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Was sortiere ich aus?

Roland Bunde über Hebräer 10,35.

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

Hebräer 10,35

„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“. Wie bitte? Wer will denn sein Vertrauen wegwerfen? Der neutestamentliche Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeine wirft Fragen auf. Letztendlich auch die so grundlegende Frage, was es eigentlich bringt, auf Gott zu vertrauen. Viele Hoffnungen der ersten Christen hatten sich nach anfänglicher Begeisterung nicht erfüllt. Viele fragten sich: Wie lange sollen wir denn noch auf die Wiederkunft Christi warten? Viele waren es leid, sich mit einer „großen Belohnung“ vertrösten zu lassen.

Es lässt sich nicht genau sagen, wann der Hebräerbrief verfasst worden ist. Nur so viel steht fest, der Brief ist an Christen gerichtet, die einen „harten Leidenskampf“ hinter sich haben (vgl. V.32). Da ist von „Beschimpfungen“ und „Bedrängnissen“ die Rede. Manche wurden um ihres Glaubens Willen in Gefängnissen weggesperrt. Andere wurden enteignet und konnten somit ihre Kinder nicht mehr ernähren. Es war zum Verzweifeln – und aus Verzweiflung zweifelten viele Christen. Entweder zweifelten sie an sich selbst, so nach dem Motto: Wir sind selber schuld, weil wir immer wieder sündigen und darum haben wir es nicht besser verdient. Oder sie zweifelten an Gott, so nach dem Motto: Einem Gott, der das alles zulässt, kann man nicht vertrauen.

Ich kenne solche Gedanken. Und das, obwohl es mir vergleichsweise so gut geht. Ich lebe in einem Land, in dem ich als Christ nichts zu befürchten habe – außer vielleicht belächelt zu werden. Es beschämt mich, wenn ich die Berichte von der Organisation Open Doors höre, die sich weltweit für verfolgte Christen einsetzen. Da kann man sich schonmal fragen: Warum lässt Gott das zu? Warum greift er nicht deutlicher ein? Wie lange sollen wir noch warten, bis Gott eingreift? Immerhin leben wir im 21. Jahrhundert, während es im Hebräerbrief heißt: Es wird nur noch eine kurze Zeit dauern, bis der kommt, der kommen soll (V.37). Tja, wann wird Christus kommen? Wann wird er unsere Gebete erhören? Und wird am Ende wirklich alles gut? Vertrauen oder nicht vertrauen, das ist hier die Frage.

Vielleicht kennen Sie das: Es ist an der Zeit endlich mal wieder aufzuräumen und einiges auszumisten. Dann überlege ich bei jedem Ordner und liebgewordenen Sachen: Kann das weg oder brauche ich es vielleicht noch einmal. Und wie das so ist, dann werfe ich die Sachen weg und freue mich für den Moment; endlich wieder mehr Platz; ein gutes Gefühl. Doch es kann sein, dass ich wenig später genau das brauche, was ich weggeworfen habe – und dann ärgere ich mich.

Ich denke, es ist von Zeit zu Zeit dran, sich darüber Gedanken zu machen, welche Glaubenssätze wegkönnen und welche nicht. Manches kann sicherlich aussortiert werden. Es lohnt sich nicht, an Glaubenssätzen festzuhalten, die mir vielleicht in der Kindheit beigebracht worden sind, die aber schon lange nicht mehr passen – vergleichbar mit alten Kleidern, in die ich nicht mehr reinpasse. Anders sieht es mit Glaubenssätzen aus, bei denen es um ganz grundsätzliche Dinge des Glaubens geht. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen und sich wieder ganz bewusst dafür zu entscheiden, auf Gott zu vertrauen – auch wenn es schwerfällt. Ich möchte auf jeden Fall zu denen gehören, - wie es im Hebräerbrief so schön heißt – „die das Leben gewinnen!“

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Kommentare (2)

Leopold H. /

MARANATA: Wir warten auf die physische Wiederkunft von Jesus Christus.
ER ist schon da, ER ist in mir, ich bin in Christus!
ER lebt in mir, ich lebe durch IHN, weil ER für mich schon alles getan hat! ER hat meine Schuld bezahlt, SEIN Blut für mich vergossen, meinen Schuldschein zerrissen!
Amen.

Silvia /

Sehr gut! Vielen Dank! Und sehr ehrlich und praktisch...
Dieses Thema "genauer unter die Lupe genommen..."
"Ausmisten" ist total gut, finde ich auch.: aber was und wie (und wann...)? / unter Gebet mehr