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Verloren und wiedergefunden

Hans-Hagen Zwick über Lukas 15,18.

Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.

Lukas 15,18

Gesindel, mit solchen Leuten gibt man sich gar nicht ab (Lk 15,1.2). Besser, man macht einen Bogen. Mit Zöllnern und Sündern kann man keinen Staat machen. Die passen nicht in das Reich Gottes!

Jesus sieht das anders. Er erzählt drei Geschichten, um diese arrogante Denke aufzubrechen. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Geldstück und vom verlorenen Sohn. Damit schlägt Jesus drei Nägel ein. Das muss ihm besonders wichtig gewesen sein.

Wenn man mich fragt, wozu bist du da? Was ist dein Job? Was antworte ich? Ich bin mir nicht sicher, ob ich spontan eine kluge Antwort wüsste.

Wenn ich Jesus frage, ist seine Reaktion deutlich. Er sagt: Ich bin „gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.“ (Lukas 19,10) Jesus weiß, das ist seine Mission. Dafür ist er da.

Ein Sohn geht zum Vater und verlangt von ihm ein kleines Vermögen. Normalerweise läuft das so nicht, aber der Vater lässt sich darauf ein. Er gibt ihm das, was der Sohn verlangt. Der Sohn macht sich auf den Weg. Er hat die Taschen voller Geld. Alles, was er dafür kriegen kann, kauft er sich. Er verprasst die dicke Kohle, bis nichts mehr geht. Er überlegt, ob er zurückgehen sollte, aber er traut sich nicht so recht. Dann macht er das doch. Unterwegs sinnt er darüber nach, was er sagen soll: „ich will zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden“ (Lukas 15,18). Ja, das muss er sich eingestehen, sonst gibt es kein zurück.

Norbert kommt zu mir. Er ist ein fleißiger Bibelleser. Er will von mir wissen, wie er den nächsten Schritt gehen kann. Christ zu werden, ist sein Ziel. Wir machen einen Termin und wollen darüber reden. Ob ich ihn zu Hause besuchen darf, frage ich. Das scheint ihm nicht recht zu sein. Aber irgendwie müssen wir ins Gespräch kommen. Schließlich willigt er ein.

Als ich seine Wohnung betrete, ahne ich, was ihn verunsicherte. Die Wände sind komplett zugestellt. So etwas habe ich noch nie gesehen. Überall stehen die Regale voll mit teuren elektronischen Geräten. Alles ausgesuchte und erlesene Stücke. Mir verschlägt es den Atem. Bin ich in ein Warenlager geraten? Staunend frage ich, wie sich diese Regale gefüllt haben.

Alles zappzarapp, sagt er und lächelt mich an. Alles nur geklaut? Er bestätigt und grinst. Wie das? Und Du hast Dich nie erwischen lassen? Man muss wissen, wie es geht, sagt er. Seine Wohnung ist ein Hehler-Lager, er hat dort ein Vermögen zusammengetragen. Das lässt mich verstummen.

Wie kann er da ruhig schlafen? Das ist es ja, er kann es nicht. Deshalb kommt er zu mir und fragt, was zu tun sei.  Das muss alles wieder dorthin, wo er es mitgenommen hat. Sein Grinsen ist weg. Angstvoll schaut er mich an. Dazu ist er nicht bereit.

Nach 1,5 Jahren kommt er wieder auf mich zu. Seine Gesundheit ist instabil, seit 6 Wochen hat er nicht mehr schlafen können. Er bittet um Hilfe. Da sind wir wieder am selben Punkt. Was soll er machen? Natürlich kann er das Diebesgut einfach im Sperrmüll entsorgen, das würde ihm aber keinen Frieden bringen.

„Geh zum Chef“, sage ich, bitte um ein Gespräch unter vier Augen. Er ist der Einzige, der dir verzeihen kann. Die andern sind verpflichtet, alles nach oben zu melden. Etwas verzagt beginnt er, Koffer und Kisten zu packen. Er will es tun. Ich bete für ihn.

Dann steht er da und bekennt sein Vergehen: „… ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden.“ (Lukas 15,18), sagt alles unter vier Augen. Ihm geht es nicht anders als dem verlorenen Sohn.

Was er dann erlebt, verwundert ihn. Die Geschäftsführer sind berührt. So viel Bekenntnis und Ehrlichkeit erstaunt sie. Das es so was gibt? Sie nehmen die teuren Geräte entgegen und wünschen ihm, dass er nun als Christ einen guten Weg finden möge.

Keine Anzeige flattert ihm ins Haus, kein Staatsanwalt meldet sich. Hätte ja passieren können, verdient hätte er es. Das weiß er, es ist ein unverdientes Geschenk. Vergebung tut gut und heilt seine Seele. Von Gott und von Menschen. Nun kann er unbeschwert in den neuen Tag gehen. 

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Anstoß

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Kommentare (1)

Guido M. /

"Stark"!