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Trost und …

Stefan Lämmer über Jesaja 38,17.

Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.

Jesaja 38,17

In der Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für den heutigen Tag heißt es: „Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.“

In Zeiten des Umbruchs wächst die Unsicherheit. Wenn sich vieles ändert, wird das Vertraute oft in Frage gestellt. Unsere Seele wird unruhig. Dabei will bedacht sein: Nach biblischem Verständnis hat der Mensch keine Seele, sondern er ist Seele. Aus diesem Grunde können seelische Nöte wie Trauer gesundheitliche Folgen haben. Psychosomatische Krankheiten belegen, dass der Mensch wirklich Seele ist. Ganz wörtlich übersetzt meint das hebräische Wort für Seele Näfäsch Kehle, Schlund, Atem und Luft in Bewegung.

In der Seele erleben wir unsere Gefühle. Hier spüren wir auch unser schlechtes Gewissen, die Schuld, die uns auf der Seele liegt. Es ist wichtig und befreiend, dass wir zu unseren Fehlern stehen. Es erlöst unsere Seele, wenn wir offen und ehrlich in die Worte Jesu einstimmen: „Vergib uns unsere Schuld. Sei mir Sünder gnädig!“ Mit diesem Gebet finden wir den Trost des Glaubens.

Trost erweist sich als etwas Elementares. Er beweist sich als etwas Grundlegendes. Das ehrliche, tröstende Gespräch lässt mich aufatmen. Ich schöpfe neue Hoffnung, weil mir ein Mensch zur Seite steht. Seine Wertschätzung stärkt mich.

Bitte keine Missverständnisse! Unter Trost verstehe ich keine Vertröstung, keine oberflächliche Behauptung: „Alles wird gut.“ Vielmehr gehört das Dennoch zu den Fundamenten des Trostes. Trost kennt ein Trotzdem. Es gilt beides: Ohne Trotz entpuppt sich der Trost als weinerlich. Er zerrinnt in den Widrigkeiten des Lebens. Im Leben erleide ich Widerstände. Ohne begründeten Trost wird mein Trotz mich verbittern und Selbstmitleid wecken. Ohne den Zuspruch der Hilfe Gottes bleibe ich allein in den Nöten meines Lebens. Trost und Trotz gehören zusammen. Nur mit beiden gewinne ich einen langen Atem.

Juden und Christen beten: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ Das Dennoch schöpft seine Zuversicht aus dem einen, der mich hält. Mein Trotzdem gewinnt neue Stärke, weil er seine Nähe und Hilfe verspricht. Sein Trost und sein Trotz helfen mir.

Wie schnell schleicht sich die Überzeugung ein: Meine Angst verstehen die anderen eh nicht. Ich muss allein diese trostlose Zeit ertragen. Und Gott schweigt.

Doch Hermann Traub dichtet:

Aussichtslos nennst du dein Leben
Nur weil dir der Blick
Verstellt ist
in die Zukunft

Hoffnungslos siehst du dein Leben
Nur weil dir die Hoffnung
Geraubt ist
in ein Morgen

Machtlos fühlst du dein Leben
Nur weil dir die Macht
Entzogen ist
in deiner Zeit

Gott sieht deine Zukunft
Gott hat ein Morgen
Gott gehört alle Zeit
Vertraue ihm
Und gib nicht auf.
 

Denn der eine, der Unsichtbare schenkt mir Zeichen seiner Hilfe in seiner Schöpfung. Bei meinem Spaziergang entdecke ich:

Die Rosen entfalten ihre Schönheit in einer Welt, die bedroht ist. Die vielfältigen Schmetterlinge fliegen in einer Umwelt, die unter dem Artensterben leidet. Der Eisvogel singt in einer Welt, die oft unfair und ungerecht ist. Von ihnen möchte ich lernen, mein Trotzdem zu wagen.

Denn der Regenbogen erinnert mich selbst an Regentagen: Gott steht mir in seiner Güte bei, so dass auch ich immer wieder neu erfahre: „Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.“

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Anstoß

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Kommentare (4)

Christel S. /

Es heißt " Herrnhuter Brüdergemeine", nicht -gemeinde.
Der Inhalt ist täglich zu bedenken, danke dafür.

Sabine R. /

Ich vertraue Gott und gebe nicht auf.

Käthi F. /

Danke vielmals für diese wertvolle Auslegung von Jesaja 38,17!
Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen,
Käthi F.

Zita S. /

Lieber Herr Lämmer
Was für ein Trost .......
So gut , Ihre Zeilen sprechen mich sehr an und kommen zur rechten Zeit für mich.
Gerne würde ich mir diesen Trost immer wieder zur Erinnerung mehr