/ Wort zum Tag
Trotz allem
Silke Stattaus über Matthäus 10,19.
Wenn sie euch vor Gericht stellen, dann sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.
Es war zu DDR-Zeiten. Eine Karte aus der Abteilung „K“ landet im Briefkasten von unserem Freund Stefan. Er wird aufgefordert, zur „Klärung eines Sachverhaltes“ in der Polizeiinspektion zu erscheinen. Stefan ist Christ und weiß, er muss mit allem rechnen.
Am Abend vor der Vernehmung liest er in der Bibel das Matthäusevangelium. Ihm fällt der Rat von Jesus ins Auge, den er seinen Jüngern gibt. Als er sie aussendet, sagte er zu ihnen: „Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.“
Das trifft für Stefan ins Schwarze! Und es hilft ihm erst einmal, sich auf das Gespräch vorzubereiten. Er will abwarten und nicht vorschnell sprechen. Will hören, was Gott ihm sagt.
Nachdem er das Bibelwort gelesen hat, geht er am Morgen viel gelassener auf die Polizeiwache. Er sitzt in einer Art Zelle. Der Ausweis wird ihm abgenommen. „Bitte warten Sie, bis Sie aufgerufen werden!“ Wieder beschleicht ihn die Angst.
Aber erst mal abwarten und hören, beruhigt er sich. Gott wird ihm zeigen, was er sagen soll.
Endlich erscheint ein junger Beamter in Zivil zum Verhör. „Sie haben mit Dieter K. studiert. Er ist in den Westen geflohen. Was wissen Sie über ihn?“ „Aha“, denkt Stefan, „darum geht es“. Zuerst schweigt er dazu. Er bittet Gott, ihm einen Impuls zu geben, wann er antworten soll.
Und plötzlich kann er den Beamten fragen: „Was wollen Sie eigentlich von mir wissen? Ich werde nicht fliehen. Ich bin Christ, aber trotzdem ist und bleibt meine Heimat die DDR.“
Da legt der Beamte seine Akten zur Seite und schaut ihn an. „Warum sind Sie Christ als junger Mann? Da verbaut man sich doch nur sein Leben!“
Soweit die Geschichte von Stephan.
Als Jesus seine Jünger aussendet, herrschen gefährliche Zeiten. Er möchte sie darauf vorbereiten. Deshalb macht er ihnen auch nichts vor, sondern beschreibt die Situation:
„Hütet euch vor den gefährlichen Menschen. Sie werden euch vor Gerichte zerren, man wird Euch foltern, knechten und sogar töten. Es kann zu Familienkonflikten kommen, die euch schwer zu schaffen machen. Und trotzdem: Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Bei allen Hiobsbotschaften verspricht er seinen Jüngern aber, dass sie auf die Hilfe des Heiligen Geistes vertrauen dürfen. Der wird sie mutig und stark machen und ihnen die richtigen Worte in den Mund legen.
Gott sei Dank erleben wir Situationen, wie sie die Jünger vor vielen Jahren, oder Stephan in der DDR erlebt haben, nicht in unserem Land. Christen dürfen frei ihren Glauben bekennen. Und doch kommt es vor, dass sie zu ihm befragt werden. Aber auch, dass ihre Antworten Konsequenzen nach sich ziehen. Sie sind zwar nicht bedroht an Leib und Leben, aber vielleicht steht ein Arbeitsplatz auf dem Spiel, oder eine Beförderung. Es kann sein, dass sich wegen ihres Glaubens ein Familienkonflikt anbahnt und sie schwere Entscheidungen treffen müssen.
Genau für solche Situationen verspricht Jesus, durch seinen Geist zu leiten und zu helfen. Er sagt: „Wer bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet (Gute Nachricht)“
Jesus sendet Menschen aus, trotz allem, was passieren könnte. Er verspricht, ganz nah zu sein und zu geben, was nötig ist. Vielleicht in einer Situation die Kraft, still zu sein und abzuwarten, bis der richtige Zeitpunkt zum Reden gekommen ist. Und in einer anderen Situation die Vollmacht, sofort Worte zu sagen, die wirken.
