/ Wort zum Tag
Von vorbildlichen und anderen Gemeinden
Andreas Schenk über Apostelgeschichte 2,46-47.
Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.
Vielleicht kennen Sie so ähnliche Geschichten aus Kirchen und Gemeinden, wie diese:
Am Sonntagmorgen singen sie miteinander Lobpreislieder - während der Woche aber kümmert sie herzlich wenig, wie es den anderen geht. Sie reden fromm – und lästern hinter vorgehaltener Hand übereinander. Und das Beste genießen sie lieber andernorts – sonst müssten sie es am Ende ja noch teilen. Und jene, die sie überhaupt noch wahrnehmen, spotten über ihre Zänkereien und nennen sie «die Scheinheiligen».
Das ist reichlich dick aufgetragen und ein ziemlicher Gegensatz zur Schilderung von der ersten Gemeinde. Im heutige Tagesvers in Apostelgeschichte 2,46-47 lesen wir über die ersten Jesusleute in Jerusalem:
„Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.“ (Apostelgeschichte 2,46-47)
In unserer Gemeinde geht es zwar auch friedlich zu. Wir lassen uns leben. Hie und da feiern wir sogar miteinander das Abendmahl. Allerdings nicht in den Häusern. Dazu haben wir die Kirche. Sie steht mitten im Dorf. Aber manche Leute haben sie schon lange nicht mehr betreten. Und haben kaum eine Ahnung, was ihre Kirchgemeinde so macht ….
Unsere Gemeinde ist gottseidank nicht so eine Gemeinde, wie ich sie anfangs beschrieben habe. Aber sie ist eben so wenig wie die erste Gemeinde in Jerusalem.
Das ist wohl auch nicht zwingend nötig. Die Zeiten und die Lebensumstände der Menschen haben sich geändert. Es ist nie nur eine Form, die christliche Gemeinschaft ausmacht. Es gibt verschiedene Formen lebendiger christlicher Gemeinschaft. Das Christentum gleicht eher einer Magerwiese mit allerhand Pflanzen und Blüten.
Und vielleicht entsprach die Schilderung aus der Apostelgeschichte schon damals mehr einer Zielvorstellung der christlichen Gemeinschaft als der Realität. Die Vertrauten von Jesus waren laut der Bibel jedenfalls nicht unbedingt Mustergemeindeglieder. Die Zänkerei der Jünger etwa, wer im Himmel einen Ehrenplatz gleich neben ihm erhalten werde, ist vielsagend.
Trotzdem: Die Freude an Gott und Jesus Christus, Gemeinschaft und Solidarität gehören unbestritten zu den Grundpfeilern christlicher Gemeinschaft. Und dabei geht der Blick stets auch über den Rand der eigenen Gemeinschaft hinaus. Die Richtung ist vorgegeben. Das Beispiel der ersten christlichen Gemeinde motiviert mich, in diese Richtung zu gehen.
Dabei hat christliche Gemeinschaft keinen Anspruch auf Vollkommenheit. Gerade darum dürfen wir getrost Gemeinschaft wagen. Auch in unseren Gemeinden.
Schritt für Schritt.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Lieber Herr Schenk,
im Großen und Ganzen teile ich Ihr Ausführungen zu APG 2,46f.
Allerdings stelle ich schon die Frage, warum Sie an der in dem Bibeltext geschilderten Tatsache Zweifel nähren, … mehrindem Sie den Bericht “vielleicht mehr als eine Zielvorstellung” darstellen. Das geht letzten Endes gegen die Wahrheit des Wortes Gottes! Wenn man so anfängt, dann kann man bald viele biblische Berichte über Tatsachen in Zweifel ziehen (Stichwort : moderne Bibelkritik!) und so dem Wort Gottes die Kraft nehmen und am Ende sogar Heilsgewissheiten infrage stellen
Dass wir heutzutage den Bericht über die Urgemeinde auch als Zielvorstellung uns vornehmen sollten, ist natürlich klar. Und dass schon damals - leider - bald der anfänglich gute Zustand verloren ging, ist auch richtig (siehe APG 5, 1ff!).
Aber deswegen würde ich nicht Gottes Wort und seine Wahrhaftigkeit in Zweifel ziehen.
Mag sein, dass Ihnen das nicht aufgefallen ist, dann nehmen Sie es als brüderlichen Hinweis an .
Herzlichen Gruß