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/ Wort zum Tag

Vom Nebel zum Leben

Friedhelm Geiß über Psalm 16,11.

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Leben rückwärts gelesen „Nebel“ heißt? Zufall? Könnte das nicht auch ein Synonym für eine tiefere Wahrheit sein? Ist nicht das Leben wirklich für viele Menschen zu einem schier undurchsichtigen Nebel geworden? Kälte, Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit und Einsamkeit sind treffende Beschreibungen für solch einen Zustand. Dahinter aber stehen Fragen wie: „Wohin soll mein Weg gehen?“, „Was ist das Ziel?“, „An wen oder was kann ich mich halten?“, „Und wer geht mit mir?“

Ein Bibelvers schlägt da einen ganz anderen Ton an. Er steht im Liederbuch der Bibel in Psalm 16. Dort singt David im letzten Vers: „Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“ Was für ein Wort! Aber wie kommt David dazu, so etwas in den Nebel des Lebens hinauszuposaunen? Es lohnt sich, diesen Psalmvers im Zusammenhang zu lesen und zu bedenken.

Schon die Überschrift lässt aufhorchen. “Ein güldenes Kleinod“ hat Martin Luther in seiner Bibelübersetzung diesen Psalm überschrieben. Mag diese Übersetzung der Überschrift noch so frei und kühn sein, im Blick auf seinen Inhalt trifft sie zu. Helmut Lamparter, evangelischer Theologe und Bibelausleger schreibt: “In der Tat ist dieser Psalm innerhalb der Schatzkammer des Psalters eine besondere Kostbarkeit, ebenso unverwechselbar wie wunderbar. Ein helles Freudenlicht ist hier angezündet, das umso heller strahlt, als in den Psalmen die Stimmen der Klage, die Schatten der Anfechtung einen so breiten Raum einnehmen.”

David hat in seiner Zeit viel von dem Nebel des Lebens erfahren. Dunkle Stunden und Todesangst kannte er gut. Gerade darin aber wurde ihm die Gemeinschaft mit Gott zur Quelle der Weisung, der Kraft und Zuversicht. Er weiß, in der Gegenwart Gottes zu leben, ist das eigentliche Glück dieser Welt. Die Gemeinschaft mit Gott bewirkte in seinem Leben eine tief verwurzelte Freude, eine tragende Gewissheit über den Tod hinaus und eine Gelassenheit im Segen Gottes zu leben und zu ruhen.

Kurz vor Vers 11 spricht David von der Gewissheit, dass Gott auch den Tod überwunden hat: „Denn du gibst mein Leben nicht dem Totenreich preis, du lässt deinen Getreuen das Grab nicht schauen“ (Zürcher Bibel).

David redet hier nicht von der Bewahrung vor einem frühzeitigen oder unzeitigen Tod, sondern vom Tod als Macht, die Leben beendet. Und diese Macht hat Gott besiegt. Gott steht über dem Tod und hat auch seinen Sohn, Jesus Christus, als ersten nicht im Tod gelassen, sondern auferweckt zu neuem Leben. Diese Weitsicht ist prophetischer Art und einzigartig im Alten Testament. Hier leuchtet das Neue Testament auf. Der Gott, der den Weg zum Leben zeigt und Freude die Fülle gibt, der hat einen Weg durch das Sterben hindurch ins Leben. Ewiges Leben ist das österliche Geschenk der Auferstehung. Deshalb hat man diesen Psalm auch Auferstehungspsalm genannt.

In unserem Leben wird es noch manchen Nebel geben. Wer sich aber an den auferstandenen Herrn und Heiland Jesus Christus hält, findet seinen Weg und weiß sich gehalten im Leben und im Sterben.

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Kommentare (2)

Silvia B. /

Sehr geehrter Herr Geiss,
vielen Dank fuer die starke Ermutigung... Ich habe dieses "Wort zum Tag" mir mehrmals angehoert.
Vielen Dank!
herzliche Gruesse...

Andrea H. /

Vielen Dank für die klare und auferbauende Botschaft. Gott sein die Ehre!