Jesus ermutigt, sich zu ihm zu bekennen. Dann wird seine Hilfe auch erfahrbar sein. So wie bei unserem Freund Stephan. Als er von dem Beamten gefragt wird, warum er Christ ist, fängt er an zu reden. Nicht mehr ängstlich. Mutig erzählt er, warum er an Jesus Christus glaubt. Danach verlässt er die Polizeistation als freier Mensch – und mit der Erfahrung, dass Gott hilft.
Ihr Kommentar
Kommentare (6)
Danke liebe Frau Stattaus
Es ist nicht immer leicht Vertrauen zu behalten. Manchmal siegt das Misstrauen, aber oft belehrt uns Jesus eines Besseren . Danke dafür, ich arbeite daran. Rita
Hierzulande frei den Glauben leben zu können, gilt derzeit nicht für Juden - insbesondere jüdische Studenten!!!!!!
Liebe Silke Stattaus,
das Wort an sich finde ich inspirierend, vielen Dank dafür.
Eine Anmerkung habe ich trotzdem: Natürlich erfahren wir auch heute, auch in unserem Land Bedrohung für Leib und … mehrLeben. Gerade WENN (und weil eben oft) Arbeitsplatz und somit wirtschaftliche Sicherheit davon abhängen, inwieweit wir zu dem uns zugeteilten Wort stehen - oder auch nicht.
Eine Kollegin sagt einmal zu mir: "man findet sich eben ab."
Aber so verstehe ich Jesus nicht.
Und wenn mensch sich eben nicht mit allem ab-, sondern sich in Ausübung der geschenkten Begabung wiederfindet, so führt das nicht selten zu wirtschaftlicher Enge. Dazu, sich z.B. notwendige Medikamente nicht leisten zu können. Und somit eben auch hier, auch heute - zu Bedrohung(en) von Leib und Leben.
Haben wir als Künstler*innen weniger zum gemeinschaftlichen Wohlbefinden beizutragen als Bäcker, Büroangestellte, Lehrerinnen ...?
Ich finde es nicht richtig, diesen Aspekt gering zu reden.
Das stört mich jedes Mal. Daher mein etwas ausführlicher Kommentar.
Geschwisterliche Grüße und eine gesegnete Zeit für Sie,
Cara E.
Herzlichen Dank, liebe Frau Stattaus, für Ihr "Wort zum Tag", dass lebendig und ansprechend war.
Sehr geehrte Frau Stadtaus,
vielen Dank fuer dieses Zeugnis!
Es tut (mir) so gut, etwas zu hoeren aus DDR-Zeiten, und dieses mutige Zeugnis von Stephan...
Wir haben uns damals auch als Studenten … mehrgetroffen zum Bibel lesen, Singen; zu christl. Freizeiten ueber Silvester und im Sommer. Das gab es...
Ich habe erfahren, als Nichtchristin, wie ein ganz tiefer Grund gelegt wurde im Wort Gottes.
In der Schulklasse (ab 3. Schuljahr) wussten wir: Einer von uns ist Christ...
Meine Freundin hat ihren Studienplatz durch Gebet bekommen (obwohl die nicht in der FDJ war...), und wir haben im Studentenaustausch polnische Christen kennengelernt.
Meine Eltern sind oft traurig, wie der "Osten" Deutschlands dargestellt wird.
Es gab Strom, und wundervolle Rezepte, es wurde sich (bei uns) um die Oma's gekuemmert, es gab Urlaube und Feiern..., und kluge Ingenieure...
Aber auch Daecher, welche undicht und langes Anstehen nach Bananen, Dingen des taegl. Lebens, und "ewiges" Warten auf ein Auto..
Es wurden Beziehungen gepflegt.
Und nach der Wende viele Betriebe einfach kaputt gemacht, ein grosses Unrecht...!
Aber es wurde auch viel gebetet zur Wendezeit, da bin ich mir 100% sicher, sonst waere alles niemals so friedlich abgelaufen... (ich habe gehoert, wie die Hunde bellten zu Demo)
Auch heute kann es als Christ knifflige Situationen geben (z.auf Arbeit: reden o. schweigen / in der Familie...), das stimmt
Ich bin dankbar, dass wir uns als Christen frei treffen duerfen, hoffentl.
bleibt es lang so..
Liebe Frau Stattaus, Ihr
Wort zum Tag hat mir gut gefallen, und ich wünsche mir, es auch in meinem Leben anzuwenden zu können. Danke.