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Vereinbarungssache

Markus Baum zu Daniel 9,9

Bei dir, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung.

Daniel 9,9

Längst nicht alles, aber vieles im Leben ist Vereinbarungssache. Normal ist, dass verheiratete Menschen miteinander durch dick und dünn gehen; dass die Krankenversicherung zahlt, wenn ich mal ärztliche Hilfe brauche; dass bestellte Ware auch wirklich geliefert wird. Dass Gesprächspartner auch wirklich zum verabredeten Termin erreichbar sind oder zum ausgemachten Treffpunkt kommen und mich nicht sitzen lassen, jedenfalls nicht unentschuldigt – auch das wäre normal. So passiert das millionenfach an jedem Tag, den Gott werden lässt.

Miteinander auskommen und sich nicht ständig in die Quere geraten, das funktioniert auf dieser Welt, weil wir Menschen durch ein Netz von Verträgen, Absprachen und Konventionen verbunden sind. Vieles davon muss mir gar nicht bewusst sein, vieles habe ich selbst gar nicht unterschrieben, aber andere für mich, und das ist dann auch gut so. Das Sahnehäubchen obendrauf sind bedingungslose Freundlichkeiten oder Wohltaten, wenn jemand einfach nett zu mir ist, obwohl er oder sie durch nichts dazu verpflichtet ist.

Wie gesagt: Nicht alles, aber vieles im Leben ist Vereinbarungssache. Das gilt auch für das Verhältniszwischen uns Menschen und Gott. In der Bibel im Buch Daniel, da findet sich im 9. Kapitel ein bemerkenswertes Gebet, da steht das mit den Vereinbarungen gewissermaßen schon in der Anrede: Da wird Gott bescheinigt, dass er den Menschen, die ihn lieben und seine Gebote halten, „den Bund und die Gnade bewahrt“ (Dan. 9,4). Im Klartext: Gott hält sich an seine Abmachungen, an seinen Teil der Vereinbarungen. Was aber, wenn seine Bündnispartner sich nicht um ihren Teil scheren? Genau das war die Situation des Volkes Israel zu der Zeit, als Daniel sein Gebet formuliert hat.

Das Gebet ist durchzogen von der Einsicht: Wir haben die Geschäftsgrundlage verlassen, wir sind vertragsbrüchig geworden, WIR – sagt Daniel, und dabei richtet er zwar den Zeigefinger auf die Verantwortlichen, zählt sie auf: die Könige, die Fürsten, die Ältesten…. Zugleich weiß Daniel: Vier Finger weisen auf ihn selbst zurück. Deshalb nimmt er sich auch nicht aus, sondern schlüpft mit unter die Last. Bekennt sich mit schuldig.

Die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für diesen Tag steht mitten in diesem Gebet und lautet:

Bei dir [aber], Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung.

So, für sich genommen, liest sich das wunderbar. Das klingt gut. Bei Gott ist Barmherzigkeit und Vergebung. Das ist ein ganz entscheidender Wesenszug des Gottes Israels. Gott ist barmherzig ohne Wenn und Aber. Ein unbarmherziger Gott könnte nicht zugleich gütig sein und wäre nicht vertrauenswürdig, sondern zum Davonlaufen.

Freilich muss sich auch ein barmherziger und gnädiger Gott nicht alles bieten lassen. Man kann es sich durchaus mit Gott verscherzen. Wenn seine Kinder und Bündnispartner so ziemlich jede Regel brechen, warum sollte Gott sich dann selbst noch an seine Zusagen gebunden fühlen? Genau das war dem Propheten Daniel  schmerzlich bewusst. Er wusste nur zu gut, dass Gott im Recht ist. Und er wusste auch: Wenn es eine Antwort gibt, dann liegt sie ganz auf Gottes Seite. Daniels Strohhalm war das, was er von Gott wusste. Wie Gott ist. Genau daran hat er appelliert. „Um deinetwillen (V. 17, V. 19), „um deiner Gerechtigkeit willen“  (V. 16) wende deinen Zorn ab, erspare deinen Leute die verdiente Strafe. So kann man die Sätze direkt nach dem heutigen Losungswort lesen.

Gott straft nie ohne Grund, nie willkürlich. Aber Gott ist gnädig und barmherzig und vergibt ohne jeden Grund, ohne dass er dazu verpflichtet wäre, denn das ist seine Art. Darauf kann ich mich verlassen. Das lässt mich aufatmen. 

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