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/ Wort zum Tag

Trost trotz Wollknäuel

Stefan Lämmer über Jesaja 52,9.

Der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.

Jesaja 52,9

Es gibt Situationen, in denen wir im ersten Moment nicht weiterwissen. Es gibt die Tage, die von heute auf morgen das Leben radikal verändern. Wenn der Ehepartner tödlich verunglückt, ein Kind aus dem Leben gerissen wird, die steigenden Preise oder eine Krankheit einen in die Schuldenfalle treiben, da fühlen wir uns innerlich beraubt, erniedrigt und verletzt. Auch das Volk Israel musste schwere Tage bestehen. Harte Zeiten musste das Volk Gottes überstehen. Vieles lag in Jerusalem in Trümmern. Die Babylonier hatten ihre Hauptstadt erobert und verwüstet.

Doch nun heißt es bei dem Propheten Jesaja: „Der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.“ Die schweren Zeiten finden ein Ende. Auch in unseren finsteren Tagen suchen wir nach Trost. In Zeiten wie diesen spüren wir: Trost erweist sich als etwas Elementares. Er beweist sich als etwas Grundlegendes. Das ehrliche, tröstende Gespräch lässt mich aufatmen. Ich darf aussprechen, was mir auf der Seele lastet. Die bedrückenden Gefühle, die wie ein verworrenes Wollknäul unentrinnbar erscheinen, finden durch die Aussprache eine erste Hilfe. Ich schöpfe neue Hoffnung, weil mir ein Mensch zuhört, zur Seite steht. Seine Wertschätzung stärkt mich. Manche Zweifel verlieren ihre bedrückende Kraft und ein Gebet weckt neue Zuversicht.

Unter Trost verstehe ich keine leichtfertige Behauptung: „Alles wird gut.“

Vielmehr gehört das Dennoch zu den Fundamenten des Trostes. Trost kennt immer ein Trotzdem. Es gilt beides:

- Ohne Trotz entpuppt sich der Trost als unrealistisch. Er zerrinnt in den Widrigkeiten des Lebens. Im Leben muss ich mit Widerständen rechnen.

- Ohne begründeten Trost wird mein Trotz mich verbittern und Selbstmitleid wecken. Ohne den Zuspruch der Hilfe Gottes bleibe ich allein in den Nöten meines Lebens. Im Auftrag Gottes sichert uns der Prophet zu: „Der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.“


Gottes Versprechen lässt in meiner Seele neuen Lebensmut aufkeimen. Trost und Trotz gehören zusammen. Nur mit beiden gewinnen wir einen langen Atem.

Juden und Christen beten: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ (Psalm 73,23)

Das Dennoch schöpft seinen Mut, sein Vertrauen aus dem einen, der mich hält. Mein Trotzdem gewinnt neue Stärke, weil Gott seine Nähe und Hilfe verspricht. Sein Trost und sein Trotz helfen mir.

Wie schnell schleicht sich die Überzeugung ein: Meine Angst verstehen die anderen eh nicht. Ich muss allein diese trostlose Zeit ertragen. Dagegen verweist uns die gute Nachricht auf den einen, der uns hält; der uns beisteht; der uns in seiner Schöpfung Zeichen seiner Hilfe und Treue schenkt.

Bei meinem Spaziergang entdecke ich: Die Mohnblume entfaltet ihre Schönheit in einer Welt, die bedroht ist. Die vielfältigen Schmetterlinge fliegen in einer Umwelt, die unter dem Artensterben leidet. Die Vögel singen in einer Welt, die oft unfair und ungerecht ist. Von ihnen möchte ich lernen mein Trotzdem zu wagen. Denn der Regenbogen erinnert uns selbst an Regentagen: Gott steht uns in seiner Güte bei. Denn „der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.“

 

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Kommentare (4)

Cornelia S. /

Ich habe erst vor 4 Wochen meinen Mann verloren er starb ganz plötzlich,ich leide und Weine um ihn ,aber ich weiß ich bin nicht alleine ,Gott wird für mich da sein ,Ihre Worte hier haben mich noch weiter bestärkt. Danke.

Ursula /

Vielen Dank Herr Lämmer für Ihre gute Auslegung der Bibelworte zum heutigen Tag!

Susi /

vielen Dank für die Erinnerung, wir sind niemals alleine Gott ist immer da!

Christian K. /

Halleluja!!!