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Was ist denn mit Jesus los

Hans-Georg Filker über Matthäus 15,28.

Jesus sprach zur kanaanäischen Frau: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!

Matthäus 15,28

Jesus sprach zur kanaanäischen Frau: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!

Darf ich zu Beginn meines kurzen Beitrags Ihnen eine persönliche Frage stellen? Sind Sie gläubig? Nicht? Ich bin gläubig, ich glaube sogar, „ziemlich gläubig“. Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr bewusst Christ und folge Jesus gerne. Ich habe viele schöne Erfahrungen in meinem christlichen Glauben gemacht. Und jetzt kommt mein Geständnis. Ich drücke es milde aus: Manchmal verstehe ich Jesus nicht. Eigentlich denke ich: Er ist gelegentlich unmöglich.

Das biblische Wort aus dem Matthäusevangelium ist wunderschön: Jesus spricht zu einer kanaanäischen Frau: „Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!“ Wo ist da ein Problem?

Die Vorgeschichte: Da macht Jesus nämlich genau diese Frau rund. Er lässt sie als Nicht-Jüdin abblitzen. „Meine Priorität“, sagt er, „liegt darin, meinem jüdischen Volk die Augen zu öffnen über das Reich Gottes, den Messias – also über mich -, und über den richtigen Umgang mit den Geboten Gottes.“

Die Bibel berichtet, dass es vorher eine harte Auseinandersetzung mit den Regelkennern, den Hütern des Gesetzes gegeben hatte. Sie nehmen jede Vorschrift ganz ernst, egal ob sie gerade Sinn macht, den Menschen dient oder nicht. 

Und da kommt diese Ausländerin aus Kanaan und versucht die Zuwendung Jesu zu gewinnen. Sie erbittet von ihm, dem Messias Israels, die Heilung für eine erkrankte Tochter. Was für ein Glauben! Oder: was für eine Vermessenheit? Und was macht Jesus?

Jesus stellt sich taub. So kenne ich ihn gar nicht und so mag ich ihn nicht. Die Art, wie er mit der Frau kommuniziert, empfinde ich als herablassend, fast abstoßend.

„Was habe ich mit so einer zu tun, die ist jetzt nicht meine Zielgruppe“. Das macht Jesus ihr unmissverständlich deutlich.

Und die Frau? Sie lässt sich nicht abwimmeln. Sie ist nicht genervt, sie nervt. Sie nervt sogar die Schüler Jesu, die bei ihm sind. Um ihrer lieben Ruhe willen werden sie toleranter als es Jesus ist. Sie bitten: Tue doch was für sie! – unausgesprochen: dann haben wir unsere Ruhe.

Die Frau bleibt dran. Sie akzeptiert nicht, dass Jesus für sie nicht zuständig sei. Jesus ist überrascht von ihrer Resilienz und verändert seine Haltung: „Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst.“

Was passiert da? Wird Jesus seinen Prinzipien untreu? Kann er sich nicht durchsetzen? Oder macht sich hier etwas bemerkbar, was typisch für ihn ist. Menschen in Not bedeuten Jesus mehr als Prinzipien.

Der Glaube an Jesus kann offensichtlich, wie man so schön sagt, Berge versetzen. Auf jeden Fall lässt Gott sich bewegen.

Ich frage mich: machen wir heute auch solche Erfahrungen mit Gott? Mit Jesus? Wie lerne ich Vertrauen in Gottes Möglichkeiten, die in Jesus offensichtlich mein bisheriges Verständnis im Glauben erweitern, um nicht zu sagen strapazieren.

Christsein kann anstrengend werden, weil Nachfolge Jesu, Leben mit Orientierung an Jesus, offensichtlich Zumutungen zur Folge hat. Weil Jesus manchmal weitergeht, wo ich mich glaubensgemütlich eingerichtet habe.

„Dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst.“

Musste Jesus das ausgerechtet zu dieser Frau sagen, die gar nicht zu uns gehört, die gar nicht gläubig in unserem Sinne ist, wo er doch vorher ganz auf meiner Linie war? Ist Jesus abgekommen? Oder muss ich mich neu orientieren?

Ich sagte es bereits. Ich bin ziemlich gläubig. Ich kenne die Bibel ganz gut. Es dämmert mir ein Gedanke, der – zugegeben – etwas peinlich für mich ist: habe ich Tendenzen, mich so zu verhalten wie der ältere der beiden Brüder in der Geschichte Jesu vom verlorenen Sohn? Der ist mit der bedingungslosen Liebe des Vaters nicht klargekommen ist?

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

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Kommentare (4)

Winfried S. /

Sehr geehrter Herr Filker,
ich möchte mich für Ihre tiefgehenden, aber auch erfrischenden Aussagen bei Ihrem gestrigen "Wort zum Tag" ganz herzlich bedanken. Es tut gut, am frühen Morgen mit Ihrer Botschaft, die ich in meiner Familie auch gerne weiter gegeben habe, in den Tag zu gehen.

Stefan H. /

Lieben Dank für diesen anregenden Kommentar (+ den von gestern!). Ich denke, dass diese Frau im Glauben vorweg nimmt, dass die Mission sich von Israel über die Nationen ausbreiten wird. Natürlich mehr

Silja /

Ich würde die Botschaft dieser "Glaubensprüfung" so zusammenfassen: Rettender Glaube erkennt die eigene Not, ordnet sich allein dem Herrn Jesus unter und ist demütig und beharrlich zugleich.

Anneli S. /

Vielen Dank für diesen Text.
Ich verstehe ihn so, dass Jesus uns die Fürbitte zeigt. Die Jünger treten für diese Frau ein bei Jesus. Er erhört ihre Bitte und hilft.
Liebe Grüße