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/ Wort zum Tag

Trotzdem zuversichtlich

Ulrich Ahrens über Psalm 34,19.

Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.

Psalm 34,19

Eine erstaunliche Zuversicht spricht aus diesem Satz, die ebenso jeden Leser wie Hörer an diesem Tag packen möchte. Der Psalmdichter David hat sich umgeschaut. Dabei nimmt er wahr, was Menschen, die meinen, die Macht zu haben, so alles anstellen in der Welt. Er erkennt allerdings auch: Sein Gott hat ebenso im Blick, was in der Welt geschieht.

 „Das Gesicht des Herrn verfinstert sich, wenn er auf das Treiben der Übeltäter blickt. Die Erinnerung an sie schafft er aus der Welt. Doch die Augen des Herrn schauen freundlich, wenn sein Blick auf die Gerechten fällt. Seine Ohren sind offen für ihr Hilfegeschrei.“ (Psalm 34, Vers 17+16 BasisBibel)

Was für ein Trost! Unser Gott sieht, was die Mächtigen dieser Welt bewirken. Wie durch deren Tun oder Unterlassen andere leiden müssen. Was aber kann ein einzelner dagegen tun? Das scheint so wenig bis gar nichts.

Doch, sagt der Psalmdichter: Er kann beten! Und dieses Gebet seiner Knechte ist Gott so wertvoll. Er hört, er rettet heraus, er stärkt seine Leute.

Niemand also muss daran verzagen, was in der Welt abgeht. Als ob dies so unvermeidlich wäre. Nein, da ist ein Gott, der dies alles sieht, was Menschen anrichten. Und der sich bitten lässt. Gottes Ohren sind offen, weit offen für die Gebete seiner Heiligen. Darum darf das Weltgeschehen nicht allein im Fürbittengebet am Sonntag seinen Raum haben, sondern ebenso auch in der persönlichen Stille zuhause.

Wie wäre es da, mit der Tageszeitung in der Hand zum Herrn zu beten!

Auch beobachtet, nein, erleidet der Psalmbeter: Gerade der, der sich zu Gott hält, hat in der knallharten Wirklichkeit oft genug das Nachsehen. Deswegen ist die Versuchung ja auch so groß, sich diesem Umgang anzupassen. Der Dichter möchte aber einen anderen Weg gehen. Den Weg der Treue zu seinem Herrn. In der Gewissheit: Er wird helfen.

Wo immer er da zerknirscht ist, wo immer er da ganz unten ist und kaum noch Licht sieht, weiß er: Keiner ist mir so nahe wie der lebendige Herr und Gott.

Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.

Die Zuversicht des David geht sogar so weit, dass er davon überzeugt ist: Nicht einmal ein Knochen wird ihm gebrochen werden können, weil ihn sein Herr bewahrt. Da regt sich bei uns der Zweifel. Wissen wir doch um Krankheit, Not und sogar Unglückstod auch bei solchen, die sich zu Gott gehörig wissen.

Der Gläubige musste im Alten Testament von seinem Denken her das Heil, die Hilfe, immer unmittelbar und ganz konkret greifen und fassen können. Nur selten wird dieses Denken im Alten Testament unterbrochen. Zum Beispiel aber in dem lesenswerten Psalm 73. Dort hadert auch ein Dichter mit dem Glück der Gottlosen und dem eigenen Unglück und Leiden. Doch dann erkennt er: „Du, mein Gott, nimmst mich am Ende in Ehren an!“ Du, mein Gott, führst mich an Deiner Hand. Darum bleibe ich dir treu. Einen anderen Weg sehe ich für mich nicht.

In solcher Treue zu meinem Gott vermag auch ich zuversichtlich zu leben, heute und auch morgen. Es gibt keinen Grund, an dieser Zusage seiner Nähe zu zweifeln.

Auf meinem Schreibtisch steht noch immer ein Kärtchen, das ich erhielt bei der Trauerfeier einer Jugendfreundin vor einem Jahr. Es war ihr Bekenntnis und sollte uns, den Gebliebenen, eine Ermunterung sein. Auf diesem Kärtchen steht ein Satz von Dietrich Bonhoeffer: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzagen“.

Und auf der Rückseite dazu als Kommentar von Jürgen Werth: „Seit Ostern haben die Mächte der Vernichtung und der Verzweiflung nicht mehr das letzte Wort. Nicht über die Welt. Nicht über unser Leben“.

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Anstoß

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Kommentare (1)

Ute K. /

Lieber Herr Pfarrer Ahrens!
Gestern und heute haben Sie so wunderbar tröstende "Worte zum Tag" gefunden, die genau in unserer Zeit passen: Danke!
Herzliche Grüße,
Ute K.