren, wo sie von der Hand in den Mund lebten und ohne festen Wohnsitz. Sie führten ein Leben nicht im Luxus, aber im Segen. Sie machten immer wieder die überraschende Erfahrung, dass ihr Herr kein Mr. Zehnprozent ist, sondern ein Mr. Hundertprozent.  Er ist ja nicht der, der einen Zehnten will, sondern er ist der, der 100 % gibt. Er schöpft aus dem Vollen. Wein im Überfluss in Kana. Brot und Fisch im Überfluss bei der berühmten Speisung der 5000. Wenn die Kirche in Nöte kam, dann waren es nie Finanzgründe, sondern immer andere Gründe. Das Geld folgt immer der Nachfolge und dem Auftrag, nicht umgekehrt. Money follows vision, sagen die Engländer.

Viele Leute denken, dass Geld eigenen Regeln folgt. „Geld regiert die Welt.“ Nein, Jesus ist der Herr auch über Geld und Gehalt, Sparbuch und Spenden, Versicherungen und Finanzierungen. Er ist auch der Herr über Haushaltspläne, Kirchensteuern und Sparmaßnahmen seiner Gemeinde.

Ja, manchmal ist der Umgang mit Finanzen schwer. Und das Thema „Zehnter“ ist sicher immer gleich herausfordernd. Egal, ob ich armer Azubi oder reicher Rentner bin. Oft mag eine professionelle Beratung nötig sein. Aber den wichtigsten Rat gibt uns heute der Apostel Paulus: Wer im Segen sät, wird im Segen ernten.

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Kommentare (1)

Wolfgang H. /

Danke Herr Adt. Eine originelle und gute Antwort auf den Zehnten. Diese Frage Brutto oder Netto hatte mich auch einmal beschäftigt und ich hätte mich gefreut, eine solche Antwort bekommen zu haben.