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/ Wort zum Tag

Trotz allem - Jubilate?!

Peter W. Henning über 2. Korinther 4,8.

Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.

2. Korinther 4,8

Heute ist Sonntag Jubilate, der erste von drei nachösterlichen Sonntagen, die ich persönlich besonders liebe! Sie rufen uns mit Psalmworten auf: «Jubilate, jauchzet, Gott alle Lande!» - «Cantate, singt dem Herrn ein neues Lied!» - «Rogate, gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft.»

Entsprechend wollen die Gottesdienste an diesen Sonntagen die österliche Freude weiterklingen lassen. Denn immerhin ist Jesus Christus auferstanden und hat den Tod überwunden! Genau daran sollen wir uns Jahr für Jahr erinnern, dass nach jedem harten Winter der Frühling kommt – will heissen: Nach jeder Leidens- und Sterbenszeit kommen «die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben.»

Diese Worte sprechen wir jeden Sonntag gemeinsam im apostolischen Glaubensbekenntnis. Das ist nicht nur eine gute Tradition, sondern auch eine heilsame Therapie. Denn es gibt sie doch immer wieder, diese dunklen Tage, an denen uns niemand zum Jubilieren und Singen bringen könnte.

Davon berichten auch unzählige Männer und Frauen in der Bibel. Sie erzählen ungeschminkt nicht nur von ihren notvollen Erfahrungen, sondern auch von ihren Ängsten, Zweifeln und Depressionen. Es sind berührende und bewegende Texte, wie zum Beispiel unser Tageswort: «Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.» (2. Kor.4,8)

So hat es der Apostel Paulus formuliert in seinem zweiten Brief an die junge christliche Gemeinde im griechischen Korinth. Er zählt dort mehrfach all’ das Notvolle auf, was er auf seinen Missionsreisen im östlichen Mittelmeerraum bisher erlitten hatte. Besonders erschütternd, wie schlimm ihm Menschen zugesetzt haben! Leider wiederholt sich das bis heute. Weltweit werden Millionen von Christen bedrängt, verfolgt, gejagt und geplagt.

Jubilate? Cantate? Sind da nicht Loben und Danken, Jauchzen und Rühmen völlig wirklichkeitsfremd und geradezu absurd?

Ja – tatsächlich!

Wenn es da nicht noch eine andere Wirklichkeit gäbe. Paulus deutet sie mit einem geheimnisvollen «Aber» an: «Aber wir ängstigen uns nicht, aber wir verzagen nicht!» Und er fährt fort: «Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.»

Diese vier «Aber» weisen hin auf eine letzte Geborgenheit, auf eine hoffnungsvolle Perspektive. Denn da gibt es eine tragende Beziehung: «Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.» So hat es Paulus einige Jahre später in seinem Brief an die Römer (8,38f) zusammengefasst.

Diese Gewissheit lässt gerade in Zeiten schwerer Not bis heute die tiefgründigsten Lieder, Choräle, Kantaten und Oratorien entstehen.

Diese Gewissheit lässt Männer und Frauen trotzig und mutig Zeichen göttlicher Liebe und Hoffnung setzen! Und zwar gerade dort, wo Ungerechtigkeit und Brutalität zum Himmel schreien. Wie zum Beispiel der jüngste Friedensnobelpreisträger, der kongolesische Frauenarzt Denis Mukwege! Mitten im Bürgerkrieg operiert und therapiert er unter Lebensgefahr vergewaltigte, verstümmelte und traumatisierte Frauen. Damit gibt er ihnen ihre Würde zurück und gibt seiner Heimat Hoffnung!

Jubilate? Jubilate!

Ja, weil uns Gottes Geist einen Trotzdem-Glauben schenkt. Er verbindet Juden und Christen bis heute. Obwohl es viel zu klagen gibt, bekennen wir mit Psalm 73: «Dennoch bleibe ich stets an Dir! Auch wenn mir Leib und Seele verschmachten, so bist doch du Gott allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Denn das ist meine Freude, dass ich mich trotz allem zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn!»  

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